A Night to Dismember

Von  //  2. Januar 2011  //  Tagged: ,  //  Keine Kommentare

(Ich entschuldige mich für diesen zerfahrenen Eintrag. Wer Doris Wishmans Filme kennt, wird mich verstehen.)
Wishman sagt, dass ein wütender Mitarbeiter des pleitegegangenen Kopierwerkes die halbe Footage ihres Ausflugs ins Slasher-Genre zerstört hat, worauf sie verzweifelt aus den Überresten und Outtakes irgend etwas basteln mußte; in der Tat weist das Narrativ so erleuchtete Momente auf wie:

(Szene wechselt.)
Kurzes blutiges Bild einer toten jungen Frau, auf einer Axt liegend, dazu Kaufhausmusik.
ERZÄHLER (beiläufig): „Suzy had accidentally fallen on an axe. She was dead.“
(Szene wechselt.)

Die durchgehende Voice Over-Narration ist auch sonst doof genug, aber Highlight ist eine stylishe Softcore-Sexszene, die für Wishman-Verhältnisse eigentlich sehr professionell und beinahe beeindruckend ist, aber nein, der Erzähler muss noch erklären: „Vicki felt as though someone faceless were making love to her in bright, flashing colors which were changing from one second to the next.“ Thanx, buddy. Ich hätte gedacht, es wäre eine Bildstörung. (Eine weitere Traumszene ist einfach genial, wenngleich sicherlich ohne Absicht.)
Dass sich Wishman u.a. aus einer Sound Library bedient, die schon 20 Jahre zuvor für The Brain That Wouldn“t Die herhalten musste, dass wir viele Beine sehen (aber auch Schinken und eine Hypnovista-Spirale) und narrative Dissolution um sich greift, goes without saying; einige Sub-H.G.Lewis-Effekte wären für die 60er auch ganz okay und das ganze sieht noch immer so herzerwärmend aus wie ein home movie, in dem Dinge daneben geraten, von deren Möglichkeit, daneben zu geraten, man nicht zu träumen gewagt hätte; der Plot ist da noch das geringste Problem. Sonderpreis für den kriminellsten Musikschnitt aller Zeiten.
Ausserdem bietet die DVD noch einen Kommentar mit Frau Wishman herself, die klingt wie eine der Tanten aus Arsenic and Old Lace und mit ihrem Long Time-Kameramann jene Art von Bosheiten austauscht, die nur bei lang aufeinander eingespielten Comedy Teams funktionieren. („You know, Chuck, you can be replaced by a real cameraman.“ – „Don“t touch your mike.“ – „I“m sorry.“)
In einer „Spannungs“szene soll eine Katze plötzlich ins Bild springen – die Szene ist freilich so konfus geschnitten, dass es bewusste Ãœberlegung erfordert, was das eigentlich sein sollte. Es wäre per se schon ein glorious Wishman-Moment, aber dank des Kommentartracks erhalten wir einen raren Einblick in ihren Kopf, denn sie erklärt, dass es gar keine Katze sein sollte: „I cut it so that it looks like a rat!“

USA 1983, Regie: Doris Wishman

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Über den Autor

Andreas Poletz (1185 bis 1231), aus Chorazin gebürtig, beschrieb seine Seele als »einen schrecklichen Sturm, umhüllt von ewiger Nacht«, und behauptete, dass er aus Verzweiflung begann, seine Hände und Arme zu zerfleischen und mit den Zähnen bis auf die Knochen zu zernagen (incipit manus et bracchia dilacerare et cum dentibus corrodere useque ad ossa). Ist aber nicht wahr.

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