La Loba

Von  //  31. Oktober 2011  //  Tagged: ,  //  Keine Kommentare

Heller Tag auf einem Friedhof. Ein Blick auf Wolken vor der Sonne macht dem Kundigen klar, dass es der Mond sein soll und die Szene Nacht, aber sorry – das hat Ed Wood besser gemacht. Aber hei, da geht schon ein Sarg auf und eine Krallenhand nebst zugehörigem Kostüm tritt auf. Wir sehen die Wölfin nur von hinten, incl. Schweif, fragen uns aber bereits, ob es 1965 in Mexiko nicht doch schon Kulissen über Ebay gab. Nicht nur in Bezug auf Tageszeit ist der Film unklar, auch fragt sich, wo er denn spielt, denn nun sehen wir einen Mann im Jägerkostüm, der vor einem Zelt Süppchen kocht und darauf wartet, getötet zu werden. Was geschieht, ditto einer Frau, die im Walde Holz sammelt (das verdächtig hingelegt aussieht) und deren Mann. Die Wolfsfrau ist sehr gelenkig, nutzt ein verstecktes Trampolin, als wäre sie in Hong Kong, und springt sogar in Zeitlupe. Dann läuft sie – Herr Baledón hat inzwischen die Nebelmaschine eingeschaltet – einem Mann auf einem Pferdewagen über den Weg, das Pferd scheut, der Mann wundert sich und wir auch: er trägt eine Melone und einen kleinkarierten Umhang. Wann sind wir, wo sind wir, welches Universum ist das, bitte?

Ein zweiter Jäger kommt zum Zelt des ersten und wundert sich. Wir halten übrigens bei Minute 8 von 79, es ist jede Menge los und wir haben noch keinen Satz Dialog gehört. Halt, da kommt was: der Mann der Frau stolpert verwundet dem Melonenmann vors Pferd und sagt „Ah – ah – ah – ah – ah!“, ehe er stirbt. Der Melonenmann blickt sich (verm. nach einem Dolmetscher) um. Die Wolfsfrau steigt wieder in ihren Sarg.

Irgendwo in einem Haus. Ein Typ mit ausrasiertem Nacken und Lederhemd öffnet einen Geheimgang hinter’m Kamin. Enter the Wolfsfrau. Der Melonenmann hält auf offener Strasse an, steigt ab, betritt einen Vorgarten. Die Wolfsfrau – wir bewundern ihren seidig behaarten Arsch – mutiert in ehrwürdiger Universal-Manier zurück und kämmt eine Szene später ihre Haare. Der Melonenmann erreicht eine Tür und stellt sich der Haushälterin als Dr. Bernstein vor. Er wird von einem weiteren Professor – Fernandez – empfangen. Die Frau betrachtet ihre Finger und erinnert sich betroffen an ihre zweite Existenz. Vor einem Chemiebaukasten reden die beiden Akademiker über etwas ernstes – es scheint sich um wissenschaftlich generierte Lykantrophie zu handeln.

Insgesamt befinden sich drei junge Frauen im Hause – wie viele davon schon Werwölfe sind bzw. wie sie zu dem Faktum stehen, kann ich dem Dialog, da spanisch, leider nicht entnehmen. Einige Zeit reden verschiedene Leute über einiges, auch hat der der Professor eine mit Wellblech ausgekleidete Eiskammer, die anscheinend zur Behebung von Lykantrophie dient.

Gegen Mitte taucht dann noch ein männlicher Werwolf auf und will eben ein kleines Mädchen überfallen (das eigentlich längst schlafen sollte, aber eben mal über den Zaun klettert, um in einer Ruine mit einem Aufzieh-Spielzeugsoldaten zu spielen), als ein Schäferhund ihn davon abhält; the ferocious, noisy attack goes wholly unnoticed by the kleine Mädchen, which eine Ruinenecke weiter selig lächelnd mit ihrer Puppe spielt. Der Film unterscheidet deutlich zwischen einem „In-House“-Modus, wo Leute verschiedene Dinge bereden und alles ganz normal ist, und einem Location-Modus, wo es Tag oder Nacht ist, Nebel oder nicht, Wolfsmenschen selbverständlich sich tummeln und Sprache, Vernunft und Ratio nichts zu melden haben.

Es geht dann so dahin; es gibt eine kuriose Szene, in der eine Frau Klavier spielt, was alle Leute furchtbar aufregt, bis man die Klavierspielerin einsperrt – dummerweise in dem Zimmer, wo eben das kleine Mädchen unters Bett gekrochen ist und wir sehen, wie ihre Füße Pelz austreiben, bis sie wie bunny slippers aussehen. Leute kämpfen mit Werleuten. Usw. usw.

Ob das Skript, wenn man die Dialoge verstünde, involvierender wäre, bezweifle ich – so bleiben einige nette Bilder zu mattem Plot: man kann sich an Baledóns Handwerk erfreuen, aber per se sind Werwolfgeschichten nunmal öde. Wäre das eine 40er Monogram-Produktion, würde man sie bestaunen.

Mexiko 1965, Regie: Rafael Baledón

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Über den Autor

Andreas Poletz (1185 bis 1231), aus Chorazin gebürtig, beschrieb seine Seele als »einen schrecklichen Sturm, umhüllt von ewiger Nacht«, und behauptete, dass er aus Verzweiflung begann, seine Hände und Arme zu zerfleischen und mit den Zähnen bis auf die Knochen zu zernagen (incipit manus et bracchia dilacerare et cum dentibus corrodere useque ad ossa). Ist aber nicht wahr.

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