Focus

Von  //  11. März 2015  //  Tagged:  //  Keine Kommentare

Serviler Service „Focus“ bringt es auch nicht mit Will Smith

Ein Lügner ist schlimmer als ein Dieb. Nicky Spurgeon ist Lügner und Dieb in der dritten Generation und außerdem eine Klasse für sich. Wenn er Jess Barrett (Margot Robbie) die Feinheiten des Taschendiebstahls beibringt, hilft er einer „Praktikantin“ auf die Sprünge. Fraglich ist, wer wem mehr vormachen kann. Ich finde die Geschichte vom betrogenen Betrüger schnell langweilig, das Kino ist angenehm leer. Nachmittagsvorstellung. Jeder sitzt mit so viel Abstand wie möglich zum nächsten Bürger. Das finde ich zivilisiert. Sich nicht auf die Nerven gehen zu müssen aus lauter Unbeholfenheit, ist fast schon Kultur. Ich gucke mir Will Smith an, egal in welcher Rolle, ich sehe immer nur Will Smith, den Frischgeduschten. Seine Ausstrahlung (ich bin nicht nur smart, sondern auch sauber, Mann) widerspricht der Filmaufgabe. Man nimmt ihm den linken Vogel nicht ab. Die Australierin Margot Robbie erinnert mich an Sharon Stone in „Basic Instinct“, so kühl verworfen. Jess hätte auch was Gescheites lernen können. Dann müsste sie nicht bei einem Betrüger in die Lehre gehen. Einmal sieht man New York bei Nacht in einer apokalyptischen Einstellung. Mehr Drama bietet „Focus“ nicht. Jess trifft Nicky gezielt in einem Hotelrestaurant – in dieser Air zwischen unerschwinglich und unausstehlich. Der Kellner sagt zu Nicky: „Es war mir eine Ehre, Sie bedient haben zu dürfen.“ Das ist doch schon wieder furchtbar. Das Restaurant folgt den Richtlinien für Aquarien. Wer es ins Aquarium geschafft hat, geht als Star durch den Abend. Jess wohnt im Hotel, wie praktisch. Sie lädt Nicky ein und legt sich bei der ersten Gelegenheit ambitioniert auf ihn. Nicky spricht über Jess‘ „Möpse“ wie über Haushaltsgegenstände. Den Formaten „ehrlich“ und „wahr“ scheint er vollkommen entfremdet. Trotzdem behauptet der Film, Nicky sei der ganz große Manipulator. Das kann gar nicht sein, in Nicky verschwimmen die Unterschiede. Sein Kalkül tarnt sich als Zufall. Er erklärt Jess die Welt als Wille und Vorstellung im Designerdrogenrausch. Es gibt jede Menge Rotwein und Evokationen von Weinbergen als Gipfel eines Lebensstils. Im Mercedes-Benz Superdome von New Orleans legt Nicky einen Triaden-Tycoon aufs Kreuz, während der Super Bowl Amerika elektrisiert. Der spielsüchtige Pate ist gut, bloß Nicky ist besser. Der Held stößt seinen Lehrling ab und zieht sich zur Probe auf ein Altenteil zurück. Man macht ihm endlich ein Angebot, dass er nicht ausschlagen kann. Engagiert, um jemanden auf hohem Niveau hereinzulegen, erreicht Nicky Buenos Aires. Er begegnet Jess wieder, sie hat sich den Rennstallbesitzer Garriga angelacht. Ob sie das Boxenluder nur vortäuscht? … Gerald Mcraney spielt Garrigas Mann fürs Grobe und Nickys Vater. Er schimpft ständig auf den Nachwuchs und schießt schließlich auch auf ihn. Von ihm stammt die Weisheit, dass sich seine Sorte Kriminalität nicht mit Liebe verträgt.

USA 2014, Regie: Glenn Ficarra, John Requa, mit Will Smith, Margot Robbie, Rodrigo Santoro, Gerald Mcraney

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