Dungeon of Harrow

Von  //  24. November 2012  //  Tagged: , ,  //  Keine Kommentare

Nach einem Schiffsunglück landet ein reicher Schnösel samt Kapitän auf einer einsamen Insel, auf der sich das Schloß des irrsinnigen Grafen De Sade (no less!) befindet. Der hat aus Liebe zu seiner leprakranken Frau einst freiwillig das Exil gewählt, nur ist seine Gattin mittlerweile so plemplem, daß sie jede Nacht für ihre Hochzeitsnacht hält und aufgrund ihrer Krankheit auch nicht mehr wirklich ansehnlich, so daß der Graf sie mal lieber im Keller eingesperrt hat. Mit der Zeit dreht auch er ein wenig am Rad, hat Visionen von Geistern, Piraten, Fledermäusen und großen Stoff-Spinnen, sowie Angst davor, vom taubstummen Zimmermädchen vergiftet zu werden, welches er daher in schöner Regelmäßigkeit täglich auspeitscht, wenn ihm keine andere Foltermethode einfällt. Sonst befinden sich im Schloß noch eine verbitterte Krankenschwester und ein riesiger, wasserstoffblonder Nubier, der die Drecksarbeiten für den Chef erledigen muß. Richtig zufrieden mit der Situation ist niemand.

Dungeon of Harrow ist mal wieder so ein Zwitterfilm, der über weite Strecken durch seine Unbeholfenheit unterhält, an manchen Stellen aber wie ein Brillant zu funkeln vermag. Bereits am Anfang möchte man das Werk bereits umarmen, da es trotz niedrigstem Budget versucht, uns mittels offensichtlichem Modell und Wackelkamera eine gigantische Schiffskatastrophe zu präsentieren. Es geht weiter mit bescheidenen Darstellern, die hölzerne Sätze von sich geben, welche gewollt auf alte Zeiten und Edgar Allan Poe getrimmt sind, aber durchaus einen eigenständigen Charme besitzen. Langweilig machen sie den Film jedenfalls nicht, denn die Dialoge (die teilweise von einem Off-Kommentar übersprochen werden, was an den liebenswerten Beast of Yucca Flats erinnert) wechseln sich mit durchaus reizvollen Sequenzen ab, wie den oben erwähnten Visionen, einer langen Überblendung mit Spiralen oder hübschen Matte-Paintings. Auch rastet der Graf aus, daß es eine Freude ist, und die billigen Dekors sehen mit Hilfe von Spinnweben, Beleuchtung und Nebelmaschine streckenweise richtig gut aus. Highlight ist freilich die durchaus mit Gespür fürs Unheimliche inszenierte Szene, in der der Held im Keller auf die leprakranke Dauerbraut trifft, und das Ende ist auch nicht verkehrt und relativ überraschend. Der Regisseur ist ebenso der Erzähler und war früher Nachrichtensprecher. Außer Lee Morgan, der hier als Kapitän eher eine Nebenrolle hat, scheint keiner der Anwesenden vorher oder nachher in einem anderem Film mitgespielt zu haben. Man ahnt ein wenig, warum. Morgan beendete seine eher bescheiden verlaufene Karriere in zwei weiteren Filmen Boyettes, mit denen es dem Regisseur aber auch nicht gelang, sein Idol Roger Corman zu beeindrucken. Als dann nach dem dritten Film auch noch sein ganzes Equipment verbrannte, nahm Boyette dies als Zeichen, den Regisseurstuhl in die Ecke zu stellen. Später wurde er dann ein durchaus angesehener Comic-Zeichner, und wandte sich neben Auftragsarbeiten auch in diesem Medium dem gotischen Horror zu. Leider ist er im Jahr 2000 verstorben, so daß eine anständige DVD-Veröffentlichung dieses Films mit Audiokommentar wohl eher nicht zu erwarten ist. Wiewohl zumindest eine Fassung in besserer Bildqualität durchaus zu begrüßen wäre. Die verfügbare Version scheint aber zumindest Public Domain zu sein, so daß man sie z.B. bei archive.org für umme anschauen oder herunterladen kann.

USA 1962, Regie: Pat Boyette


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Über den Autor

Alex Klotz ist ein Zelluloid atmendes Wesen und betreibt den Blog hypnosemaschinen. Alex Klotz hat nie als Tellerwäscher, Aushilfsfahrer oder Kartenabreisser gearbeitet und gedenkt das auch in Zukunft nicht zu tun.

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