Zeder
Von Alex Klotz // 20. Mai 2012 // Tagged: featured, Horror, Italien // 2 Kommentare
Der Schriftsteller Stefano bekommt zum Hochzeitstag von seiner Frau eine neue elektrische Schreibmaschine geschenkt. Durch Zufall entdeckt er auf dem Farbband einen mysteriösen Text, der vorher mit der Maschine geschrieben wurde: Dort ist von „K-Gebieten“ die Rede, Gebiete, die es den dort Beerdigten ermöglicht, aus dem Jenseits zurückzukehren. Überzeugt davon, den Stoff für einen neuen Roman gefunden zu haben, beginnt Stefano mit Nachforschungen den Vorbesitzer der Schreibmaschine betreffend und stößt dabei auf weitere Rätsel…
Ende der 80er Jahre tingelte man noch durch die Videotheken im nahen Holland und griff, höchstens das ein oder andere Nachschlagwerk bemühend, häufig blind zu Filmen, die interessant sein könnten. Oft folgte Ernüchterung, dann und wann fand man aber auch ein richtiges Schätzchen – und dazu gehörte ZEDER auf jeden Fall. Wenn auch nicht die Schauwerte bzgl. Sex und Gewalt bietend, die man zu dieser Zeit sonst mit italienischen Produktionen assoziierte, bekam man stattdessen einen immens spannenden, hochatmosphärischen Horrorthriller mit zahlreichen originellen Ideen geboten. Dank CMV liegt dieser jetzt auch als DVD vor und kann auch heutzutage noch vollends überzeugen. Wie schon in seinem Klassiker LA CASA DALLE FINESTRE CHE RIDONO (bald auch über CMV zu haben) zeigt sich Avati als Meister der Kadrierung, und die hier genutzte Hauptlocation – der Rohbau eines Feriendorfes, der zu Mussolinis Zeiten begonnen, aber nie fertig gestellt wurde – trägt neben Riz Ortolanis tollem Score viel zur Atmosphäre bei. Eine weitere Parallele zum früheren Film ist neben des Vornamens des Protagonisten der kurze Auftritt von Bob Tonelli, der auch hier trotz kleinem Wuchs ein großes Tier spielt. Es ist allerdings etwas irreführend, daß der Film hier und dort als Zombiefilm angekündigt ist, denn obwohl hier durchaus Leute aus dem Totenreich zurückkehren, kommen Freunde dieses Genres hier eher weniger auf ihre Kosten – Horrorfans, die sich aber gerade über Abweichungen von bekannten Schemata freuen, dafür aber umso mehr.
Zur DVD: Die Veröffentlichung von CMV bietet den Film in feiner Bild- und Tonqualität, dazu gibt es englischen, italienischen und deutschen Ton, Trailer, Hintergrund-Informationen zum Drehort sowie einen wie gewohnt äußerst informativen und unterhaltsamen Audiokommentar vom Filmgelehrten Christian Keßler. Zuschlagen!
Zeder – Denn Tote kehren wieder, Italien 1983, Regie: Pupi Avati
Bei amazon kaufen: Zeder – Denn Tote kehren wieder
Zeder – Denn Tote kehren wieder
2 Kommentare zu "Zeder"
Mit dem ersten Screenshot hast du schon wieder einen Clou gelandet, Alex. Dieses Bild verfolgt mich auch, seitdem ich den Film das erste Mal sah. Dieser Mann, der da hinuntergeht, so unendlich weit weg, aber doch beunruhigendweise viel, viel zu nah. Es geht es eben nichts über langsame Kameraschwenks mit langen Brennweiten.
Ja, das ist wohl die eindrucksvollste Sequenz von allen eindrucksvollen Sequenzen des Films.