DVD: Sommer der Liebe

Von  //  13. März 2011  //  Tagged:  //  Keine Kommentare

Freunde abseitiger deutscher Filmkunst dürfen aufatmen: Nun ist nach der REISE INS GLÜCK auch Wenzel Storchs Vorgänger SOMMER DER LIEBE auf DVD erschienen. Sein „Langhaarigen-Report“ aus dem Jahr 1992 wurde auf Super 8 gedreht und katapultiert den Zuschauer hemmungslos zurück in die wilden, bunten Siebziger. Wir begleiten den Protagonisten Oleander auf seinen Abenteuern mit Rockmusik, Drogen und natürlich Liebe –  zwischendrin immer mal wieder Einschübe oft animierter weiterer kleiner, aberwitziger Geschichten, die teilweise 1:1 aus Fotostories damaliger Kioskprodukte übernommen wurden. Seinen Trip-Charakter bekommt der Film aber nicht nur durch Handlung und Dialoge: Da sind zum einen die unfassbaren, jahrelang vom Sperrmüll zusammengesammelten Kulissen, die kongeniale Musikuntermalung der Schütte-Brüder of „Pissende Kuh Kassetten“-Fame, sowie der unglaubliche Reichtum an bescheuerten Details. Storch bringt in einem Film mehr Ideen unter, als manche Filmemacher in ihrem ganzen Leben haben.

Fast genauso wertvoll wie der Film selbst sind daher auch die umfangreichen Extras auf der Doppel-DVD: In den Dokumentationen zur Entstehung des Werks finden sich nämlich noch viel mehr Einfälle, die es schlußendlich doch nicht in den Film geschafft haben, wie die Figur des „Christian Andersrum“, der den Arsch vorne trägt. Zudem gibt es wertvolle Einsichten in die Entstehung der Produktion – aus Budget-Gründen mußten Wenzel und seine Lebensgefährtin während der dreijährigen Drehzeit in einem Dorf in der Nähe von Hildesheim auch mehr oder weniger in den Kulissen des Films wohnen, und mit Vermieter und Landbevölkerung gab es auch das ein oder andere bizarre Problem. Nach Fertigstellung hörte der Trouble nicht auf, wurde doch eine Filmrolle von einer lesbischen Aktionsgruppe entführt, die die Welt vor diesem „sexistischen und rassistischen“ Machwerk schützen wollten. Auch sehr aufschlußreich die Information, daß man für den Film „laut Gebrauchsanweisung nicht erlaubte Kameraeinstellungen“ verwendet hat. In der Tat zeichnet sich der Film dadurch aus, daß er bewußt Grenzen überschreitet, die gerade das deutsche Kino oft zu schissig ist, auch nur anzutasten, da eigentlich „nicht erlaubt“. Schon allein deswegen: Wer eigenwilliges Kino jenseits aller denkbaren Schubladen zu goutieren weiß, muß dieses Werk besitzen.

Ausstattung:

  • Bild: 4:3
  • Ton: Deutsch (DD 2.0)
  • Untertitel: keine
  • Extras: Faltposter, 8-seitiges Booklet
  • Bonus-DVD: Sitzfußball und Gruppensex (44:39 Minuten) Rickeracke Hippiekacke (56:48 Minuten) Der Grabstein (0:17 Minuten) Wir wurden gehalten wie Tiere (5:07 Minuten) Resterolle aus dem Gartenschuppen des Cutters (2:52 Minuten) BELA B „Altes Arschloch Liebe“ Musikvideo (4:02 Minuten) Trailer: Making Of „Der Glanz dieser Tage“ (6 Minuten)

Die DVD erwirbt man am günstigten direkt beim Erzeuger: www.cinemasurreal.com

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Über den Autor

Alex Klotz ist ein Zelluloid atmendes Wesen und betreibt den Blog hypnosemaschinen. Alex Klotz hat nie als Tellerwäscher, Aushilfsfahrer oder Kartenabreisser gearbeitet und gedenkt das auch in Zukunft nicht zu tun.

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