Feuchtgebiete

Von  //  28. August 2013  //  Tagged:  //  Keine Kommentare

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Ich stelle mir vor, Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ sei ein allgemein kaum beachteter, doch für wenige wichtig gewordener Roman. Zu seiner labyrinthischen Wirkungsgeschichte gehören intime Aufstände gegen Rasur und andere Diktate der Schönheitsindustrie, ein ungeschminkt gescheitertes „Rollkommando Helen Memel“ (so heißt die Heldin im Roman), eine Marseillaise, die auf parfümierte Duschbäder pfeift, und eine Verfilmung – der gesellschaftlichen Indifferenz zum Trotz. Auch der Film bleibt in dieser Fantasie ein Samisdat-Ereignis. – Ein Akt seelischer Hygiene in einer monströsen Zivilisation, die Körper zu Geiseln ihres Verfremdungswahns macht. So setze ich mich ins Kino am Friedrichshain: als wäre ich der einzige auf den Rängen. Die erste Einstellung zitiert einen Kommentar aus der Zeit der Erregung: „Dieses Buch sollte weder gelesen noch verfilmt werden. Das Leben hat doch so viel mehr zu bieten als solch ekelhafte Perversionen. Wir brauchen Gott!“

„Wir brauchen Gott“, löst sich von der Vorhersage und gibt sich als Motto auf. Helen (Carla Juri) hat eine katholische Exorzistin mit esoterischer Vergangenheit zur Mutter (Meret Becker). Die Mutter heult den Papst an. Für sie ist Gott der Mann im Mond, den sie nicht kriegt. Von Zwangsvorstellungen gepeinigt, wechselt sie stündlich ihre Unterhosen.
Mit Bildern von erstunkener Schönheit leuchtet David Wnendts Film eine Familienhölle aus, in der sich Helen mit mikroskopischen Einsichten und Exaltationen behauptet. Die Achtzehnjährige im Jetzt der Handlung muss weite Wege auf ihrem Skateboard zurücklegen, um den Zumutungen der im Wohlstand verwahrlosten Eltern zu entkommen.
Axel Milberg spielt einen Vater, der Gott in seiner Gleichgültigkeit gleicht. Er kann sich auf Helen nicht konzentrieren, während sie vor seiner Lieblosigkeit Räder schlägt. Die Tochter verlangt von sich Verständnis für den Vater.
Helen versucht sogar das Monster zu lieben, das sich als Mutter aufspielt. In einer Rückblende sieht man die Achtjährige auf einer Mauer. Monster breitet die Arme aus, Kind springt, es schlägt hart auf: „Besser jetzt ein aufgeschlagenes Knie als später ein gebrochenes Herz.“ In der Unmöglichkeit, ihre unberechenbaren Eltern zu dechiffrieren, entwickelt Helen ein kindliches Alphabet zur Beschriftung der Dinge. Helen bestimmt akribisch die Koordinaten ihrer Existenz: mit einem regressiven Vokabular.
Sie hegt eine Avocado-Plantage, findet überall Pilze. Sie setzt Gemüse vaginal ein, spezifiziert Sekrete und experimentiert mit dem anderen Geschlecht. Helen unterscheidet zwischen Fauna und Flora, nicht aber zwischen Mensch und Tier. Wir sind die Gattung, mit dem gespaltenen Verhältnis zu unseren Ausscheidungen. Helen beweist, wie lächerlich uns das macht.
Sie bastelt fadenfreie Tampons. – Die sie dann ihrer besten, von Marlen Kruse als Gigantin der Loyalität gespielten Freundin mit einer Gebäckzange zieht. Corinna liefert Beispiele einseitiger Begeisterung. Einem Schlagzeuger kackt sie auf den Bauch, da er darum bittet. Ihre herzige Bereitschaft, seiner (angeblichen) Obsession entgegen zu kommen, bringt ihr massenhaft Spott und Verachtung ein.
Hämorrhoiden bevölkern Helens Hintern wie ein sadistisches Zwergenvolk. Helen zieht sich dann auch noch eine Analfissur zu. Der Rest ist Geschichte.

Deutschland 2013, Regie: David Wnendt


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