A Field In England

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Mysterium und Farce: ein Film, der sich zwischen diesen Koordinaten aufhält, entzieht sich erst einmal einer konkreten Beschreibung. Und deshalb, genau deshalb ist er auch spannend. A Field in England ist Ben Wheatleys dritter Langfilm, und obwohl er doch ganz anders ist als Kill List oder Sightseers, ist er doch ein typischer Wheatley. Britischer schwarzer Humor, alltägliche aber groteske Charaktere, die unerhörte Sensation als Konstrukt. Das Drehbuch ist wichtiger als die Production Values, aber das Skript ist eben auch kein Crowdpleaser. Beziehungsweise ist es das schon, aber eben nur derart, dass man angefixt wird, bevor es einen wiederum auf Abwege führt und gründlich verstört.

A Field in England ist dabei sein radikalster (und am schönsten photographierter) Film, ein streckenweise halluzinogener Trip inmitten des englischen Bürgerkriegs im 17. Jahrhundert – leider ist er aber auch Wheatleys schlechtester. Recht zusammenhanglos reihen sich hier die Szenen aneinander, die inmitten der vielen Schwarzblenden auch ganz anders hätten zusammen geschnitten werden können. Frei flottierende Einheiten mit nur marginalem Ereigniszusammenhang werden zu einer Geschichte montiert, die eher einen skurilen Zustand beschreibt, als eine Entwicklung. Das ist eine zeitlang natürlich auch spannend, vor allem wenn die (schwarz-weißen) Bilder so satt und voll sind mit einer Experimentierlust, die voller Potenz steckt, die sich aber nie wirklich entladen kann ( – und wir wollen auch nicht das Geschichtenerzählen zum einzigen Sinn des Filmemachens erheben, Gott bewahre!). Jedoch: Man tritt, wie in totem Wasser, auf der Stelle. Und wenn dann der Protagonist, ein Alchemist und Zukunftsdeuter, am Ende aus der Dornenhecke kriecht und erneut vor seinen eigentlich bereits toten Kumpanen steht, dann könnte das auch genausogut der Anfang des Filmes sein, zu dem der Film wieder zurückgefunden hat – oder ein Flashback, eine Rahmenerzählung, oder ein halluzinogener Horrortrip. Apropos Horrortrip. Dieser Film ist sehr trippig, werden doch auch einmal Pilze von der Wiese zum Pilzragout verkocht, die nicht nur einen guten Schiß garantieren, sondern eben auch: Visionen. Schreckensvisionen. Von staubschwarzen Planeten, die sich auf einen zuwälzen. Das Kollidieren von Systemen. Da gibt es dann auch die schönste Szene im Film, wie einer der Halunken wie paralysiert und in den Grundfesten erschüttert in Slow-Motion aus dem Zelt wankt und über die Wiese schleicht wie ein Zombie, unterstützt von einer großartigen Tonspur.

Alchemie und Mystizismus, Bühnentheater, das Schöne im Grotesken. Die Deserteure, die nie ankommen, wo sie auch hingelangen; die nie das Ale-House erreichen werden, wohin sie ursprünglich wollten. An Beckett muss man da denken, etwa an Molloy, oder an Mercier und Camier. Lumpengesindel, alles… Einfache Bedürfnisse befriedigen, bisschen Bierchen, bisschen Pippikackaficki. Ja, so ist der Film auch manchmal, albern und schrecklich zugleich. Er selbst hat, wie einer der Deserteure, „viel Luft zwischen den Ohren.“ Und dröge ist er dann, irgendwann. Aber das Potenzial will man Wheatley nicht absprechen. Denn der Film, der wie eine Fingerübung für ein paar mickrige Pfund aussieht, ist dann doch ziemlich toll im Direktvergleich mit den anderen megalomanisch großbudgetierten Filmen auf dem Fantasy Filmfest 2013. Saving General Yang (von Ronny Yu) etwa ist da so ziemlich das Gegenteil, in jeder Hinsicht (nur leider nicht einmal interessant gescheitert). Nun ja, warten wir mal Wheatleys vierten Film ab, da wird sich zeigen, ob er wirklich was zu sagen und zu zeigen hat. Oder ob da auch viel Luft zwischen den Ohren ist.

A Field In England: GB, 2013; Regie: Ben Wheatley.

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Über den Autor

Michael Schleeh schaut vor allem asiatische Filme. Seit ein paar Jahren betreibt er das Blog SCHNEELAND und schreibt Reviews für verschiedene Webseiten. Indisches Regionalkino ist sein aktuellstes Ding. ~~ Michaels Filmtagebuch: http://letterboxd.com/schneeland/ ~ Michaels Twitter: @mono_micha

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2 Kommentare zu "A Field In England"

  1. Jens Jeddeloh 13. April 2014 um 17:28 Uhr · Antworten

    A FIELD IN ENGLAND ist bereits Ben Wheatleys vierter Langfilm, der erste war DOWN TERRACE.
    Ansonsten stimme ich dem Text tendenziell zu, ob A FIELD… tatsächlich der schlechteste bislang ist,
    vermag ich kaum zu beurteilen, hängt es doch, wie so oft, davon ab, welche Substanzen man intus hat,
    wenn einen die Vorführung erwischt, auf dem Fantasy Filmfest war er für mich jedenfalls eine erfrischende Abwechslung und Wheatleys Experimentierfreudigkeit kann man gar nicht hoch genug
    einschätzen.

  2. Alex Klotz 20. September 2013 um 04:44 Uhr · Antworten

    Schöner Text, dem ich nur zustimmen kann! Und klar, Beckett, das paßt, bin ich selbst nicht drauf gekommen…

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