O Crime da Aldeia Velha
Von Alex Klotz // 14. Januar 2016 // Tagged: featured, Holzfäller, Portugal, Seltsame Frauen // 7 Kommentare
Die schöne Joanna ist mit 25 Jahren noch immer nicht verheiratet, und zieht so nicht nur die begehrlichen Blicke zahlreicher Freier an sich, sondern auch den Unmut der anderen Frauen im Dorf. Als sich zwei junge Männer ihretwegen gegenseitig mit der Axt totschlagen, ist man sich im Dorf einig, Joanna dafür zu bestrafen…
Der Film bietet zahlreiche Parallelen zu Brunello Rondis wundervollem IL DEMONIO, über den Silvia hier und ich dort geschrieben habe. Vorlage ist ein Bühnenstück von Bernardo Santareno, basierend auf einer wahren Begebenheit aus dem 19. Jahrhundert und man kann sich leider nur sehr gut vorstellen, daß ähnliche Vorkommnisse, durch Mißgunst und Aberglauben begünstigt, wohl weltweit stattgefunden haben.
Auch wenn Rondis Film mir im Großen und Ganzen tiefer unter die Haut zu gehen vermochte, ist auch O Crime da Aldeia Velha eine wundervolle Entdeckung: Zum Einen, weil vom portugiesischen Kino dieser Epoche nur wenig zum Vorschein kommt und man hier mit der ländlichen Kultur des Landes vertraut gemacht wird – das Holzfällen scheint die Haupteinnahmequelle des „alten Dorfes“ zu sein und so haben wir es hier auch mit einem Holzfäller-Film zu tun – zum Anderen, weil er wirklich prächtig gefilmt ist und zahlreiche wundervolle Bilder bietet.
Bemerkenswert auch, daß der Film zu Beginn via Texttafel darüber aufklärt, daß er im 19. Jahrhundert spielt – man wird den Gedanken nicht los, daß die tragischen Ereignisse auch in jüngerer Vergangenheit ähnlich ablaufen könnten, und das nicht unbedingt nur in ländlichen Gegenden. Regisseur Guimarães gilt als einer der Meister des portugiesischen Kinos und nach diesem Film bezweifle ich das gewiß nicht, sondern werde versuchen, noch weitere seiner Werke an Land zu ziehen.
The Crime of the Old Village, Portugal 1964, Regie: Manuel Guimarães
7 Kommentare zu "O Crime da Aldeia Velha"
Gut Ding will Weile haben. Deshalb hat es etwas gedauert, aber jetzt habe ich mich ausführlich mit Guimarães beschäftigt: Teil 1 und Teil 2.
Aber ohne deinen Artikel hätte ich bis heute noch nichts von Guimarães gehört. Also nachträglich danke!
Großartig! Du machst auch keine halben Sachen, wie? ;) Freut mich jedenfalls sehr, dich inspiriert zu haben!
Na ja, so lange Texte sind auch bei mir die Ausnahme. Aber wenn ich schon diese DVD-Box habe, die inzwischen vom Markt so gut wie verschwunden ist, und dann noch ganz unverhofft und fast exklusiv die schöne lange Doku über Guimarães sehen kann, dann muss ich einfach was draus machen. Da packt mich dann schon der Ehrgeiz.
Der Text und vor allem die tollen Screenshots haben mich neugierig gemacht. Diese schwarz verhüllten Frauen erinnern mich stark an den Chor in Cacoyannis‘ ELEKTRA (hier Bilder). Wo hast Du den Film denn her? Es gibt eine portugiesische Box mit 5 anderen Filmen von Guimarães, mit engl. Untertiteln, aber recht teuer. Der billigste Preis, den ich gefunden habe, war 114 $ (einschl. Versand). Ich hab aber ohne Rücksicht auf Verluste gleich bestellt.
Hallo Manfred, that’s the spirit! :)
Vor allem von „Nazaré“ hört man ja viel Gutes. Oben genannten gibt es als Einzel-DVD, auch bei amazon, wo allerdings ein falscher Regisseur verlinkt ist, etwas günstiger hier oder hier. Hatte mir fast schon gedacht, daß dir die Screenshots zusagen würden. ;) – Mich hatte die Frauenbekleidung auch ein wenig an Vedreba erinnert.
Hi Alex,
stimmt, die in Vedreba sehen auch so aus (den hab ich auch schon mal besprochen). Offenbar der Standard-Dresscode für archaische patriarchalische Gesellschaften … ;-)
Hat diese DVD Untertitel, oder bist Du fit in Portugiesisch? Übrigens kennt das Lexikon des internationalen Films Guimarães nicht. Das legt den Verdacht nahe, dass noch keiner seiner Filme je in Deutschland gelaufen ist. Du leistest also gerade Pionierarbeit!
Das Fehlen deutscher Fassungen von Guimarães-Filmen ist mir auch aufgefallen. Man tut was man kann… ;)