Return of the Ape Man

Von  //  12. Januar 2011  //  Tagged:  //  Keine Kommentare

„Something new in horror — SUSPANIM — suspended animation!“ (Werberatschlag)

Die neun Billigst-Horrorfilme, die Bela Lugosi in den 40ern für Monogram drehte, gelten als Tiefpunkt der Epoche; ganz fair ist das freilich nicht – so wirr und baufällig Streifen wie The Corpse Vanishes und Voodoo Man auch sind, so können sie doch auch heute noch staunen machen. Immerhin leisteten die Autoren Pionierarbeit: Return of the Ape Man z.B. ist der erste Film mit einem wiederbelebten Steinzeitmenschen, und dass der moderne Unterwäsche trägt, kann nur Pedanten irritieren.
Lugosi arbeitet, unterstützt von John Carradine, wie später Peter Cushing in Frankenstein Created Woman, an Gefrierexperimenten. Nach einer langen Stock Footage-Montage, die Lugosis und Carradines „strange“ (Zeitungsschlagzeile) Nordpol-Expedition symbolisiert, aber aus unerfindlichen Gründen mit 30er-Tanzmusik unterlegt ist, finden sich die beiden im ewigen Rückpro-Eis wieder, unterstützt von zwei Eskimos, deren Gesichter man nie sieht (Kapuze!), was aber Monogram nicht davon abhielt, stolz zu verkünden, es wären echte Eskimos, weil alle Hollywood-Japaner schon in Kriegsfilmen eingespannt wären. Aber es waren definitiv keine Eskimos: diese hätten doch etwas glaubwürdiger im Kulissen-Eis gehackt.
Sie finden zwar kein Mammut, aber immerhin einen Urmenschen und tauen ihn zuhause auf, was in der eigenartigsten Szene des Films resultiert. Rosen scheint einfach den Probedurchlauf gefilmt zu haben, sodass Carradine durchgehend aussieht, als hätte er unter Tranquilizern gestanden, und selbst Lugosi wirkt mitunter recht verloren. Ihm fällt ein Wattebäuschchen runter, als er eine Spritze aufzieht? Macht nix! Er wirft einen Blick off-camera und nickt (aber da ist niemand im Raum ausser ihm und einem Eisblock)? Nun, immerhin ist er mad. Die „Auferstehung“ des Affenmenschen selbst sieht so aus, als hätte man den ganzen Unfug verarschen wollen: Okay, Bela, du parodierst jetzt Lugosi, und John, sieh‘ so drein, als hättest du das Script nicht bekommen, sondern nur das Honorar, das du versaufen mußtest, ehe der Scheck platzt. Es sind zwei kurze Minuten, aber man muss sie mehrmals ansehen: wie Carradine, vom Affenmenschen attackiert, 90 Grad seitwärts von der zu erwartenden Richtung fällt, weil er ansonsten zu früh das Laborinventar zerstört hätte, wie Lugosi die Augen in outriertem Entsetzen aufreißt und routiniert nach der Laborpeitsche greift, und wie insgesamt der Affenmensch am realistischsten rüberkommt.
Ganz so irrsinnig wird’s später nicht mehr, aber auf anheimelnde Weise doch recht idiotisch: Lugosi beschließt, dass der Affenmensch mit ein wenig neuem Zusatzgehirn besser funktionieren könnte, was zu einem klassischen Dialogsatz führt). Nachdem Carradine ihn dabei gestört hat, den Helden aufzuschnippeln (und dabei noch immer betäubt wirkt), wird er kurzerhand selbst zum Organspender. Nun kann der Affenmensch sprechen, weiss aber dennoch nicht, wie er heisst, worauf ihm Lugosi tröstend auf die Schulter klopft: „All right, all right… it takes a little time.“ Und dann, ermutigend: „Perhaps another operation!“
Das mag der Affenmensch aber gar nicht (arbeitet Lugosi ohne Narkose?) und macht sich aus dem Staub. Dies führt zu einigen Momenten, die durchaus etwas für sich haben – ein Affenmensch, der die Mondscheinsonate am Klavier spielt, hätte in anderem Kontext direkt Pathos. Er greift sich Carradines Nichte („Very pretty – you will come with me…“), verläuft sich in etwas, das ein Theater sein soll, vermutlich aber einfach die Monogram-Studios waren, flieht zurück ins Labor und geht nach einer für Monogram beachtlichen Menge an Action schließlich in einer Feuersbrunst zugrunde.
Klingt das abschreckend? All right, all right… it takes a little time. Perhaps another operation!

USA 1944, Regie: Phil Rosen

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Über den Autor

Andreas Poletz (1185 bis 1231), aus Chorazin gebürtig, beschrieb seine Seele als »einen schrecklichen Sturm, umhüllt von ewiger Nacht«, und behauptete, dass er aus Verzweiflung begann, seine Hände und Arme zu zerfleischen und mit den Zähnen bis auf die Knochen zu zernagen (incipit manus et bracchia dilacerare et cum dentibus corrodere useque ad ossa). Ist aber nicht wahr.

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