Pretty Peaches
Von Silvia Szymanski // 25. Juni 2014 // Tagged: featured, Komödie, Porno, verwegene Mädchen // Keine Kommentare
Mit ihrem kaum zehn Jahre älteren Vater feiert die kleine Peaches in einem Gamblernest seine Hochzeit mit der feschen, neuen Stiefmama. Peaches ist eine linda-ronstadt-artige Augenweide; der Tankwart auf dem Weg kann sich nicht beherrschen, an ihrem Autositz zu schnuppern. Anfangs geht es ihr prächtig. Entchenquietschig hüpft sie um die Eltern. Doch als die dauernd knutschen und selbstvergessen an den Spielautomaten zocken, wird sie eifersüchtig. Erbost klaut sie ein Auto, fliegt aus der Kurve und landet bewusstlos im Gebüsch, vor den Augen zweier Kleinganoven.
Die hilfsbereiten Jungs beratschlagen, ihr das beengende Kleid auszuziehen – anfangs noch in aller Unschuld, in Verkennung ihrer ruchlosen Natur… „Das gilt jetzt nicht, sie wird sich nicht daran erinnern“, rechtfertigt sich der eine, als er schon hingerissen auf ihr liegt und sich, rührend hingegeben, in sie vertieft. Sein Kumpel steht kopfschüttelnd Schmiere. Er ist ein vertrauenserweckender, nachdenklicher Typ, der mich an einen Schweizer Schriftstellerkollegen erinnert, mit dem ich mal sehr nett gezecht habe… grübel… Peter Stamm!
Ein so quirliger Mensch wie Peaches/Desiree Cousteau ist aber nie ganz bewusstlos. Ihre Wangen werden in der Ohnmacht rosig, sie stöhnt, seufzt, schmatzt… alle verhalten sich in dem Film wie Kinder, die sich dumm stellen, damit ihr Spiel trotz aller Unwahrscheinlichkeit funktioniert. Cousteau ist dabei großartig, ein aufgedrehtes Sexmädchen, eine hemmungslos burleske Komödiantin der Josephine Baker Schule. (Vielleicht hätte Michael Pfleghar Ingrid Steeger gern so in „Klimbim“ gehabt, aber sie blühte nicht auf. Patricia Rhomberg aus den Billianfilmen kommt Cousteau schon näher. Auch Sasha Grey.)
Weil Peaches durch den Unfall ihr Gedächtnis verloren hat, bleibt sie anhänglich bei den Jungen und flutscht mit ihnen durch haarsträubende Abenteuer voll unentrinnbarer sexueller Zumutungen (incl. eines drastisch slapstickhaften Einlaufs) – immer unverschuldet, mit der komischen Fassungslosigkeit von Stan Laurel und der schnellen Empörbarkeit und Tröstlichkeit eines kleinen Kindes.
Auch Peaches‘ haariger, verwegener Vater und seine sexbesessene, dragqueenhafte Braut im orangenen, flaumig puscheligen Negligé sind schön überzeichnete, attraktive Typen. Mit welch wildem Spaß die beiden schmusen, knutschen, göttlich ficken, und wie er nachher übermütig lacht, verschwitzt, mit samennassem Bauch – da herrscht eine heiße, süße, herzerwärmende Chemie. Als sich seine Haushälterin vernachlässigt fühlt, ziehen die beiden ihr die strenge, aber transparente Berufskleidung aus und machen mit ihr turbulenten Versöhnungssex, glücklich inmitten verstreuter Einkäufe aus dem Sexshop.
Alle in dem Film sind blendende, inspirierte Liebhaber. Auch die vielen Teilnehmer der rabiaten, transsexuellen Hexen- und der flutschig-öligen Wet-Look-Orgie, wo Peaches endlich ihr Gedächtnis wiederfindet, Vater und Stiefmutter in und unter ihnen wieder erkennt und ihnen mit orgastischer Wiedersehensfreude kindisch seufzend in die Arme fällt.
USA 1978, Regie: Alex de Renzy