Der Chef

Von  //  5. Januar 2014  //  Tagged: , , ,  //  Keine Kommentare

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Die Wohngemeinschaft sieht den „Chef.“

Gerammt von einem SUV für unsere Jüngsten, brüllt ein Original lokaler Gemütlichkeit seinen Schwabenhass über die Winsstraße: „Lass dir zu Miss Fukushima küren.“
Ein SUV schießt rückwärts auf den Bürgersteig. Der Fahrer springt aus dem Fahrzeug und rennt gegen ein anderes. Er gibt dem Mann am Kinderwagen Bescheid: „Wenigstens einmal etwas hingekriegt, das Hand und Fuß hat“.

Mein Wohngenosse und Weggefährte Mirko hat sich heute schon sagen lassen müssen, dass er in einer kulturellen Absteige beschäftigt sei, mit den Fähigkeiten eines blinden Fotografen. Jetzt trifft ein Terrorist der Verachtung mit dem ersten Schlag den schlimmsten Schmerzpunkt. Mirko ist fünfundvierzig und unjüngst zum ersten Mal Vater geworden. Den Nachwuchs von Greisen nennt der Prenzlauer Berg „Knackerkinder“.

Wir sind auf dem Weg zur Videothek, die Wohngemeinschaft hat eine Jean-Pierre Melville-Woche ausgerufen. Wir wohnen praktisch. Vor der Tür hält ein Vietnamese den täglichen Bedarf in Vorrat, neben ihm brummt ein Fahrradladen wie verrückt und daneben warten die (Film-)„Delikatessen“. Ich weiß gar nicht, ob man zu so einer Ausleihe noch Videothek sagt.

„Der Chef“, ein Melville aus dem Jahr 1972, beginnt mit Reliefs: wie aus einem Eisblock geschnitten. Die Stimmung ist maritim, aber nicht mediterran. Da friert nicht das Mittelmeer ein, vielmehr rollt der Atlantik an. Die Theatralik des Wetters steigert die Erwartungen. Melville spult die Szenen in Saint-Jean-de-Monts langsam ab. Das suggeriert eine mentale Zeitlupe. Jedes Revers, jede Häuserzeile, jede Kontur, jede Böe und jede fliegende Zeitung bietet sich der Einprägung an und erscheint als Wesensmerkmal eines Helden. Ja, die Häuser und das Wetter und der Plymouth Road Runner spielen Charakter. All das charakterisiert vier Gangster auf dem Weg zur Arbeit. So wie sich Mirko morgens aufs Rad setzt. Als Dutzendtyp der Kultur. Die Repräsentation kommt von außen, die Stadt beschreibt ihn.
Drei Gangster steigen aus und dringen in eine Bank, der Fahrer behält die Ruhe.
Ein Schusswechsel stört den Raub, angeschossen wird ein Gangster zur Belastung. Hier interessiert mich, wie lange hält die Solidarität und welche Zeichen kündigen das Ende an.

Die Gangster legen eine falsche Fährte. Sie tauschen den Plymouth gegen einen Mercedes und liefern ihren Verletzten in einem Krankenhaus ein. Richard Crenna spielt das Gehirn des Quartetts – einen Nachtclub-Besitzer namens Simon. Dieser Simon kämmt sich gern, er achtet bei jeder Gelegenheit auf seine Garderobe. Mit einem nachlässigen Krawattenknoten raubt man keine Bank aus. Seine Gefährtin beweist auf den ersten Blick, dass Simon ein Leben auf Messers Schneide avec plaisir führt. Catharine Deneuve scheint als Cathy nicht von dieser Welt, sie schwebt über der Jauche allen Irdischen. Sie spielt wie unter Drogen eine Komplizin mit den besten Verbindungen zur Polizei. Ihr Liebhaber ist Kommissar. Edouard Coleman geht in Simons Club ein und aus. Er trinkt Scotch aufs Haus.

Alain Delon spielt den Beamten wie einen Verbrecher. Als Schläger und Erpresser im Amt. Wenn er sich im Club ans Klavier setzt, klimpert die Pose. Wenn er romantisch auftaut, sind alle Worte und Gesten leer. Seine Versprechen sind Lügen. Alain Delon ist ein Mann ohne Eigenschaften, ein gewalttätiger Langweiler. Sein Gegenspieler Simon hat mehr Farben. Man ahnt die Struktur seiner Beziehung zu Cathy. Sie geht über ihn hinaus, in ihr erkennt Simon seine Grenzen.

Cathy tötet den verletzten Teilnehmer am ersten Überfall im Krankenhaus. Als Schwester verkleidet, spritzt sie ihn bildschön ins Jenseits. Noch ein eiskalter Engel in Melvilles Trophäensammlung.

Der erste Coup diente der Finanzierung einer viel größeren Sache, von der Kommissar Coleman Wind bekommt. Simon seilt sich aus einem Helikopter ab. Er entert den Nachtzug nach Lissabon. Er mistet einen Kokskurier aus. So ausführlich wie auf dem Theater.

Marc Albouis heißt der von Cathy ermordete Gangster. Er stirbt als Monsieur Schmidt. Bald wird sein Kollege Louis Costa verhaftet. Er lacht Coleman aus. Coleman schottet sein Büro gegen die Außenwelt ab. Die Schmerzkur kann beginnen.

Frankreich/Italien 1972, Regie: Jean-Pierre Melville

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