R.I.P., Harald Mingers
Von Alex Klotz // 13. April 2015 // // Keine Kommentare
Als ich das erste Mal mit Harald sprach, befand ich mich etwas angetrunken im legendären HAUPTQUARTIER in der Aachener Promenadenstraße und dachte mir: „Ach, das ist doch dieser Aachener Filmhaus-Typ, dem erzählst du jetzt, daß du gestern Sunrise von F.W. Murnau gesehen hast und total geflasht warst, das interessiert hier sonst bestimmt eh keinen.“ Harald interessierte es nicht nur, er stimmte direkt in mein Loblied des Films mit ein und es entspann sich ein langes Gespräch über alle mögliche Filmkunst. Aus unerfindlichen Gründen dauerte es einige Jahre, bis wir uns wieder über den Weg liefen, als dies dann aber der Fall war, war ich sehr verblüfft, daß Harald mich sofort wiedererkannte.
Das Aachener Filmhaus wurde 1985 gegründet und in dessen Auftrag tingelte er mit einem 16mm-Projektor durch verschiedene Aachener Locations, um Filme zu zeigen, die es sonst nicht zu sehen gab. Häufig auch in Anwesenheit der Filmemacher, immer aber mit äußerst elaborierten und wohl recherchierten Einführungen seinerseits. Das Projekt lag einige Jahre brach, wurde aber erfreulicherweise letztes Jahr u.a. mit einer tollen DEFA-Retrospektive wiederbelebt. Das 30-jährige Jubiläum erlebt Harald nun leider nicht mehr. Auch abseits vom Filmhaus griff er aktiv ins Aachener Filmgeschehen ein – oft kritisch, häufig aber auch unterstützend: Zahlreiche Besucher unserer Bildstörungs-Reihe dürften z.B. auf sein Konto gehen. Harald wird fehlen, nicht nur als Aktivist der Aachener Filmszene, sondern auch als Gesprächspartner mit enormen Filmwissen und ebenfalls als guter Kumpel, mit dem man bei zahlreichen Konzerten das ein oder andere Bierchen kippen konnte – das Foto oben habe ich nach dem WORLD/INFERNO FRIENDSHIP SOCIETY-Gig 2011 im AZ Aachen gemacht. Möge dort, wo Harald jetzt ist, der Filmpower ebenfalls walten!