DVD: Parapsycho – Spektrum der Angst
Von Alex Klotz // 4. November 2012 // Tagged: Deutsches Kino, Erotikfilm, featured, Horror // 9 Kommentare
…das paranormale existiert: entgegen aller logik, bezweiflungen, beweiskraft und jenseits der ueblichen kriterien jeglicher erfahrung…
Ein Episodenfilm über paranormale Phänomene: In der ersten Episode „Reinkarnation“ fühlt sich ein Geschäftsmann auf der Durchreise auf merkwürdige Art und Weise zu einem Schloß hingezogen. Dort begegnet er in der Nacht einer schönen, altmodisch gekleideten Frau (Marisa Mell), die ihn für ihren Liebhaber hält…in der zweiten Geschichte „Metempsychose“ hat ein Professor (William Berger) ein Verhältnis mit einer Studentin, was zunächst seine Frau, dann die Studentin in den Selbstmord treibt. Letztere nimmt aber nach ihrem Tode Besitz vom Körper der Tochter des Professors (Bergers echte Tochter Debra)…zuletzt können wir in „Telepathie“ einem impotenten Maler (Matthieu Carrière) dabei zuschauen, wie er mittels Fernhypnose eine junge Braut (die schöne Alexandra Drewes, zu diesem Zeitpunkt so gerade noch mit Franz Marischka verheiratet) gefügig macht, um sie als Spielzeug zu missbrauchen…
Sowohl aufgrund der erotischen Komponenten der einzelnen Geschichten als auch der ständigen Beteuerungen einer wiederkehrenden Schreibmaschine, es hier mit tatsächlichen Phänomenen zu tun zu haben, hätte der Film wohl auch ohne weiteres den Titel „Parapsychologen-Report“ tragen können. Ganz zu kurz kommt der Horror freilich nicht, und die Geschichten sind so angeordnet, daß eine stete Steigerung stattfindet, auch auf der formalen Ebene. Vor allem die Musik wird immer besser, in „Reinkarnation“ nervt noch ein wenig die stete Wiederholung der ersten vier Takte von „Für Elise“, die man eh schon oft genug hören mußte, die Verbindung von elektronischen Geräuschen und einem eingängigen Synthie-Thema in „Telepathie“ ist aber äußerst gelungen – die ganze Episode ist wegen ihrer merkwürdigen Stimmung auch als absolutes Highlight zu betrachten, eine Sichtung des Films lohnt sich schon alleine deswegen. Und überhaupt: Wieviel deutsch-österreichischen Erotikhorror gab es in den Siebzigern? Muß man schon aufgrund seiner Alleinstellungsmerkmale sehen, das.
Lange Zeit nur auf raren VHS-Kassetten aufzufinden, haben CMV diesen Film jetzt dankenswerterweise auf DVD verfügbar gemacht. Das Bild zeigt hier und da ein paar Gebrauchserscheinungen der zu Grunde liegenden 35mm-Kopie, aber das passt sehr gut zur latenten Schmuddeligkeit des Films, lieber so, als alles tot zu digitalisieren. Als Extras gibt es leider nur Trailer und eine Bildergalerie, da hätte man sich schon noch ein paar Interviews gewünscht. Aber immerhin wurde der Streifen überhaupt mal aus der Versenkung geholt, so gehet hin und kauft.
Deutschland/Österreich 1975, Regie: Peter Patzak
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Parapsycho – Spektrum der Angst
9 Kommentare zu "DVD: Parapsycho – Spektrum der Angst"
Dein Essay zum Film im aktuellen „Filmblatt“ ist übrigens sehr schön, Lukas!
Da will ich doch glatt in meiner im September erworbenen Filmblattausgabe nachblättern und den text von Lukas lesen (bei dem ich mich sowieso frage, wie ich ihn bisher übersehen konnte), und muss (in diesem fall leider) feststellen, dass ja schon eine neue Ausgabe erschienen ist. Und sogar noch mit einem Beitrag zu Brynychs DIE WEIBCHEN!?
Bleibt also die Vorfreude. :-)
ist das tatsächlich eine vollbildveröffentlichung? die screenshots sehen fast so aus, als wäre das einfach nur ein vhs-master…
Ja, das Format ist 1,33:1, aber ich habe den Eindruck, der Film wurde auch so gedreht, mir sind zumindest keine Einstellungen aufgefallen, wo man meinte es würde etwas fehlen. Habe gerade mal mit der Toppic-VHS verglichen, das scheint mir aber ein anderes Master gewesen zu sein, die Verunreinigungen ganz am Schluß sind dort nicht zu sehen.
ich habe den im kino gesehen, das format ist 1.66:1
gut natürlich, dass er überhaupt verfügbar ist. trotzdem finde ich es ziemlich sonderbar, dass 2012 noch solcher 4:3-unsinn veröffentlicht wird…
Es kann aber auch sein, dass du den Film im Kino auf 1,66 maskiert gesehen hast, während die Kopie selbst in 1:1,37 war, Lukas – deutschsprachige Filme jener Zeit wurden sehr oft in Vollbild gedreht und umkopiert, allerdings mit Blick auf eine Projektion in 1:1,66. Trotzdem ziehe auch ich in solchen Fällen immer noch eine „maskierte“ Projektion / Veröffentlichung vor, denn zuviel Bild kann eine Komposition ebenso zerstören wie Pan & Scan (und auch Letzteres könnte hier der Fall sein, denn der gegenteilige Fall – Filme, die auf der Kopie bereits mit schwarzen Balken auf 1:1,66 gemattet sind – ist mindestens ebenso häufig vorzufinden).
So ungeheuer groß die Freude darüber ist, diesen Film nun endlich zu Gesicht zu bekommen (mich dürstet schon seit Jahren danach) – die Screenshots erwecken nicht den Eindruck, als hätte man auf die (verfügbaren) Originalnegative zurückgegriffen. Schade. :-(
Ja – bin da kein Experte, aber es scheint eine schon etwas beanspruchte Positivkopie als Ausgangsmaterial verwendet worden zu sein, mit einigen leichten Verfärbungen und Verschleiß am Anfang/Ende der jeweiligen Akte…