The Messenger – Die letzte Nachricht
Von Marco Siedelman // 3. Februar 2011 // Tagged: Irak-Krieg // Keine Kommentare
Dem Regiedebüt des erfolgreichen Drehbuchautoren Oren Moverman („I’m not There“) gelingt das außerordentliche Kunststück, das beispielsweise den großen Klassiker „Casablanca“ noch heute zeitlos modern wirken lässt: Er erzählt vom Krieg und von den dessen Auswirkungen auf den einzelnen Menschen, ohne dabei aber einen einzigen Schuss abzufeuern oder Blicke in Kampfgeschehen oder Krisengebiete zu gewähren. „The Messenger“ rückt eine soldatische Tätigkeit ins Zentrum, für dessen Pflichterfüller in einem gewöhnlichen Kriegsfilm bloße Statistenrollen übrig bleiben: Woody Harrelson (nicht grundlos für diese Rolle mit einem Oscar bedacht) und der weit jüngere Ben Foster überbringen den Familien gefallener Soldaten die bittere Todesnachricht direkt ins Haus.
Statt die Tränendrüse gedrückt zu halten und die ausdrucksstarken Bilder in pathetischer Musik zu ersäufen, hält der Film bis zum Schluss einen nüchternen Ton, der nicht um Anteilnahme buhlt sondern den Verlustschmerz der jeweiligen Familienmitglieder glaubwürdig abbildet und für sich stehen lässt. Doch wir sind nicht mehr im New Hollywood der 70er, wo ein solcher Film noch glühendes Antikriegsmanifest gewesen wäre – doch kein anklagender politischer Gedanke verwässert den universellen Humanismus, den Moverman über Agitation und Konspiration setzt. „The Messenger“ ist tief bewegend, verblüffend stilsicher umgesetzt und lebt vom reifen, ambivalenten Spiel seiner Darsteller, die den leicht holzschnittartigen Figuren im Verlauf des Films immer mehr Facetten abzuringen wissen.
The Messenger / USA 2009 / Regie: Oren Moverman
zuerst erschienen in: Moviebeta 06/10