The Witches / Der Teufel tanzt um Mitternacht

Von  //  6. März 2013  //  Tagged: , ,  //  Keine Kommentare

Der Teufel tanzt um Mitternacht
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Die Niedertracht der ersten Welt zeigt sich zu guter Letzt darin, dass sie die von ihr verursachten Zusammenbrüche ganzer Weltregionen von oben herab verwaltet und die von ihr in die Steinzeit gestürzten Menschen in Objekte ihrer heuchlerischen Hilfe verwandelt. Dabei weiß man manchmal nicht so wirklich, was denn jetzt die größere Farce ist – die Hilfsmittel, die zur tragenden Säule der wirtschaftlichen Reproduktion geworden sind oder die Naivität der Helfer.

Gwen Mayfield (Joan Fontaine) ist einer dieser Helfer. Die Lehrerin baute irgendwo in Afrika eine Schule auf. Nachdem der örtliche Juju-Priester sie eines schönen Abends heimsuchte, ereilte sie ein Nervenzusammenbruch. Einige Monate später bewirbt sie sich wieder für den Posten der Lehrerin in einem kleinen englischen Postkartendorf. Für eine labile Person wie sie scheint diese Umgebung ideal zu sein. Die Bewohner sind freundlich, die Kinder aufmerksam. Die Abstinenz einer Kirche wird von ihr bemerkt, veranlasst sie aber nicht zur Skepsis. Intellektuelle Stimulanz findet sie bei der Journalistin Stephanie Bax (Kay Walsh) und ihrem Bruder Alan Bax (Alec McCowen). Jedoch schon sehr bald mehren sich die merkwürdigen Ereignisse: Alan gesteht Gwen das Niederbrennen der Kirche, die harmlose Schulromanze der Schüler Ronnie Dowsett (Martin Stephens) und Linda Rigg (Ingrid Boulting) endet in der körperlichen Züchtigung des Mädchens, der Vater des Jungen wird ermordet, Puppen mit abgetrennten Köpfen tauchen auf und schließlich wacht Gwen in ihrem Bett auf und ihre Nachttischlampe ziert die gleiche Juju-Maske, die sie schon in Afrika in die Besinnungslosigkeit trieb. Sie erleidet einen weiteren Zusammenbruch und wacht in einer Nervenheilanstalt auf. Dort wird ihr erzählt, dass über ein Jahr vergangen ist, seit sie das letzte Mal im Dorf war. Dieser Schock lähmt sie eine Weile und es dauert seine Zeit bis sie schließlich mit einem Lieferwagen fliehen kann. In der Ruine der abgebrannten Kirche findet sie die Insignien eines Juju-Rituals vor. Alan Bax findet und geleitet sie in das Anwesen seiner Schwester. Selbstverständlich ist sie nicht nur Journalistin, sondern auch eine Juju-Priesterin, die die Schülerin Linda Rigg töten will, damit ihr Geist in den Körper des jungen Mädchens wandern kann.

Filme über Hexerei, Juju und seinem amerikanischen Ableger Voodoo geraten allzu schnell unfreiwillig komisch. Die Literaturvorlage Norah Lofts (eigentlich ihr Pseudonym Peter Curtis) sichert diesem Film dennoch eine hohe Qualität zu. Gute Horrorfilme erzeugen einen matten, aber faszinierenden Mantel des Schweigens, denn die Gesellschaft ist ein Stellungskrieg und kein anderes Genre vermag so gut zu erklären, dass die Produktivkräfte in einem absurden Widerspruch zu ihren Produktionsverhältnissen stehen. Vernunft und Selbsterhalt sind entkoppelt und es sei den Briten gedankt, dass es nicht allzu nietzscheanisch dröhnt: „Ist denn aber Geheimnis, was für das Erkennen Geheimnis ist?“.

Die Hexerei ist im Genre Horrorfilm oft vernachlässigt worden. Unsichtbare Kräfte, unausgesprochene Seilschaften und die Notwendigkeit einer soliden Fassade stehen im Widerspruch zu den deklarativen Anforderungen des Genre-Kinos. Hinzu kommt, dass man Hexen heute gerne als Proto-Feministen in Szene setzt, die nur durch ihre Verhaltensauffälligkeiten ihr Menschsein unter Beweis stellen konnten. Die Idee Hexerei als Prozess zu begreifen, der eine falsche Ordnung herstellt und eben durch seine Falschheit den Eindruck der Perfektion erweckt, ist selten genutzt worden. Cyril Frankels „The Witches“ gelingt es vortrefflich die wohl immanente Falschheit einer Idylle aufzuzeigen. Manche Einstellungen zeigen eine gewisse Ähnlichkeit zu Claude Chabrols „Der Schlachter“ und tatsächlich trifft Gwen Mayfield in einer Sequenz auf den Metzger Bob Curd (Duncan Lamont), der freundlich und gesprächig einem Kaninchen das Fell abzieht. Frankel greift auch gerne auf Techniken von Hitchcock zurück. Als Gwen die Ermordung von Ronnie Dowsetts Vater untersucht und Fußspuren im Schlamm findet, kommt ihr eine wildgewordene Herde Schafe entgegen, die sie beinahe zu Tode trampelt.

Für eine Produktion der Hammer-Studios ist die Farbgestaltung von „The Witches“ äußerst zurückhaltend. Der Alptraum vom Kommenden wird durch die idyllischen Sequenzen mitnichten in einen Heimatfilm verkehrt, sondern diese schärfen und bewahren sie. Die Bilder führen, alltagsphänomenologisch, Gwen Mayfield durch die entfremdete Welt der zivilisierten Sichtbarkeit. Gwen erfährt erst a posteriori ihr unmittelbar unerkanntes, entfremdetes Schicksal und erst durch dieses Innewerden wird es wirklich. Ihr wachtraumartiges Leben, das begrifflich nicht zu fixieren, zu antizipieren ist, kann nur auf dem Weg verwirklicht werden, auf dem sie zunächst nur das Opfer ist und mit den Mitteln der Verhältnisse kann sie diesen Zustand zwar nicht beenden, aber in „glückliche“ Bahnen lenken.

Kurz „The Witches“ ist eine Perle des britischen Horrorfilms, weil er es schafft Bruthitze als Herzenswärme zu verkaufen und Okkultismus als die Rückseite einer Postkarte begreift.

Großbritannien 1966, Regie: Cyril Frankel


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