William S. Burroughs: A Man Within
Von Katrin Krause // 30. Mai 2012 // Tagged: Dokumentation // Keine Kommentare
Yony Leisers Dokumentation „William S. Burroughs: A Man Within“ ist ein düsteres Kaleidoskop in dem sich die einzelnen Fragmente zu einem intimen, dynamischen Einblick in das fremdartige Leben des Grenzgängers mit der resignierten Leierkastenstimme zusammenfügen. An Stelle von hübschen Glitzerpartikeln, ansehnlichen „Heile-Welt“-Formen und heuchlerischen Euphemismen, wird dem Zuschauer jedoch die Vielfältigkeit des Lebenskaleidoskops des Drogenpapstes direkt auf der Kloschüssel serviert. „Er war schwul, er war ein Junkie. Er sah nicht gut aus und schrieb Gedichte über Arschlöcher und Heroin“, erinnert sich John Waters an seinen Freund. Sowohl der direkte Tonus als auch die Darstellung der Ambivalenz und der Vielfalt seines etwas anderen Lebenswerkes hätten dem ewig-unetikettierten Paten der Originalität wohl gefallen.
Unterteilt wird der dokumentarische Blick durchs Schlüsselloch durch detaillierte und teilweise unheimliche, Stop-Motion Draht-Animationen, wie den abgebundenen, sehnigen, pulsierdenden, hautlosen Unterarm eines Junkies. Die Themen, auf die Yony Leisers das Scheinwerferlicht richtet sind „Queer“, „Control“, „Junky“, „Guns“, „The William Tell Routine“, „Naked Lunch“, „Punk Rock“, „Art“, „Familiy Life“ und „From New York to Kansas“. Schlagworte, die das Leben und Wirken des Drahtkopfes mit Hut beeinflusst und geprägt haben. Mit Leben gefüllt werden diese Überschriften durch Fotografien, Archivmaterial, Tonbandaufzeichnungen und Interviews mit engen Freunden und Biografen.
Die Dokumentation schafft es so, den prüden 50er Jahre-Zeitgeist in einen absoluten Kontrast zu Burroughs modernem Freigeist zu setzen. Zuerst ist der Blick auf eine antik-verschnörkelte Nachtkommode aus dunkler Eiche gerichtet: Schwarz-weiß-verklemmte Kommunionsfotos in angelaufenen Metallrahmen neben einer nie-geöffneten Ausgabe des neuen Testaments unter einer klebrigen Staubschicht obenauf. Die Kamera fährt ein Stückweit zurück, so dass man den gebückt stehenden Mann mit der Pistole am anderen Ende des kargen Raumes erkennen kann. Burroughs schießt auf den Zeitgeist, auf die Konventionalität und die heuchlerische Nachtkommode und nennt es „Shotgun-Art“. Was übrig bleibt sind Splitter, Anarchie und Empörung. „Ich bringe keinen Frieden, aber ein Schwert“, sagt der Mentor der Beat Generation und öffnet mit diesem Schwert dem Denken neue Wege.
Nach der 87-minütigen Dokumentation bleibt Burroughs mehr als nur ein heroinsüchtiger Schreiberling, ein schwuler Künstler, ein zutiefst gestörter Wilhelm Tell, der seine Frau erschoss, Drogenpapst, Mentor der Beat-Generation und Pate des Punk:
„Ich glaube daran, dass es eine Art von Heiligen gibt, zu denen man aufschauen kann, wenn man jung ist, nirgendwo reinpasst, Kunst machen will und das sehr früh weiß. Du weißt, du wirst provozieren, aber das ist dir egal. Du willst nicht reinpassen, bist unbeliebt aber auch das ist egal. Du willst nicht die anderen sein und nichts mit ihnen zu tun haben. Für solche Menschen wird William immer eine beinahe religiöse Figur sein.“ (John Waters)
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