Children of Wax
Von Alex Klotz // 29. März 2013 // Tagged: Action, featured, Thriller // Keine Kommentare
Es herrscht Krieg im Drogengeschäft in Berlin-Kreuzberg zwischen einer türkischen Gang und einer Bande von Nazi-Skinheads. Als wäre das nicht schon hart genug, werden regelmäßig Leichen türkischer Kinder gefunden, die via Make-up das Antlitz von Wachspuppen bekommen haben. Die Polizei ruft den Spezialisten Kemal aus Wiesbaden zu Hilfe…
Was macht eigentlich Menahem Golan, in den 80er Jahren mit der CANNON für Actionhits wie Delta Force verantwortlich, heutzutage noch? Nun, so was. Ich glaub immer noch nicht ganz, was ich da gesehen habe: Children of Wax liegt so vollkommen neben der Spur, daß es eine wahre Freude ist. Das liegt vor allem daran, daß die deutsche bzw. Berliner Wirklichkeit, wie sie hier dargestellt wird, aus einem Parallel-Universum zu stammen scheint. Abgesehen von ein paar Inserts, in denen man mit dem Auto durch Berlin gefahren ist und einige Sehenswürdigkeiten und typische Straßenzüge abgefilmt hat, wurde der Rest des Films offensichtlich in Bulgarien gedreht.
Nun mag es sein, daß einige Nazi-Skins im Drogenhandel involviert sind, aber sie hören dann bestimmt keine Techno-Mucke, ebenso wenig wie türkische Gangs sich rote Bandanas ala The Warriors anlegen, wenn sie in die Schlacht ziehen oder sich eins der regelmäßigen Maschinengewehrgefechte (!) mit den Nazis liefern. Dann ist da noch Ermittler Kemal (ein leicht aufgedunsener Armand Assante), verheiratet mit einer blonden Vorzeigedeutschen namens Monika, dessen Sohn ständig quengelt, daß er zurück nach Wiesbaden will, denn dort gibt es anscheinend keine Türken und alles ist schön. Nicht zu vergessen das Kino, in das der Sohneman ständig geht, um die Schule zu schwänzen, in dem ausschließlich Vorführungen von Horrorfilmen wie Nightmare on Elm Street für Minderjährige stattfinden.
Der Bandenkrieg schien aber nicht ausreichend für einen ganzen Film, so daß man auch noch ein Remake von M – Eine Stadt sucht einen Mörder einpflanzte, komplett mit Standgericht am Ende. Udo Kier ist…Udo Kier, und jemand besseren hätte man für die Rolle wohl auch nicht finden können. Bei diesem Handlungsfaden kommen sogar ein paar recht stilvolle Momente zustande.
Alles in allem ist der Film eine großartige Wundertüte, an der vor allem Kreuzberger ihre Freude haben sollten. Da ich mich nicht zurückhalten konnte, hier noch ein paar Screenshots zur weiteren Illustration.
Bulgarien/Deutschland/Italien 2007, Regie: Ivan Nitchev
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Children of Wax