Judex

Von  //  22. April 2013  //  Tagged: ,  //  1 Kommentar

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Kultur ist etwas, was einer gleichgültigen bis widerstrebenden Mehrheit von einer Minderheit auferlegt wurde. Das kann sie tun, weil sie entweder im Besitz der Sachmittel oder im Besitz der Machtmittel ist. Die Geschichte zeigt dabei in einiger Regelmäßigkeit, dass beim Erwerb dieser Sach- und Machtmittel eben jene Minderheit den selbstgeschaffenen kulturellen Rahmen mit der größten Selbstverständlichkeit verlässt. So gesellt sich zum verständnislosen Unbehagen in der Kultur die verständnisvolle Erkenntnis, dass die Kultur eben nicht Natur, sondern nur Rahmen ist. Damit dieser Rahmen nicht  bricht, bedarf es des Einflusses vorbildlicher Individuen, die die Mehrheit eines Kulturraumes zu den Arbeitsleistungen und Entsagungen bewegen, auf welche der Bestand der Kultur angewiesen ist. Scheinbar wird alles gut, wenn diese Personen von überlegener Einsicht in die Notwendigkeiten des Lebens sind, die sich zur Beherrschung ihrer eigenen Triebwünsche aufgeschwungen haben. Da es solche Personen vielleicht alle paar hundert Jahre genau einmal gibt, müssen künstliche Personen eben ihren Platz einnehmen – Superhelden.
Sie sind Repräsentanten und Exekutoren ideologischer Tendenzen, die im Rahmen dieser Tendenzen für Gerechtigkeit zu sorgen haben. Fehlendes Eigeninteresse ist daher für ihr Durchsetzungsvermögen von entscheidender Bedeutung. Sein ist die Gerechtigkeit, Tugend ihr Preis. Was immer ihnen der Zufall beschert, wird in das öffentliche Wohl investiert und niemals für persönliche Zwecke zur Seite gebracht. Auf diese Weise erscheint ihre Machtergreifung niemals als willkürlicher oder unterdrückerischer Akt, sondern als folgerichtige Manifestation einer Ordnung, die weit von säkularen Gesichtspunkten entfernt ist und dadurch eine vollkommene Befriedung herstellen kann. Weil sie nicht an den Wohltaten des Systems teilhaben, können sie zu Autoritäten aufsteigen, die vom Leser  und Zuschauer geachtet und hoch geschätzt werden.
Regisseur George Franju vermag es aus diesem einfachen (und simplifizierten) Streben nach Gerechtigkeit eine komplizierte Ereigniskette zu konstruieren, bei der der Kampf des (Super-)Helden Judex (Channing Pollock) mit dem korrupten Banker Favraux (Michel Vitold) Einstellung für Einstellung zur Nebenhandlung verkommt.  Favraux möchte zum Ende der Belle Epoche seine Tochter Jaqueline (Edith Scob) verheiraten. In den Hochzeitsvorbereitungen steckend, erreichen ihn diverse Drohbriefe von einem Mann, der seine Briefe grundsätzlich mit Judex unterzeichnet. Bei einem Bankett fällt er dann scheinbar tot zu Boden.  Jaqueline lässt ihn begraben und entlässt die Mitarbeiter. Der Diener ihres Vaters, Vallieres (Judex Spießbürgerfassade) weiht Jaqueline in die Machenschaften ihres Vaters ein. Das Dienstmädchen Diana (Francine Berge) belauscht die Beiden und beschließt sich mit einigen Handlangern selbst zu bereichern. Dafür schlüpft sie in ein Catsuit und übernimmt somit den Part des (Super-)Bösewichts. Danach verliert sich das Ganze in Sequenzen, die dem guten alten Butter-Brot-Comic nachempfunden sind. Menschen sterben und stehen einige Minuten später wieder auf, denn der Tod war im Universum des Comics lange Zeit nichts Endgültiges.
Für ein (post-)postmodernes Publikum muss es zunächst befremdlich wirken, wie detailverliebt, aber zum Glück dann doch ironisch, George Franju die Machenschaften und das Erbe eines Bankiers aufarbeitet. Mit impressionistischem Müßiggang werden die Fragen nach Stolz, nach Gerechtigkeit und dem Tod gestellt. Und sie werden sogar beantwortet, wenn auch nicht mit dem üblichen beckmesserischem Tonfall der etablierten Superhelden. Es dürfte reizen, dass der Film vom Knack-Popo Fancine Berges einmal abgesehen, nichts Sechziger Jahre spezifisches aufweist. Ein Jahr nachdem James Bond seinen cineastischen Siegeszug um den Erdball antrat, flüchtet sich Franju in die Bilderwelten von Louis Feuillade und somit zurück in die Vergangenheit. Das geschah zu einem Zeitpunkt wo es im Kino noch explizit um die Verheißungen der Gegenwart ging. Franjus „Judex“ ist zudem bereits die zweite Neuverfilmung von Feuillades Klassiker.
Bis zum Auftauchen von Daniel Craig war es für die James Bond Reihe charakteristisch, dass Bond seiner Umgebung immer einige Minuten voraus war. Dazu kommt eine Selbstgerechtigkeit, die (wie im Fall von Sean Connery) in Eiseskälte oder (wie im Fall von Roger Moore) in infantilen Sadismus umschlägt. Judex ist ein aristokratischer Superheld. Er braucht keine Angst zu haben, sich plötzlich in einer Kellerwohnung wiederzufinden, in der sich aller Schmutz der Gesellschaft, alle unerwünschten, unlösbaren Probleme zu Berge türmen. Der Empfangschef oder Türsteher wird die Schwierigkeiten stets so definieren, dass der Held sie glorreich lösen und aus dem Weg schaffen kann – wofür er dann den angemessenen Applaus einheimst. Ein ganzes Heer von selbständigen, im Untergrund wirkenden Helfern hat längst vorgesorgt, dass alles gut geht. Judex wird keinen skandalösen, hinterhältigen Attacken auf seine Autorität ausgesetzt. Man nenne sie Glück oder Zufall, Moral oder Psychologie bestimmter Gestalten, die Abwesenheit von Fußangeln, die den Helden im Alltagsleben zu Fall bringen könnten – man nenne sie Schicksal oder Vorsehung, wenn man will; aber man täusche sich nicht. Judex hat stets mehr Verbündete als das ungezogene Dienstmädchen Diana. Er eilt nur in einem Universum zu Hilfe, das zuvor verspricht, sich mit seiner Hilfe wieder selbst ins Lot zu bringen, das eine resolute Fähigkeit zu interner Gesundung und Festigung an den Tag legt, das keine peinlichen oder aufsässigen Fragen stellt.
Diese Opulenz lädt dann auch zum Schmunzeln ein. Zuerst vergiftet Judex seinen Hauptgegner Favraux. Den überwiegenden Teil des Filmes muss er sich dann mit einem engherzigen Dienstmädchen herumärgern. Ein jeder wird wohl der Meinung sein, dass das für Jemanden mit so einem schönen weiten Umhang wohl kein Problem sein dürfte.  Jedoch täuscht George Franju in seinen Bildern nur einen Kampf Gut gegen Böse vor. Ihm geht es um die Kennerschaft seines Helden, mit derer sich Judex nicht nur in der Sache erfolgreich behaupten, sondern auch den Zuschauer mit ästhetischer Brillanz überwältigen kann. Ein generativer Prozess, der über den Charme verfügt, mit jeder weiteren Differenzbehauptung auch weiteren Bedeutungsüberschuss zu generieren. So kann man mit Émile Zola schließen, dass Judex Kampf gegen das Böse nichts anderes ist „als eine den Konventionen gelieferte Schlacht.“

Frankreich 1963, Regie: Georges Franju


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