DVD: Sagat
Von Marco Siedelman // 11. November 2011 // Tagged: Bodybuilding, Dokumentation, featured, Pornfilmfestival 2011, Porno, Queer, TV // 1 Kommentar
Er sehe sich selbst als eine Art Transsexuellen, so versucht der französische Pornostar Francois Sagat (L.A. Zombie) sein Verhältnis zum eigenen Körper zu umreißen. Was auf den ersten Blick auf ihn absurd erscheint, macht in Sagats Argumentation durchaus Sinn: Sein Streben nach einer Hypermaskulinität, nach einer bis ins Absurde gesteigerten Ausdefinierung seiner wuchtigen Erscheinung, sprengt ebenso das gewöhnliche Rollenbild des Mannes, wie der Wunsch, eine Frau zu sein es tun würde. Wem es tatsächlich immer noch eine Überraschung bereiten kann, wenn sich jemand aus der Pornoindustrie als vielseitig begabte, interessierte Person entpuppt, dem könnte Sagat neue Horizonte erweitern. Der offenere Zuschauer findet einen unterhaltsamen Beitrag vor, der zwar keine intimen Einblicke gewährt, sich aber bei weitem nicht mit langatmiger Starverehrung begnügt.
Warum Sagat als einer der populärsten schwulen Pornstars gilt, erschließt sich mühelos durch seine beeindruckende Physis: Sein Körper sieht aus als wäre er frisch aus Granit gehauen, ohne zur feingliedrigen Skulptur veredelt worden zu sein. Eine bergige Landschaft, so mächtig wie unsymmetrisch, erschlagend finster und doch mit einem sensiblen, melancholischen Antlitz gesegnet. Und die Tätowierungen: Seine Glatze ziert eine zackige Kurzhaarfrisur, die man auf den ersten Blick für Echthaar halten könnte und die ihm, wie er sagt, das Alltagsleben reichlich schwer macht. Auf dem Rücken dagegen Halbmond und Stern, was ihn noch deutlicher zur archetypischen Verkörperung des martialischen Arabers stilisiert.
Es lässt sich nicht unbedingt sagen, dass Sagat ein allzu facettenreiches Porträt seines Protagonisten entstehen ließe. Schon im Schnitt, der immer wieder der Faszination erliegt, Sagats Körper (beim Krafttraining etwa) zu fetischisieren, wird das überdeutlich. Auch die ausgewählten Statements der Befragten von Bruce La Bruce über Christophe Honore (Man at Bath) bis hin zur legendären Drag-Queen ChiChi LaRue sind nicht daran interessiert, am Image zu kratzen. LaRue vergleicht Sagat mit Ikonen wie Madonna oder Cher und überschlägt sich mit Superlativen, Honore hebt den ausgeprägten Schafensdrang des Darstellers hervor und bemerkt, dass er in den allermeisten seiner Produktionen quasi als Regisseur fungiert habe.
Sagat ist alles andere als ein Schwätzer. Wenn er aber etwas zu seiner Person zu sagen hat, dann ist das überraschend unprätentiös, selbstkritisch und schonungslos. Letzteres vor allem, weil er seinen offensichtlich exzessiven Steroidkonsum ebenso wenig verschweigt wie die Nutzung starker Potenzmittel. So erzählt er gefasst und in aller Sachlichkeit, er habe sich für eine Rolle gleich drei Spritzen verpassen lassen um die volle Leistung bringen zu können. Das erhoffte Glück, das mit Ruhm und Erfolg einhergehen sollte, lasse weiter auf sich warten, konstantiert Sagat ohne in Selbstmitleid zu schwelgen. Über eine kühle Szene mit zwei osteuropäischen Gay-For-Pay-Darstellern äußert er sich positiv, ist dabei aber glaubwürdig irritiert von der Anziehung, welche dieser ruppige, gänzlich leidenschaftslose Akt auf ihn ausübte.
Zur DVD: Der recht kurzen Nettolaufzeit des Films (41 Minuten), der streng genommen nicht mehr als ein TV-Special ist, setzt Pro-Fun Media sowohl einen erschwinglichen Preis als auch üppiges Bonusmaterial als Kaufreiz entgegen. Knapp 80 Minuten sind vollgestopft mit Trivialitäten, nerdiger Fan-Bedienung, Nichtigkeiten, aber auch mit weiteren Informationen, Gesprächsfetzen und interessanten Features wie den sogenannten 24 Stupid Questions, denen sich Sagat nachdenklich und authentisch nähert.
Frankreich 2011, Regie: Jérôme M. Oliveira, Pascal Roche
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Ein Kommentar zu "DVD: Sagat"
Ich war überrascht -vielleicht nicht das richtige Wort – das Sagat in seiner Pubertät doch eher feminin aussah. Ich weiss nicht, warum er nicht mehr an sein Zweitesstandbein das Zeichnen arbeitet und voran treibt.