The Rover
Von Michael Schleeh // 15. September 2014 // Tagged: Australien, Cannes, Fantasy Filmfest, Postapokalypse // 2 Kommentare
Klaustrophobisch geht es hier zu, in diesem Kammerspiel aus gleißendem Licht, flirrender Hitze und unendlich scheinender Weite – es ist das grenzenlose Territorium Australiens, immer knapp am Outback entlang, wo die Reste der mehr tot als lebendigen Menschheit sich in Schutzhütten verborgen hält. Reste freilich deswegen, da es sich hier um postapokalyptisches Kino handelt, nach dem Währungscrash und der Implosion der Finanzmärkte. „Zehn Jahre nach dem Kollaps“, wie es auf einem Zwischentitel am Beginn des Filmes heißt. Guy Pearce spielt den Rover, einen umherziehenden Streuner, der sich schon seit langem im Dreck eingerichtet und auch mit seinem Gewissen arrangiert hat, da er weiß, dass er zwingend schneller schießen muss als sein Gegenüber. Derjenige, der zögert, stirbt.
The Rover ist also auch ein Western, ein Spätwestern, in dem sich klare Oppositionen wie gut und böse lange aufgelöst haben. Übrig bleiben Revolverhelden, Großmäulige, Schießwütige, Bürger, aus denen wortkarge Outlaws geworden sind. Denen aber jede Sinnhaftigkeit zum Dasein abhanden gekommen ist – es bleibt die nackte Existenz. Dem Pearce jedenfalls ist das Auto geklaut worden von ein paar Halunken und also verfolgt er sie. Warum er so sehr an seinem Wagen hängt, das weiß man lange Zeit nicht. Später wird es dann erahnbar, am Ende sogar aufgelöst. Der Kreis schließt sich, der narrative Bogen findet strukturell zu einem sinnstiftenden, harmonischen Ende. Wodurch der Film selbst seiner dargestellten Lebenswelt widerspricht, in der eben jeder Sinn und jede Übereinkunft in der Wüste verloren gegangen ist. Durchhalten scheint die (einzige, debei wenig befriedigende) Devise; man wüßte eben gern, wozu das alles.
Ganz ähnlich geht es da dem Zuschauer, der nach der recht furiosen Eröffnung eine recht zähe zweite Stunde durchweilen muss. Ganz klar, der Film ist atmosphärisch, durchaus eindrücklich geschossen („Australiana“), manchmal ein bisschen viel gefiltert und manieriert, die Kadrage arthousig forciert. Sei’s drum, der Film ist still, brutal und sieht ganz gut aus. Vom Regisseur von Animal Kingdom hätte man freilich gerne etwas noch Souveräneres gesehen, aber als Fingerübung geht das völlig in Ordnung (wenn man sich eine solche Arroganz herausnehmen will). Natürlich kann man sich am Ende aber dann doch fragen, ein Gedankenspiel, wie derselbe Film etwa von John Hillcoat ausgesehen haben könnte. Vielleicht doch noch etwas wagemutiger und nihilistischer?
The Rover, Australien 2014; Regie: David Michôd.
bei amazon kaufen (ab 31. Okt.):
The Rover [Blu-ray]The Rover [Blu-ray]
2 Kommentare zu "The Rover"
Guy Pierce hat den Rover doch nicht gespielt sondern selbigen hinterhergejagt.
Hier geht es doch wirklich um sein Auto.
Nö.
Und das Auto ist nur der Motor, um die Geschichte am Laufen zu halten.