„Ich sehe mich auch mehr als Filmbastler“ – Interview mit Bruno Sukrow
Von Redaktion // 17. September 2014 // Tagged: Bruno Sukrow, Interview // 2 Kommentare
Bruno Sukrow wurde 1927 in Berlin geboren und arbeitete später im Rheinland als Maschinenschlosser. Als Rentner entdeckte er im Jahr 2010 die Möglichkeit, durch Computer-Animationen eigene Filme zu erstellen, die er zunächst komplett selbst vertonte und auf Familientreffen zeigte. Die Filme sind deutlich von älteren Pulp-Romanen der Genres Western, Abenteuer, Science Fiction, Horror und Krimi beeinflusst und zeichnen sich vor allem durch einen sehr eigenen Humor aus. Als sein Sohn Robert im von ihm betreuten Kulturraum L__rzeichen in Aachen die Filme einigen Freunden vorführte, wuchs die Fangemeinde rasch und es entstand ein Netzwerk von neuen Sprechern und allgemeinen Bruno Sukrow-Fans. In ihrer Unbekümmertheit sind diese Filme absolut einzigartig und immens unterhaltsam, was uns Grund genug war, dem Regisseur einige Fragen zu stellen.
Wir haben gehört, dass Ihre Geschichten nie schon fertig sind, wenn sie mit dem Film anfangen. Können Sie uns erzählen, wie Sie sie während Ihrer Arbeit am Film entwickeln und worauf Sie da besonders achten?
Einen Filmanfang habe ich meist immer schnell. Der weitere Handlungsverlauf macht mir oft Kopfzerbrechen. Habe ich mitten in der Nacht eine Idee, stehe ich sofort auf und setze sie um, sonst habe ich sie am nächsten Tag wieder vergessen.
Wichtig ist mir eine halbwegs realistische Kulisse und Kleinigkeiten im Umfeld der Darsteller.
Uns fielen die Konflikte in den Paarbeziehungen zwischen den Männern und Frauen in ihren Filmen auf. Sie sind wie eine verdeckte Geschichte hinter der „eigentlichen“ Abenteuerhandlung. Ist das ein Thema, das Sie bewusst in Ihren Geschichten verfolgen und das Sie auch bei anderen Regisseuren interessiert?
Das sind Sachen, die sich oft aus der Handlung ergeben. In Romy Schneider-Filmen lief ja auch nicht immer alles glatt. Reibereien sind doch das Salz in der Suppe. Regisseure kann ich gerade mal drei aufzählen. Polanski, Herzog und Petersen. Ich sehe mich auch mehr als Filmbastler.
Wie viel Zeit benötigt ein Film, wie lange arbeiten Sie an einem Tag daran? Worauf müssen Sie besonders achten. Was sind die üblichen oder auch größten Schwierigkeiten?
Für einen 60minütigen Film benötige ich zwischen 2 bis 3 Monate. Hängt auch davon ab, wie lange ich auf die Sprecher warten muss. Die größten Schwierigkeiten sind die Tücken der Programme. Ich arbeite mit fünf Programmen, beherrsche sie aber nur unvollkommen. Habe keine Englischkenntnisse.
Was ist eine gute Geschichte? Was kennzeichnet sie, und was sind Ihre Lieblingsgeschichten in Filmen und Büchern anderer?
Eine gute Geschichte muss beim Zuschauer ankommen, etwas auslösen. Als Kind habe ich sehr gerne Karl May, Hans Dominik und Rolf Torring gelesen.
Haben Sie Lieblingsschauspieler / Lieblingssprecher?
Früher begeisterte mich Harry Piel. Später wurden es Alain Delon, Belmondo, Lino Ventura, Charles Bronson und vor allem Burt Lancaster.
Welche von Ihren Filmen halten Sie für die Gelungensten und warum?
Am Ende des Weges. Der Film hat einen ernsten Hintergrund und bewegt. So etwas würde ich gerne mal als richtigen Film sehen.
Welche Rolle spielten Filme bisher in Ihrem Leben – gingen Sie oft ins Kino oder eher in die Videothek? Hat sich Ihr „Sehen“ von Filmen geändert, seit Sie selbst welche machen?
Mein letzter Kinofilm war mit Heinz Rühmann: Es geschah am hellichten Tag. Ich war damals auf einem Lehrgang in Stuttgart, und ein Kollege überredete mich. Später habe ich nur noch Videos geschaut. Viel Eastwood aber auch sehr gerne französisches Kino. Meine Frau mochte diesen Piccoli.
Gibt es Filme, die sie beim eigenen Filmemachen besonders beeinflusst haben?
Beeindruckt haben mich Filme wie Verdammt in alle Ewigkeit oder Einer flog über das Kuckucksnest. Aber nicht beeinflusst.
War das Filmen ein langgehegter Wunsch, oder wie kam die Idee zustande? Hatten Sie die Ahnung, dass Sie mit den entsprechenden Computerprogrammen gut zurechtkommen würden?
Jahrelang habe ich mit der Filmkamera gefilmt. In den Urlaub ging es nie ohne Camcorder. Ich habe mich immer gefreut, wenn einer aus der Familie fragte, ob wir diesen oder jenen Urlaubsfilm nicht mal schauen könnten. Zu einem PC musste ich überredet werden. Aus Platzgründen hatte ich mein Hobby, die Malerei, an den Nagel gehängt, und da kam das Teil gerade richtig. Als Rentner hat man ja viel Zeit.
Haben Sie bei den Filmen, auch wenn die Dialoge noch nicht fertig sind, eine Grundstruktur im Kopf ala „hier müssen Landschaftsaufnahmen hin, dort eine Bar- oder Tanzszene“?
Ich tausche des öfteren schon mal Clips aus. Wenn ich merke, eine Folgeszene ist mir besonders gut gelungen, passt aber nicht zu der Szene davor, dann ändere ich die vorherige Szene.
Auch für Ihre Filme müssen Figuren, Tiere, Hintergründe bezahlt werden – hat der Umstand, daß etwas bereits vorhanden oder günstig verfügbar ist, Einfluß auf die Entwicklung Ihrer Geschichten?
Nein. Auf die Geschichte nicht, nur auf die Möglichkeit der Darstellung.
Könnten Sie sich vorstellen, auch einmal einen nicht animierten Film mit Schauspielern zu drehen? Was für einen Film würden Sie dann gerne machen wollen, wenn Produktionskosten keine Rolle spielen würden?
Mit richtigen Schauspielern zu arbeiten kann ich mir nicht vorstellen, also denke ich da auch gar nicht weiter.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellten Silvia Szymanski und Alex Klotz. Am 10.10. gibt es die seltene Gelegenheit, zwei Filme von Bruno Sukrow zu sehen: In der Raststätte Aachen wird der bizarre Horrorkrimi Martins Feuer und die hervorragende Thrillerkomödie Griechischer Wein gezeigt.
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