DVD: Psychomania
Von Alex Klotz // 21. Januar 2014 // Tagged: Biker & Rocker, Britisches Kino, featured, Horror // 1 Kommentar
Tom ist Anführer der Motorradbande „The Living Dead“ und terrorisiert mit seiner Gang gerne Frauen mit Kinderwagen im lokalen Supermarkt. Es wurmt ihn jedoch, daß des verstorbenen Vaters Zimmer für ihn stets verschlossen bleibt, wähnt er in jenem doch das Geheimnis des ewigen Lebens. Schlußendlich läßt sich seine Mutter breitschlagen, ihn das Zimmer betreten zu lassen und Tom fährt nach einer halluzinatorischen Erfahrung lustig eine Brücke herunter, kehrt anschließend von den Toten zurück und überredet seine Gang, es ihm gleichzutun…
Einige nette Einfälle machen noch keinen guten Film, vor allem, wenn sich zu ihnen noch ein paar eher dämlich zu nennende Ideen gesellen. Horrorfilme, in denen keltische Steinkreise eine Rolle spielen, finde ich eigentlich fast immer gut, und auch hier gab man sich Mühe mit stimmungsvollen Locations und einer interessanten Mythologie, nur lief das Ganze beim Versuch, es mit einem Bikerfilm zu kreuzen, reichlich aus dem Ruder. Man ist vom britischem Humor ja einiges gewohnt, und vielleicht war es ja auch beabsichtigt, daß die Selbstmorde der Rocker reichlich albern daherkommen, aber das beißt sich wiederum mit den durchaus stimmungsvollen Horrormomenten, die eindeutig von Leuten stammen, die ihr Handwerk beherrschen. Hier ging wohl schon bei der Konzeption einiges schief und nüchtern betrachtet müßte man wohl konstatieren, daß der Film einfach nicht „funktioniert“. Weniger nüchtern betrachtet ist er aber schon eine beeindruckende Katastrophe. Dazu tragen neben dem bereits erwähntem solidem Handwerk der wahrlich hammergeil psychedelische Score von John Cameron (später Arrangeur bei „Hot Chocolate“) bei und auch die unglaubliche Besetzung: Der großartige, u.a. aus klassischen Film Noirs bekannte George Sanders in seiner letzten Rolle als sinistrer Butler (der sich, um Michael Weldon zu zitieren, „nach diesem Film das Leben nahm, aber nicht auf einem Motorrad zurückkam“), die britische Charaktermimin Beryl Reid („The Killing of Sister George“) als verhätschelte Satanistin und dann auch noch Robert Hardy als hartgekochter Inspektor, der bei mir aufgrund liebevoller Kindheitserinnerungen immer der exzentrische Tierarzt Siegfried Farnon aus „Der Doktor und das liebe Vieh“ bleiben wird, hier trägt er sogar den gleichen Mantel.
Ja, man könnte wohl so einiges aufzählen, was bei PSYCHOMANIA schief gelaufen ist, aber unterm Strich macht er mir immer noch verdammt viel Spaß und in seiner Kombination aus keltischer Mythologie und britischen Biker-Blokes ist er in der Filmgeschichte wohl auch ziemlich einzigartig. Zu guter letzt zollte auch meine Lieblingsband THE DAMNED dem Film auf ihrem schlechtesten Album mit einem gleichnamigen Song ein Tribut. Schön, daß ich mir neben der abgenudelten US-VHS jetzt auch eine deutsche DVD in den Schrank stellen kann.
Zur DVD: Der deutsche Ton ist etwas muffig, das Bild streckenweise ziemlich dunkel, aber es gibt wohl leider kein besseres Ausgangsmaterial mehr. Daß der Film als Zombiefilm beworben wird, obwohl nur gemeine Untote drin vorkommen, muß meiner Meinung nach auch nicht unbedingt sein, aber ich bin ja auch ein Korinthenkacker, und scheinbar hilft das Z-Wort wohl immer noch bei den Umsätzen. Bonuspunkte gibt es dafür, die Innenseite des Schubers, die sich eigentlich nie jemand genau ankuckt, auch noch mit dem Emblem der „Living Dead“ bedruckt zu haben.
Der Frosch, GB 1973, Regie: Don Sharp
Bei amazon kaufen: Psychomania – Der Frosch
Ein Kommentar zu "DVD: Psychomania"
Trackbacks für diesen Artikel