The Man without a Body

Von  //  15. April 2011  //  Tagged: ,  //  Keine Kommentare

DAS hat Nostradamus nicht vorhergesehen.

Während Ed Wood weiter auf DVD veröffentlicht wird, werden kleine Schätze wie dieser, in England vom Bruder Billy Wilders gedreht, ignoriert. Fair ist das nicht: Plan 9 From Outer Space versucht immerhin den landläufigen Klischees zu folgen, auch wenn der Snob über die Duschvorhang-Kulissen und Woods Dialoge lacht; Man Without A Body dagegen sieht aus, als hätte ihn ein 12jähriger erträumt. Es ist keine Komödie.

George Coulouris (zwischen Citizen Kane und L’Anticristo) spielt einen reichen Arsch namens Karl Brussard, der sich von seinem lebensbedrohenden Hirntumor dadurch zu befreien trachtet, daß er den abgeschnittenen Kopf des Nostradamus, jawoll, ausgraben und wiederbeleben läßt, wobei er das Ziel verfolgt, sein eigenes Gehirn durch das des Nostradamus ersetzen zu lassen. Doch, ja, wirklich, das ist schon so, und der Film hält das durchaus für möglich.

Es bleibt zwar unklar, wie er sein eigenes Bewußtsein in dessen Gehirn kriegen will (Brussard zu Nostradamus: „Your name is Karl Brussard!“ – Nostradamus: „I am Nostradamus!“), aber das wirkt weniger befremdlich als man meinen könnte, da der Film eine Realität etabliert, die uns Normalsterblichen versagt ist; die kindlichen Vorstellungen des Films von romantischem Dialog sind nicht minder bizarr, von den eher mal rührenden Darstellungen der daran Beteiligten ganz zu schweigen. (Ob Autor William Grote mit jenem W.G. identisch ist, der in den 60ern für Jugend-Abenteuer verantwortlich zeichnet, ist unklar.)
Gemächlich geht es, doch unbeirrt ins Niemandsland; Nostradamus zitiert Ed Wood („They called me a charlatan, an impostor“ – leider fehlt das „outlawed in the world of science which had previously hailed me as a genius“) und fragt, ob man seine Bücher verbrannt hätte, worauf man ihn aber beruhigen kann, mitunter hören wir Dialoge, die in einem Nebenraum gesprochen werden, rückwärts, Nostradamus belügt Brussard, worauf dieser pleite geht und mangels anderer Beschäftigungen den Liebhaber seiner Maitresse zu erledigen sucht, und im Finale dreht der Film endgültig durch, wenn ein unübertroffen ineffektives „Monster“ zögernd durchs nächtliche London tappt und die meisten Beteiligten schon der Ansicht sind, sie befänden sich in einem Traum und hätten also keinen Grund zum Erstaunen, während die Musik den alten Duke Ellington-Hit „Caravan“ zitiert.

Und warum gräbt niemand die deutsche Fassung aus?

Mann ohne Körper, GB 1957, Regie: W. Lee Wilder

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Über den Autor

Andreas Poletz (1185 bis 1231), aus Chorazin gebürtig, beschrieb seine Seele als »einen schrecklichen Sturm, umhüllt von ewiger Nacht«, und behauptete, dass er aus Verzweiflung begann, seine Hände und Arme zu zerfleischen und mit den Zähnen bis auf die Knochen zu zernagen (incipit manus et bracchia dilacerare et cum dentibus corrodere useque ad ossa). Ist aber nicht wahr.

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