The Minions & The Days God Slept
Von Michael Schleeh // 22. Januar 2015 // Tagged: featured // Keine Kommentare
Im sehr düsteren Kurzfilm The Minions erinnert sich ein Mann (Lukas Hassel), am regennassen Fenster stehend, an eine nächtliche Begegnung mit zwei betrunkenen Frauen (den beiden Hexen des Films), die ihn abzuschleppen versuchen, während er, wie auf Turkey, durch die zitternden Nachtbilder einer Großstadt stolpert. Das voice over wähnt ihn auf einem mysteriösen „Witches‘ Path.“ Mit hochgeschlagenem Kragen streift er durch die feuchten Gassen eines plötzlich sehr beklemmd engen New York, das, verstärkt durch die pulsierend traumartige und zugleich bedrohliche Tonspur zusammenschrumpft wie zu einer anderen, jenseitigen Welt, in der alles Mögliche passieren könnte. Genauso kann man die Erlebnisse des Protagonisten als Reduktion auf einen subjektiven, inneren fiebrigen Punkt empfinden, als die nervöse Halluzination eines stark verstörten Ichs, ganz unzuverlässig aufgehend in rein persönlichen Wahrnehmungen. Zugleich aber wirkt alles ins überindividuell Jenseitige vergrößert, wie ein Labyrinth, aus dem ein Entkommen unmöglich ist. Unterstützt wird diese grundlegende Verunsicherung durch die immer wieder erratisch zitternden Bilder, die den Film wie im nächsten Moment auseinander zu reissen drohen. Verstörend schön.
In The Days God Slept werden die narrativen Elemente des Storytellings noch weiter in den Hintergrund gedrängt – es ist ein suggestiver Trip, eine Art meditatives Gebet hart am Kunstfilm entlang in nachtdunkelblauer Optik und in Slow-Motion (Musik: Harry Manfredini), wenn sich die Tänzerinnen in einem Stripclub um die Stange drehen und sich Kristy (Lauren Fox) über dem Protagonisten John (Malcolm Madera) lapdancend windet. Da ist etwas in ihrer Vergangenheit, das raus muss, das er wissen will – oder vielleicht doch besser nicht. Und es hat was mit üblem Sex zu tun, an einem Tag, in einer Nacht, in der Gott nicht anwesend war. Im Zentrum steht dabei die Frage, wieviel man wirklich wissen will. Eine Frage, die man eigentlich erst beantworten kann, wenn man die Antwort bereits kennt. Jeremiah Kipp suggeriert, dass die Antwort gefährlich sein kann, zerstörerisch. Die Antwort des Künstlers ist die, einen Film zu machen, der einem diese Frage vorhält und die Antwort vorenthält. Die muss jeder für sich selbst finden. Hier, in diesem Kurzfilm, verdichtet auf 10 surrealistische, bedrohliche Minuten. Very promising!
The Minions, USA 2014; Regie: Jeremiah Kipp.
The Days God Slept, USA 2013; Regie: Jeremiah Kipp.