Oh, wie schön ist Panama – US-amerikanische Actionhelden in Lateinamerika (Teil 1)
Von Oliver Nöding // 4. Dezember 2011 // Tagged: Achtzigerjahre, Action, Charles Bronson, Christopher Walken, Chuck Norris, Diktatur, Drogen, featured, Krieg, Lateinamerika, Militärjunta, Noriega, Pinochet, Robert Duvall // 4 Kommentare
1. Einleitung
Die Schlachten des amerikanischen Actionfilms spielen sich auf sauber abgezirkelten Territorien ab: Cops kämpfen in den Straßenschluchten der Großstädte gegen das Überhand nehmende Verbrechen, US-Soldaten stellen sich auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen der Welt den die Freiheit bedrohenden feindlichen Armeen entgegen und setzen die in der Realität tobenden Konflikte in der Welt der Fiktion fort. In den Achtzigerjahren, in denen der Actionfilm seine Sternstunde als eigenständiges Genre feierte, kamen die Filmsoldaten meistens in Vietnam zum Einsatz, wo sie die Scharte der zwar schon ein Jahrzehnt zuvor erlittenen, aber immer noch schmerzenden Niederlage auswetzen durften, oder, eher den tagespolitischen Ereignissen enstprechend, in Afghanistan, wo sie mit dem russischen Erzfeind persönlich konfrontiert wurden, und in Nahost, von wo aus sich das Terrornetz über den gesamten Erdball spannte. Ein weiterer, kaum weniger häufig besuchter, in der Wahrnehmung zumindest des deutschen Filmsehers aber etwas weniger brisanter Krisenherd lag unmittelbar vor den Toren der USA: Die Rede ist von den Staaten Mittel- und Südamerikas.
Für meinen neuesten Ausflug in die Welt des Actionfilms habe ich mir einige Vertreter das „Lateinamerika-Actioners“ ausgesucht, um Gemeinsamkeiten und Besonderheiten herauszuarbeiten oder auch einfach nur Anregungen zu geben, wie man die kommende Zeit der Besinnlichkeit etwas weniger besinnlich gestalten kann. Um folgende Filme wird es im Einzelnen gehen (in im Text etwas aufgelöster chronologischer Reihenfolge): THE EVIL THAT MEN DO (DER LIQUIDATOR, USA 1984, J. Lee Thompson), TOY SOLDIERS (SCHNITZELJAGD – TEENAGE APOCALYPSE, USA 1984, David Fisher), LET’S GET HARRY! (HOLT HARRY RAUS!, USA 1986, Alan Smithee [Stuart Rosenberg]), THE MISSION … KILL (MISSION COBRA, USA 1987, David Winters), DELTA FORCE 2 (DELTA FORCE 2: THE COLOMBIAN CONNECTION, USA 1990, Aaron Norris) und MC BAIN (MC BAIN, USA 1991, James Glickenhaus). Um den Weg durch den amazonischen Regenwald für meine Leser zu ebnen, werde ich vorher allerdings kurz den geschichtspolitischen Kontext referieren.
2. USA und Lateinamerika
Bis ins 18. Jahrhundert reichen die diplomatischen Beziehungen der USA mit Lateinamerika zurück, die – bedingt durch das Aufeinanderprallen der Unabhängigkeitsbestrebungen der lateinamerikanischen Staaten einerseits und dem Wunsch der politischen und wirtschaftlichen Einflussnahme andererseits – immer wieder zu bewaffneten Konflikten führten: „Traditionell werden vor allem die Staaten Mittelamerikas von den USA als ihr Hinterhof betrachtet. Je nach außenpolitischer Orientierung der Vereinigten Staaten kam es dabei zu Phasen massiver Einflussnahme, bis hin zu von Washington organisierten Regierungswechseln, Putschen gegen gewählte Regierungen und direkten militärischen Interventionen.“ So versuchten die USA in den hier im Zentrum stehenden Achtzigerjahren, die Regierung Nicaraguas zu stürzen (was in die für die USA äußerst unangenehme Iran-Contra-Affäre mündete), sie unterstützten die Militärjuntas in El Salvador, Guatemala und Grenada mit Waffenlieferungen und eilten den Briten im Falkland-Krieg zur Hilfe: Grund für diese Politik war vor allem die Befürchtung, der Kommunismus könne in Südamerika Fuß fassen und sich von dort aus nach Norden vorarbeiten. Die Existenz einer kommunistischen Regierung nur 90 Meilen vor der eigenen Haustür – des Castro-Regimes auf Kuba – war den USA ein sprichwörtlicher Dorn im Auge und erklärt die Aggressivität, mit der sie seit den Sechzigerjahren autoritäre, menschenverachtende Systeme in Lateinamerika unterstützten. Diese Politik zog vor allem in den Siebzigerjahren die Herrschaft der Militärjuntas nach sich, die mithilfe der USA demokratisch gewählte sozialistische Regierungen etwa in Chile, Paraguay, Peru und Bolivien ablösten und sogleich begannen, so genannte Schmutzige Kriege – also Kriege gegen die eigene Bevölkerung – zu führen.
Seit den späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahren, die eine auch durch den Zusammenbruch der UdSSR begünstigte Entspannung dieser Verhältnisse sahen, prägte vor allem die in Südamerika beheimatete Drogenproduktion die amerikanischen Beziehungen zum Kontinent. Die Überflutung US-amerikanischer Inner Cities mit Crack und die damit einhergehende Zunahme der Kriminalität schien ein hartes Vorgehen gegen die außerhalb der eigenen Landesgrenzen liegenden Quellen unabdingbar zu machen. So marschierten US-amerikanische Streitkräfte im Zuge des propagandistisch breit angelegten „War on Drugs“ in Panama ein, um Manuel Noriega zu verhaften, wurden die Bemühungen im Krieg gegen die Drogen in den Neunzigerjahren mit dem „Plan Colombia“ auf Kolumbien erweitert, von wo aus Pablo Escobar sein Imperium führte.
3. Action in Lateinamerika
Diese Konflikte bieten für den Actionfilm einen viel versprechenden Rahmen, zumal auch die lateinamerikanische Bilderwelt äußerst reizvoll ist. Neben der Regenwaldkulisse sorgt vor allem die suggerierte lateinamerikanische Mentalität für hohen Wiedererkennungswert: Die Religiösität des Lateinamerikaners begünstigt schwelgerisches Pathos aufseiten der immer wieder auftretenden Freiheitskämpfer, dem die mit Orden behangenen Diktatoren in ihren pompösen Palästen mit ausufernder Exzentrik und royalistischem Größenwahn begegnen. Während sich der Russe im Actionfilm durch äußerste Effizienz und einsilbige Humorlosigkeit auszeichnet, haftet dem Latino immer eine opernhafte Theatralik an, die seine technologische Rückständigkeit tragikomisch verzerrt. Der Kontrast zwischem dem bizarren Pomp der Mächtigen und der Armut der geknechteten Landbevölkerung schließlich verleiht dem Lateinamerika-Actioner die affektive Fallhöhe: Die Guten sind sichtbar gut und noch nicht durch mediale Dauerbeschallung und Luxusgüter korrumpiert, die Bösen um so hassenswerter, als sie sich gegen eine hoffnungslos unterlegene Zivilbevölkerung stellen. Verstärkt wird das agitatorische Potenzial durch die Bezugnahme auf die Verwicklungen von Politik und Wirtschaft in das menschenverachtende Treiben. Lateinamerika erscheint bereits zwei Jahrzehnte vor dem postsowjetischen Russland als Spielfeld für rücksichtslose Geschäftemacher und Kapitalisten.
Der Lateinamerika-Actioner ist inhaltlich erstaunlich homogen. So homogen, dass einzelne Vertreter wie Variationen, Erweiterungen oder Detailausschnitte anderer anmuten oder man sie aus den Versatzstücken anderer komplett „nachbauen“ könnte. Zwei der sechs gesehenen Filme handeln vom Kampf der Rebellen gegen unterdrückerische Militärdiktaturen unter Mithilfe amerikanischer Söldner (THE MISSION … KILL und MC BAIN), zwei von den Bemühungen amerikanischer Privatleute, entführte Freunde zu befreien (TOY SOLDIERS und LET’S GET HARRY!), zwei machen einen Drogendealer zum Oberschurken (LET’S GET HARRY! und DELTA FORCE 2) und in einem weiteren wird zumindest explizit auf Drogen Bezug genommen (MC BAIN), drei von ihnen thematisieren die instabilen Machtverhältnisse, die Diktatoren zu Sockenpuppen ihrer Geldgeber degradieren (MC BAIN, THE MISSION … KILL, DELTA FORCE 2), in allen spielt Korruption eine wichtige Rolle, alle thematisieren die ambivalente Rolle der amerikanischen Regierung gegenüber Lateinamerika, alle zeigen die krasse Diskrepanz zwischen der herrschenden Klasse und der geknechteten Bevölkerung. Der in Lateinamerika angesiedelte Actionfilm mag weniger einflussreich gewesen sein als etwa der Vietnamfilm, doch bildete er innerhalb von nur wenigen Jahren und über eine vergleichsweise geringe Zahl von Filmen ein überaus markantes Profil heraus. Im Folgenden gehe ich auf die von mir ausgewählten Titel ausführlich ein.
3.1 Klassenfahrt nach Panama: TOY SOLDIERS
Den schwächsten Film dieses kleinen Aufsatzes darf ich dankenswerterweise gleich zu Beginn weghauen: David Fishers TOY SOLDIERS trumpft zwar mit einer herrlich beknackten Prämisse auf – reiche Teenies befreien mit Hilfe zweier Vietnamveteranen ihre Kumpels aus den Händen einer mittelamerikanischen Miliz –, ist aber leider viel zu bieder inszeniert und nachlässig gescriptet, um daraus wirklich Kapital schlagen zu können. Millionärstöchterchen Amy (Terri Garber) und ihre Freunde lassen sich in den Sommerferien vom Ex-Soldaten Sarge (Jason Miller) auf dem Segelschiff ihres Vaters nach Panama schippern. Als sich einer ihrer Freunde eine Kopfverletzung zuzieht und medizinische Behandlung braucht, begibt sich ein kleines Grüppchen mit ihm aufs Festland, um dort Hilfe zu suchen. Eine dumme Idee, denn dort peinigt die von Colonel Lopez befehligte Miliz die einfache Landbevölkerung. Der plant insgeheim einen Putsch gegen die Präsidentin und freut sich über amerikanische Geiseln, die Geld in die leeren Kassen spülen sollen. Amy kann zwar wieder entkommen, doch muss sie zu Hause feststellen, dass die US-Regierung nichts zu unternehmen gedenkt, um die Gefangenen zu befreien. Zusammen mit ihren Freunden, Sarge und dessen Armeekumpel Buck (Cleavon Little) kehrt sie zurück, um sie zu retten, bevor es zu spät ist (die Tagline des Films lautete dann auch: „The United States government won’t go to war over a handful of students held captive … But these five friends will.“).
TOY SOLDIERS verdankt seinen Einzug in diesen Artikel zwei Tatsachen: Zum einen handelt es sich dabei um ein – allerdings zu Recht – vergessenes Kuriosum des Achtzigerjahre-Actionkinos, zum anderen stellt er so etwas wie die Teenie-Variante des zwei Jahre später entstandenen, zwar ebenfalls durchwachsenen, aber dennoch ungleich besseren LET’S GET HARRY! dar. Hinsichtlich seiner Zeichnung Lateinamerikas begnügt er sich mit der Darstellung sattsam bekannter Klischees, die er kaum noch mit Bedeutung auflädt. Das Land, in das Amy und ihre Freunde einfallen, wird nie konkret benannt, welchen Plan Colonel Lopez genau verfolgt und wie er diesen mit seinen heillos überforderten Putschisten umsetzen will, bleibt unklar – wichtig ist vor allem, dass er eine schnittige Uniform trägt. Aber diese Skizzenhaftigkeit macht schon deutlich, dass Lateinamerika 1984 als Setting bereits etabliert war, es ausreichte, bestimmte Assoziationen anzustoßen, um alles an seinen Platz fallen zu lassen. Dem Gelingen steht letztlich vor allem Fishers träge und uninspirierte Regie im Weg: Entscheidungen wie jene, Sarge Teile des Films per lustlos hingeworfener Voice-over-Narration begleiten zu lassen, wirken wie Verlegenheitslösungen, es dauert schier ewig, bis der Film in Fahrt kommt, doch bevor er dann richtig abgeht, ist er auch schon wieder zu Ende.
Am merkwürdigsten ist jedoch seine Unentschlossenheit: Nie findet er zu einer klaren Linie, kann er sich entscheiden, ob er nun ein ernstes Drama oder eine Komödie sein will. Es erscheint unangenehm zynisch, dass er sich auf das Schicksal der reichen US-Kids konzentriert und das Leid, das die Einheimischen unter der Fuchtel der Miliz über sich ergehen lassen müssen, lediglich zur Schaffung von etwas Sozialkolorit instrumentalisiert. In eine ähnliche Kerbe haut der üble Schluss, der die Freunde freudig lachend in die Zukunft entlässt, obwohl einer von ihnen wegen einer lächerlichen Gehirnerschütterung sein Leben verloren hat. Das dem Lateinamerika-Actioner innewohnende Potenzial, das darin besteht, seine Protagonisten auf eine quasi-archaische, beinahe vorzivilisatorische Position zurückzuwerfen und für die Grundbedingungen menschenwürdigen Lebens überhaupt kämpfen zu lassen, bleibt völlig ungenutzt. Die Kids aus TOY SOLDIERS haben am Ende nichts gelernt, außer, dass sie ihren Urlaub in Zukunft woanders verbringen sollten.
3.2 Die amerikanische Krankheit: LET’S GET HARRY!
LET’S GET HARRY! gehört zu jenen Filmen, bei denen man als Zuschauer unablässig mit dem Kopf schüttelt, bevor es einem dann irgendwann dämmert, dass sie einer bestimmten Zuschauerschicht wahrscheinlich aus der Seele sprechen. Dass niemand Geringeres als der große Samuel Fuller einen Story-Credit erhalten hat, Regisseur Stuart Rosenberg seinen Namen zurückzog und mit „Alan Smithee“ zeichnete und Robert Duvall schließlich den Kinostart des Films verhinderte, lässt schon darauf schließen, dass allen Beteiligten etwas anderes vorschwebte, als das, was am Ende ihrer Bemühungen stand. Doch man darf trotzdem bezweifeln, dass dieser dumpf patriotische, chauvinistische, erzkonservative und vor allem ziemlich hirnrissige Film bloß durch eine Verkettung von Missgeschicken zu dem wurde, was er ist.
Harry Burck jr. (Mark Harmon) hat die Errichtung eines Wasserkraftwerks in Kolumbien überwacht. Einen Tag vor der Inbetriebnahme und seiner Abreise in die Heimat (wo seine Kumpels schon die Willkommensparty vorbereiten) werden er und der amerikanische Botschafter von kolumbianischen Gangstern als Geisel genommen. Dahinter steckt der Drogenzar Carlos Ochobar (Guillermo Rios), der die USA zur Freilassung kolumbianischer Verbrecher zwingen will. Doch die US-Regierung verweigert die Verhandlung mit Terroristen und lässt Harrys Bruder Corey (Michael Schoeffling) und seinen Freunden keine andere Wahl, als die Befreiung mithilfe des Söldners Norman Shrike (Robert Duvall) in die eigenen Hände zu nehmen.
LET’S GET HARRY! singt das Hohelied auf amerikanischen Kampfgeist und Machertum, beschwört Kameradschaft und Loyalität bis in den Tod und verpasst impotenten Politikern, die nicht bereit sind, mühsam etablierte diplomatische Beziehungen mal eben so in die Tonne zu treten, bloß weil ein paar Rednecks das gern möchten, eine heftige Abreibung. Weil Harry seinen Kumpels – allesamt einfache Arbeiter – gegenüber immer hilfsbereit war, ist es nicht weniger als ihre gottverdammte Pflicht, sich zu bewaffnen und in ein fremdes Land einzumarschieren. Das ist es schließlich, was Amerika groß gemacht hat! Kurt (Rick Rossovich), der als Familienvater als einziger ein ungutes Gefühl bei der Sache (und seine Sinne beisammen) hat und ernsthafte Bedenken an dem lebensmüden Plan anmeldet, wird sogleich als Feigling und Waschlappen beschimpft. Ganz anders der bärbeißige und schwer erfolgreiche Gebrauchtwagenhändler Abernathy (Gary Busey), den die Kumpels als Sponsor für ihr kleines Kommando gewinnen wollen: Den passionierten Großwildjäger und eisenharten Republikaner (er zeigt den Jungs gleich die Knarre, die er als Schutz vor Einbrechern immer bei sich trägt) packt bei der Aussicht, seiner Trophäensammlung endlich auch ein paar Menschenköpfe hinzufügen zu können, sogleich der Blutdurst. Mit seiner Geldspritze erkauft er sich auch gleich einen Platz im Flugzeug nach Kolumbien.
Dort angekommen müssen die Freunde zunächst feststellen, dass man auch als Amerikaner mitnichten einfach in ein Land einmarschieren und den dicken Max markieren kann: Sie werden ausgeraubt, eingesperrt, verhört, gefoltert und schließlich unter tatkräftiger Mithilfe eines verlogenen amerikanischen Diplomaten wieder des Landes verwiesen. Doch am Ende befreien sie natürlich ihren Freund, töten den bösen Drogendealer, zerstören seinen Stützpunkt und schließen sich zum Schluss alle wieder in die Arme. America has done it again, allerdings nicht, ohne den ein oder anderen Toten beklagen zu müssen. Aber wer wird schon kleinlich sein? Das Kolumbien aus LET’S GET HARRY! ist ein hoffnungsloser Schurkenstaat, in dem man zu jeder Sekunde mit dem Schlimmsten rechnen und sich mithin von Wert- und Moralvorstellungen verabschieden muss. Wem das gelingt, wer alle Hemmungen über Bord schmeißt, der kann dort aber zum richtigen Mann werden. Den Feigling Rick, der die erste Chance, zurück nach Hause zu fliegen, heulend ergreift, haben sie am Ende zwar alle wieder lieb, aber wir wissen natürlich trotzdem, dass er nicht mehr zum Kreis der Krieger dazugehört.
LET’S GET HARRY! ist unheimlich entwaffnend in seiner Direktheit, seinem Verzicht auf vertiefende Charakterisierungen und seiner Missachtung von Plausibilität und Kohärenz. Der Film macht sich die Sichtweise seiner Protagonisten zueigen und enthüllt ihre Naivität erst nach und nach. Statt jedoch ihre Omnipotenzfantasien vollends zu entlarven, lässt er sie an ihrer Prüfung doch noch zu echten Kerlen heranwachsen, die den Wert des Lebens glücklicherweise dadurch zu schätzen lernen, dass ein paar von ihnen ins Gras beißen. Der fast ausschließlich verrissene Film ist jedoch nicht nur deshalb sehenswert: Er ist ausgezeichnet besetzt (der kürzlich verstorbene David Hess hat einen kleinen Auftritt als psychotischer Söldner) und Duvall verleiht seinem Charakter genau das Maß an Autorität und Glaubwürdigkeit, das nötig ist, um die haarsträubende Prämisse des Films zu verkaufen. Die Production Values sind sehr ordentlich, die Inszenierung solide und dass der Eagles-Sänger Glenn Frey hier in tragender Rolle mitwirkt, ist das Ausrufezeichen, das noch gefehlt hat. LET’S GET HARRY! offenbart sich bereits in seinem kongenialen Titel: „Harry“ steht natürlich – ähnlich wie „Fritz“ oder „Hans“ in Deutschland – synonym für den braven Durchschnittsamerikaner und der jeden Zuschauer einschließende Appell, ihn „rauszuholen“, beschwört den amerikanischen Korpsgeist, das Wir-Gefühl, das in den Achtzigerjahren arg angekratzt war. Dass der Film in Deutschland unter HOLT HARRY RAUS! firmierte, mag vor allem darauf zurückzuführen sein, dass sich die korrekte Übersetzung „Lasst uns Harry rausholen!“ weniger griffig anhört – aber es scheint nicht allzu weit hergeholt, dass man hierzulande mit etwas weniger Enthusiasmus bei der Sache ist, wenn es darum geht, das eigene Leben zu riskieren, und lieber eine anonyme zweite Person Plural bemüht.
An dieser Stelle beende ich meinen kleinen Ausflug nach Lateinamerika vorerst. In Kürze geht es hier mit den anderen Filmen weiter.
4 Kommentare zu "Oh, wie schön ist Panama – US-amerikanische Actionhelden in Lateinamerika (Teil 1)"
Hallo Thomas,
wurden sie nicht! Du darfst dich also freuen. :)
Viele Grüße
Oliver
MCBAIN!
Freu mich schon auf deine Besprechung von McBain und Delta Force 2! Muss nochmal nachschauen ob die beiden auf Sauft Benzin schon behandelt wurden. Wenn nicht, umso besser.
Grüße aus Kölle
Freue mich schon auf Teil 2!
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