Tucker & Dale vs Evil

Von  //  8. Februar 2011  //  Tagged: , ,  //  Keine Kommentare

Tucker (Alan Tudyk) und Dale (Tyler Labine) – das sind zwei liebenswerte, schüchterne und recht tumbe Rednecks, die gemeinsam zu einer Waldhütte unterwegs sind. Unterwegs treffen sie auf eine horrorfilmerfahrene Gruppe Teenies, die die beiden für grausame Psychokiller halten und ihr Leben in gefahr sehen. Tatsächlich bringen diese sich erst durch ihre Panik in wirkliche Gefahr. Eli Craig schafft es, mit seinem Debütfilm einen glänzenden Meta-Horrorfilm zu inszenieren, der sich keineswegs in seiner nerdigen Attitüde gefällt und das eigene Fachwissen feiert. In der Tradition eines „Shaun of the Dead“ gelingt Craig eine kenntnisreiche Hommage, die ihr Sujet (hier der Backwoodfilm) absolut ernst nimmt. Gerade das nötige Understatement, das diesen temporeichen und jederzeit schwer unterhaltsamen Kracher auszeichnet, macht ihn zur witzigsten Sause seit langem. Genrefans in aller Welt feiern diese kleine Perle bereits ab, selbst die für den Horrorfilm nur selten offene „seriöse“ Presse findet lobende Worte. Wer solche mit Hingabe und Verve inszenierten Erstlingswerke nicht zu schätzen weiß, dem ist wohl nicht zu helfen.

Man darf dankbar sein für einen Film wie „Tucker & Dale vs. Evil“, für den man nicht zwingend jeden Backwood-Streifen der seligen Vergangenheit konsumiert haben muss. Schaden kanns aber nicht. Die Verzerrung der Genrekonventionen, laut denen die Hinterwäldler eben degeneriert, bösartig und mordlustig sein müssen, wird geschickt vorgenommen – die Unfälle, die aus dem Missverständnis entstehen, suchen in ihrer schwarzhumorigen Originalität ihresgleichen. Überhaupt besteht der eigentliche Kunstgriff daraus, die Teens eben nicht explizit als Film-Nerds auszuweisen. Kein Genre-Vorbild wird beim Titel genannt, keiner lässt sein Horrorfilmwissen raushängen. Die Assoziation Redneck-Arschvergewaltigung knüpfen die hübschen Kids ganz selbstverständlich. Kein Wunder, haben Filme wie „Deliverance“, „The Texas Chainsaw Massacre“ oder „Southern Comfort“ doch so ikonische Bilder und Mechanismen entwickelt, das nicht weiter erklärt werden muss, warum das Missverständnis aufkommt. Schwierig aber gekonnt gelöst: Der Zuschauer ist von Anfang an im Bilde, was die Absichten beider Seiten angeht. Das daraus folgende Timing entwickelt sich beeindruckend exakt. Knapp 10.000 Facebook-User, die ihren derzeit allgegenwärtigen Daumen nach oben präsentieren können sich sehr wohl irren. In diesem Fall tun sie es nicht. Ab ins Kino und vorher gibt’s nochmal das texanische Kettensägenmassaker.

Kanada 2009 / Regie: Eli Craig

Zuerst erschienen in leicht gekürtzter Version in: Moviebeta 02/11

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