Armee im Schatten

Von  //  4. Januar 2014  //  Tagged: , ,  //  1 Kommentar

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Der Eiskalte Ingenieur. Ein Homo faber des französischen Widerstands – Lino Ventura als Mann der Résistance in Melvilles „Armee im Schatten“.

In Melvilles „Eiskaltem Engel“ aus dem Jahr 1967 steht vor allem der Bushidobibelspruch: „Es gibt keine größere Einsamkeit als die eines Samurai, außer vielleicht die eines Tigers im Dschungel.“ Zwei Jahre später unterstellt der Regisseur seinem Résistance-Drama „Armee im Schatten“ ein Fazit von Georges Courteline: „Mauvais souvenirs soyez pourtant les bienvenus. Vous etes ma jeunesse lointaine.“
Das Zitat heißt schlechte Erinnerungen willkommen, da sie zählen zur Jugend (des Erinnernden). Jean-Pierre Melville spielt so auf seine Zeit im Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht an.

Das erste Bild zeigt paradierende Wehrmacht vor dem Arc de Triomphe. Paris ist entblößt und ohnmächtig. Das freie Frankreich geht am Stock. Melville zeigt die Okkupation als eine Serie brutaler Verwaltungsakte. Er stellt der Okkupation den kantig-virilen Ventura entgegen. Dieser Bulle oder Bruch-Typ passt in keinen bürgerlichen Anzug. Das Zivile liegt ihm nicht. Lino Ventura verkörpert den gesellschaftlichen Grenzgänger. Ihm könnte ein Club in Marseille gehören als Fassade für ein Schwarzmarkt- und Schleuserkönigreich. Während Flüchtlinge aus ganz Europa in seinem Laden auf falsche Papiere und ihre Passage nach Übersee warten, fordert er den Pianisten auf: „Play it again.“

Ventura spielt aber den Ingenieur Philippe Gerbier. Der lehnt sich nicht nur auf gegen einen übermächtigen Feind. Vielmehr repräsentiert er eine autokratische Regierung im Untergrund. Das ist entscheidend: der Ingenieur zweifelt nicht an seiner Legitimation. Er fühlt sich aber auch nicht berufen. Dazu fehlt ihm die Phantasie. An keiner Stelle tritt Lino Ventura als Philippe Gerbier mit einer aus-Sorge-um-Frankreich-Attitüde auf. Er entscheidet über Leben und Tod aus maskulinem Selbstverständnis. Seine Haltung sagt: Ich unterwerfe mich nicht. Ich denke an Malraux, der einen Helden sagen lässt: „Kein Unglück soll weiter reichen als der Lauf meines Revolvers.“

Ingenieur Gerbier führt einen inneren Monolog, das Publikum vernimmt den sachlichen Text aus dem Off. Seine Notlage öffnet ihn für ungewöhnliche Allianzen, doch sein Standpunkt bleibt fest. Wenn er sich auch mit einem Kommunisten verbündet, besteht er doch auf den Abstand zwischen den Ansichten. Das heißt, unter anderen Umständen könnte der Kommunist Feind sein. So ist er wenigstens Franzose.

„Armee im Schatten“ vereint eine Reihe persönlicher Dramen. Sie handeln davon, wie Menschen unter Druck reagieren. Sie führen auf die schmalsten Grade zwischen Vertrauen und Verrat. Sie suggerieren in der Summe, dass jeder Verräter werden kann. – Und dass es nicht unbedingt die besten sind, die am längsten durchhalten.

Melville lässt Ventura die gewohnte Schlagkraft. Gerbier bringt eine schwer bewaffnete Wache mit dem Messer um. Er tötet, um zu überleben. Das ist keine patriotische Tat und keine militärische Maßnahme. Der Bürger wird zum Würger unter dem Zwang einer Besatzung.

Gerbier veranlasst und überwacht die Hinrichtung eines Kollaborateurs. Der Film zeigt diesen Verräter als Schwächling und seine Henker als besonnene Männer, die mit leichter Hand und schwerem Herzen das Richtige tun.

„Armee im Schatten“ adaptiert einen Roman von Joseph Kessel, der auch die Vorlage für „Belle de Jour“ lieferte. Man hat Melville vorgeworfen, in einem Genrefilm Psychologie zu treiben. Ich finde, Melville nutzt seine film noir-Brillanz, um eine komplexe Geschichte nicht aus dem Ruder straffer Dramaturgie laufen zu lassen. Übrigens sehen die uniformierten Deutschen im Film bis zum Obersturmbannführer wie Komparsen aus.
Gerbier organisiert den Widerstand in Marseille. Mit dem Chef der Résistance reist er im U-Boot nach London. Da sieht er kurz de Gaulle. Er wird Zeuge der englischen Gelassenheit im Bombenhagel. Schließlich erfährt Gerbier, dass sein Stellvertreter verhaftet wurde. Er steigt ins nächste Flugzeug und springt mal so eben über Frankreich ab.

Paul Meurisse spielt den Chef der Résistance als einen Mann, dessen Fähigkeiten im Verborgenen liegen. Neben Ventura erscheint er wie der demente Dorfpfarrer. Der festgenommene Adjutant heißt Félix Lepercq. Paul Crauchet spielt ihn wie einen Gangster von Format. Simone Signoret nimmt als omnipotente Mathilde Lepercqs Platz ein. Sie studiert die Baupläne der Heeressanitätsschule in Lyon. Da hat sich das die geheime Staatspolizei einquartiert.

Beinah am Rand des Geschehens spielt der strahlende Jean-Pierre Cassel den unternehmungslustigen und findigen Flieger Jean-François Jardie. Jardie schließt sich der Gerbier-Gruppe stürmisch an. Er findet dann ein merkwürdiges Ende. Sollte ihn das Leben in der Illegalität zermürbt haben?
Ich will eine Stelle hervorheben: Gerbier nennt seine engsten Gefährten, einen besonders mutigen und einen besonders starken Befehlsempfänger, Mörder. Die Frage ist, ob er sich selbst so sieht oder ob ihn das Urteil ausnimmt? Guckt euch den Film an und sagt Bescheid.

Frankreich 1969, Regie: Jean-Pierre Melville


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