Trommeln am Okawango
Von Alex Klotz // 13. Oktober 2014 // Tagged: Abenteuer, Animationsfilm, Bruno Sukrow, featured, Komödie // Keine Kommentare
Professor Mücke begibt sich mit seinem Team auf eine Expedition ins afrikanische Okawango-Delta mit dem Forschungsziel, herauszufinden, was Krokodile in den frühen Morgenstunden, wenn der Nebel über dem Fluß liegt, eigentlich so machen. Die Einheimischen warnen die Forscher eindringlich davor, in dieses Gebiet vorzudringen, denn dieses wird von einem wilden Amazonen-Stamm beherrscht, welcher zudem kürzlich seinen „Bubu“ verloren hat, den einzig geduldeten Mann in ihrer Mitte. Es ist davon auszugehen, daß die wilden Weiber rücksichtslos den nächsten Mann entführen, den sie am Okawango vorfinden, um ihn zum nächsten „Bubu“ zu machen…
In seinem neuestem Werk bedient Bruno Sukrow wieder das Genre des exotischen Abenteuerfilms, wobei die Story so komplex geraten ist, daß während der Dreharbeiten schon direkt eine Fortsetzung konzipiert wurde. Diese wird möglicherweise anderen Genre-Paradigmen folgen, wie schon die Fortsetzung des Abenteuerfilms Der Stern von Rio, Tauchfahrt ins Verderben eher im Horror und Science-Fiction-Bereich verortet war.
Derartig kleingeistige Konventionen sind Herrn Sukrow reichlich egal, was nur einer von mehreren Gründen ist, die seine Filme zu Inseln der Kreativität inmitten eines Ozeans des immergleichen macht: Neben dem Storytelling der alten Schule, das auf die momentan angesagten Twists verzichtet, kommt auch ein zeitloser, eigener Humor zum Vorschein, der sich hier im Vergleich zu früheren Filmen noch knapper in einzelnen Dialogsätzen und Pointen verdichtet.
Das Sukrowsche Pulp-Universum wird hier dann noch um augenzwinkernde tagespolitische Kommentare erweitert, da zum ersten Mal ein amtierender US-Präsident auftaucht – allerdings, bevor er das Amt angetreten hat.
Und es gibt parallel zu den bekannten Animationen auch echtes Film-Material von wilden Tieren, die der Regisseur im Gaia-Zoo Kerkrade aufgenommen hat und die Glaubwürdigkeit der Erzählung untermauert.
Auch der in jedem Film des Regisseurs vorhandene Grolsch-Bierkasten steht hier nicht mehr willkürlich in irgendeiner Szene im Hintergrund herum, sondern bekommt einen Star-Auftritt geboten.
Mit Trommeln am Okawango bleibt Bruno Sukrow sich einerseits treu in Sachen Storytelling und der parallelen Befriedigung von Abenteuerhandlung nebst Liebesgeschichte und ironischen Bonmots, verarbeitet aber gleichzeitig auch augenzwinkernde Meta-Kommentare zum eigenen Schaffen. Toll, toll, toll, einfach nur toll.
Deutschland 2014, Regie: Bruno Sukrow
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