Die glorreichen Reiter
Von Guido Rohm // 15. Dezember 2019 // Tagged: Western // Keine Kommentare
In Western wird hauptsächlich nonverbal konversiert. Man lässt lieber die Fäuste sprechen. In „Die glorreichen Reiter“, nach einem Drehbuch von Sam Peckinpah, reden die Fäuste – vor allem in der ersten Hälfte – viel. Immer wieder ist da eine Faust, die etwas mit einer anderen Faust zu besprechen hat. Das Flüstern liegt den Fäusten nicht so sehr. Auch eine Schlägerei in einem Saloon darf nicht fehlen. Eine Art Massengespräch. Eine Großdiskussion. Mal reden die Fäuste schnell, weil sie aufgeregt sind, mal treiben sie sogar Schabernack miteinander. Auch Fäuste haben Humor. Vor allem, wenn sie sich um Senta Berger streiten, die von Peckinpah extra ins Buch geschrieben wurde. Am Ende der Fäuste befinden sich Captain Demas Harrod (Tom Tryon) und der Scout Sol Rogers (Harve Presnell), die dem größenwahnsinnigen General Frederick McCabe (Andrew Duggan) unterstehen, der sie – Ausgangsituation des Films – in eine aussichtslose Schlacht gegen die Sioux führen wird, die, Achtung Spoiler, Sol Rogers nicht überleben wird. McCabe als General Custer, der das Leben seiner Männer der eigenen Eitelkeit opfert.
Harrod und Rogers konkurrieren um die Gunst von Senta Berger und können dabei zeigen, dass sie vor allem Pfundskerle sind, die beide über die besten Charaktereigenschaften verfügen. Beste Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit und Geradlinigkeit sind noch immer die stabilsten Währungen in Western. (Und es sind keine Währungen, die man so leichtsinnig aufgeben sollte. In diesem Fall sollte man sogar Kapitalist bleiben. Gute Western sind immer auch Lehrstücke in Sachen Zivilcourage, Achtsamkeit und Hilfsbereitschaft.)
Mit „Die glorreichen Reiter“ ist ein merkwürdig ambivalenter Western gelungen, der den Atem Peckinpahs zwar asthmatisch ausstößt, aber leider nicht über dessen ganzes Lungenvolumen verfügt. Alles versumpft in einem leicht gehobenen Mittelmaß, nur James Caan, der für den Golden Globe nominiert wurde, fällt auf und positiv aus der Rolle. Ein Jahr später würde er in Howard Hawks‘ „El Dorado“ seinen verdienten Durchbruch erleben. Regie führte Arnold Laven, den Peckinpah beim Fernsehen kennenlernte. Eigentlich sollte Sam Peckinpah sein Drehbuch selbst verfilmen, aber er verstritt sich mit dem Studio, weil die seinen Film „Sierra Charriba“ so zerschnitten, dass er sein eigenes Werk nicht wiedererkannte. Für die Kamera zeichnet der zweimalige Oscar-Preisträger James Wong Howe verantwortlich.
Am Ende fragt man sich, was aus dem Film hätte werden können, wenn er zu sich selbst und seinem eigentlich vorgesehenen Regisseur Sam Peckinpah gefunden hätte?
So bleibt er gut gemachte Konfektionsware.
The Glory Guys, USA 1965. Regie: Arnold Laven