The Rivermen
Von Silvia Szymanski // 3. September 2012 // Tagged: Porno, Queer // Keine Kommentare
An Leuten wie mir hätte Freud vermutlich Spaß; ich finde auch andauernd, dass Dinge mehr sind als sie scheinen, und dass dabei oft was Sexuelles mitschwingt. Zum Beispiel bei Eisenbahnen – zumindest in Träumen, und in manchen Filmen, die ich mag. Durch THE RIVERMEN braust beispielsweise auch ein Zug. Es ist überhaupt für mich ein ziemlich heimischer Film; Sacramento River Country, wo er gedreht wurde, ist nichts völlig anderes als Merkstein. Es gibt dort flache Wiesen, Kühe, sommerlichen Stillstand. Und verträumten Sex, vor Blicken ungeschützt, auf einer Wiese unter einer Bahnbrücke beim Fluss. Man sieht, dass es weh tut, aber dass man nicht deswegen aufhören will. Die Jungen kommen, als der Zug kommt und gar nicht mehr aufhört, über ihnen zu schnaufen und zu rollen. Es sieht gut aus, wie der Samen rausquillt. Der eine Junge hält es richtig auf die Kamera zu, sein samenverschmiertes Glied, so wie einem ein Kalb sein schleimiges Maul entgegenhält.
„I’m a drifter, you know, a loner. I make no promises to anyone about anything”, sagt Burt (Burt Edwards) zu dem in ihn verliebten Ernie (Duke Benson), sehr ländlich amerikanisch, wie alle Jungs in diesem entspannten Film. Sie gehören zu einem Kreis von Freunden auf der Suche nach Burts verehrtem, auf die schiefe Bahn geratenem großem Bruder, eine Geschichte ähnlich wie in James Leo Herlihy`s Roman ALL FALL DOWN. Burt ist extra aus Kanada gekommen, um ihn zu finden. Sie suchen ihn zu Fuß im lichten Uferwäldchen, zu Wasser auf einem billigen Boot, und während ihrer Suche haben sie viel Sex. Die Regie umschmeichelt ihr Miteinander mit viel gestohlener Musik – Easy Listening, Mundharmonika, einer schwer melancholischen Passage aus einem alten Stück von Fleetwood Mac (Oh Well Pt.2), lyrischen Western- und dramatischen Krimiscores. Dann sogar ein handgemacht rasanter Showdown mit Verbrecherjagd, Schnellboot, Auto. Die gemütlich-kernige Onkel-Erzählerstimme ist für andere auf der Welt. Ich nehme lieber die sonnenheißen Boardwalks, den unschuldig zelebrierten Slow Sex und die Reflexe des funkelnden Wassers auf den Körpern der Jungen, die im Fluss gebadet haben.
USA 1973, Regie: Mark Aaron
P. S. 1: Vielleicht ist es allzu subjektiv, und ich werde es eines Tages, nach weiteren Pornosichtungen, zerknirscht zurücknehmen müssen. Aber ich finde auch in diesem schwulen Golden Age Porno wieder, diese Jungen sehen besser aus als Porno-Mädchen, wenn sie einen Schwanz blasen. Aus einem Grund, den ich nicht kenne (irriges Rollenverständnis? Verkrampfung unter der Regie?), machen Darstellerinnen das oft mit zu viel gespielter Laszivität, zu wenig Selbstvergessenheit, zu vielen sich ihrer Wirkung vergewissernden Blicken in seine Augen. Die Jungen sind ruhiger, versunken, hypnotisch, inbrünstig. Wer Filmmädchen sehen möchte, die anmutig mit dem Sex fließen, eins mit sich sind und keine aufgesetzte Rolle spielen, muss sich diese Jungs ansehen.
P. S. 2: THE RIVERMEN stammt aus dem guten Hause Jaguar Productions, wie auch GREEK LIGHTNING, über den Marco und Christoph vor ein paar Monaten für Hard Sensations gesprochen haben (hier). Und wie die schönen Filme A GHOST OF A CHANCE und NIGHTS IN BLACK LEATHER, die ich noch besprechen werde.