La Bestia in Calore

Von  //  5. Januar 2011  //  Tagged:  //  Keine Kommentare

Im Italien der 70er Jahre gab es, ausgehend von Pasolinis Saló und Salon Kitty, eine Reihe von Exploitation-Werken, die die Greueltaten des Dritten Reiches zum Anlaß für absonderliche, vom Existentialistischen bis zum Katastrophalen reichende Stories nahmen.

Bestia in calore zählt zur letzteren Kategorie. Man muss nicht italienisch verstehen; im Gegenteil hilft das Nichtverstehen beim Genuss.
Also, irgendwo in einem italienischen Nest: eine blonde SS-Wissenschaftlerin, Dr. Krast, hat eine Art Neandertaler erschaffen, der im Käfig gehalten wird, mitunter Mädchen die Schamhaare abreißt und irgendwie mit der Erschaffung des Übermenschen zu tun hat. Nazis mit unvorschriftsmäßigem Haarschnitt, die von „nostro Fuehrer“ usw. reden, treiben indes die Bevölkerung zusammen, eine alte Bäuerin ersticht während der Aktion den Befehlshabenden von hinten, eine andere Alte wird mit dem MG niedergemäht, wobei wunderbarerweise ein in Tuchfühlung hinter ihr stehender Soldat unverletzt bleibt, ein nacktes Mädel steigt mit „Heil Hitler“ über einen einheimischen Mitläufer, und als sich der Regisseur entschließt, die Kamera zu bewegen, gibt es einen unbezahlbaren Moment, wo der Schatten des Kameramanns exakt in die einzige sonnenbeleuchtete Stelle der Szenerie geworfen wird.

Die Szenen der sich zusammenrottenden Bauern sind weniger unterhaltlich, aber zwischendurch gibt’s noch einige Leichen und eine Kastration, und spätestens, wenn die Partisanen gegen ausgebleichte Stock Footage-Nazis kämpfen, holt der Film auf. Die Elektroschockszene (Strom an Schamlippen) wäre vermutlich schlimmer, müsste nicht ein dahinter stehender Soldat den Strom per Handkurbel über ein Kästchen erzeugen, als wären wir wieder im Physikunterricht. Immerhin reißt der Film schon 2 Jahre vor Buio Omega Fingernägel in Nahaufnahme aus. Ob das, was schwarze Ratten sein sollen, nicht viel eher gefärbte Meerschweinchen sind, weiss ich mangels Biologieunterricht nicht, aber jedenfalls sitzen sie recht gemütlich da.

Es kommt dann einige Schießereien später jedenfalls so, wie es kommen muss – die Frau Doktor wird von ihrer eigenen Kreatur vergewaltigt, und die heldenhaften Partisanen stehen daneben und schauen längere Zeit skeptisch drein, ehe sie endlich einschreiten. Moral?

Italien 1977, Regie: Luigi Batzella

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Über den Autor

Andreas Poletz (1185 bis 1231), aus Chorazin gebürtig, beschrieb seine Seele als »einen schrecklichen Sturm, umhüllt von ewiger Nacht«, und behauptete, dass er aus Verzweiflung begann, seine Hände und Arme zu zerfleischen und mit den Zähnen bis auf die Knochen zu zernagen (incipit manus et bracchia dilacerare et cum dentibus corrodere useque ad ossa). Ist aber nicht wahr.

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