Short Bus #007
Von Redaktion // 16. Mai 2012 // Tagged: short bus // Keine Kommentare
30 Minutes or Less / Regie: Ruben Fleischer / USA/D/CAN 2011
Pizzalieferant Nick (Jesse Eisenberg) hat schon genug Probleme am Hals – so hat er sich die Loslösung vom Alltagsfrust allerdings bestimmt nicht vorgestellt: Aus heiterem Himmel gerät er in eine spektakuläre Entührung. Um an eine dicke Erbschaft zu gelangen, wollen die beiden Volltrottel Dwayne (Danny McBride) und Travis (Nick Swardson) einen Auftragskiller engagieren. Der ist aber nicht billig und so schicken sie den völlig perplexen Nick mit einem Bombengürtel los. Innerhalb weniger Stunden muss er mit einem Batzen Bargeld wiederkommen. Egal woher er es auch bekommt. Ruben Fleischer (Zombieland) verliert keine Zeit und drückt mächtig aufs Gas – wenn die wahnwitzige Prämisse erst einmal etabliert ist, bleibt kaum noch Zeit zum Nachfragen. Halsbrecherische Action-Set-Pieces werden geschickt arrangiert, so dass die Story nur eine untergeordnete Rolle spielt. Seine Genrevorbilder hat Fleischer aber auch hier wieder sorgfältig studiert und so quillt der Film mitunter über vor intertextuellen Witzen, vor kleineren und größeren Verbeugungen und Anspielungen. Randvoll mit jüngerer Filmgeschichte ist dieses rasante, kurzweilige Kinoabenteuer also in jedem Fall – da ist es zu verschmerzen, dass der Film dann doch etwas zu schnell verfliegt und man sicher keine wirkliche Beständigkeit erwarten darf. (Marco Siedelmann)
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Durch die gelbe Hölle / Regie: Robert Wise / USA 1953
Eine Einheit der US Navy wird während des Zweiten Weltkriegs in der Wüste Gobi stationiert um dort wichtige Messungen durchzuführen. Die primitiven aber freundlich gesonnen Mongolen gehen nach kurzer Gewöhnungszeit eine Ko-Existenz mit den Soldaten ein, die erstmals eine fremde Kultur kennenlernen. Nach langen Wochen des Wartens wird das Lager von japanischen Fliegertrupps angegriffen. Was durch den deutschen Titel schwer nach nationalistischer Kriegspropaganda klingt, ist bei näherer Betrachtung ein zwar behäbiges Wüsten-Drama, allerdings meilenweit entfernt von dumpfer Pro-Kriegs-Unterhaltung nach dem Geschmack eines John Wayne. Ohne ein klebriges Lied auf Kameradschaft zu singen und ohne den Zynismus späterer Produktionen vom Schlage eines Robert Aldrich, steht Destination Gobi aus heutiger Sicht ein wenig zwischen den Stühlen. In vielen Abschnitten wirkt hier der Zweite Weltkrieg zwar wie ein Abenteuer für echte Kerle, der exotische Schauplatz nimmt allerdings auch Abstand von den gewöhnlichen Gefechtssituationen, die sonst so für Kriegsfilme herhalten müssen. Besonders im Mittelteil, wenn der Alltag der Soldaten endet und ein beschwerlicher Marsch durch die Weiten der Wüste ansteht, gibt es zwar einigen erzählerischen Ballast, die herausragend komponierten Bilder zeichnen Robert Wise dagegen doch wieder als meisterlichen Handwerker aus. (Marco Siedelmann)
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Hottestmail.com // Sikender Bhatia, 2004
Schmerzhaft naiver Indien-Trash in deutscher DVD-Synchro. Eine Schauspielerin hat sich in einen Programmierer verliebt: „Er hat auch die Software for Global Positioning System entwickelt – ein Segen für die Eisenbahn!“ (Seither verirren sich die indischen Eisenbahnen nicht mehr im Wald.) Aber da er kein Geld hat, um sein neues revolutionäres Projekt, dessen Natur wir nie erfahren, zu finanzieren, folgt er mit seinem notgeilen Freund leichtfertig einer Einladung auf eine thailändische Insel. Dort begrüßt ihn ein als Schwarzer geschminkter augenrollender Inder mit schwarz/blonden Dreadlocks und teilt ihm mit, er wäre „ein Kriegssoldat“, nämlich der Ex-Bodyguard des somalischen Präsidenten, den eines Tages eine Gruppe von Typen erledigen wollten: „Einige feuerten von hier… und einige von da…“ … dramatische Pause… “ – und einige von dort.“ Wer mir jemals mit der Behauptung kommt, Bela Lugosi wäre des Overacting schuldig gewesen, bekommt von mir wahlweise diese Szene vorgesetzt oder – was weniger schmerzhaft wäre – die DVD übergebraten. „Ich habe an verschiedene Teile der Welt tonnenweise Emails geschickt, und Ihr wart die einzigen, die mir jemals geantwortet haben. Ihr seid tapfere Menschen und ich mag tapfere Menschen! Yeah!“ Der Schurke zwingt unsere Protagonisten, Falschgeld für ihn zu wechseln, und es passt zum Film, dass er auf einer wahren Begebenheit basiert, bei dem der Regisseur selbst Opfer eines Mail-Betrügers war; allerdings hoffentlich ohne ein Finale, in dem sich – nach vielen Songs und viel Padding – der schwarzbemalte Inder als weißer muslimischer Terrorarsch entpuppt, der als solcher aber natürlich von vorgestern ist: „Was? Du hast das Passwort geändert? Du mieser Verräter! Wie kannst du es wagen?“ (Andreas Poletz)
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Russian Roulette // Louis Lombardo, 1975
Interessant, dass manche Filme regelmäßig und wiederholt im Player landen, obwohl sie gar nicht so großartig sind und man sie natürlich inzwischen praktisch auswendig mitbeten kann. Nach dem fünften oder sechsten Mal Russian Roulette, gibt es an dem Film wahrlich nichts Neues mehr für mich zu entdecken. Er ist mir einfach ans Herz gewachsen, wie ein ausgeleiertes T-Shirt, und er wird in meinem Besitz bleiben und immer wieder mal geschaut werden, bis er sich von selbst zersetzt.
Im Gegensatz, zu meinem Kollegen von badmovies.de habe ich mir nie die Mühe gemacht, die Laufbahn aller beteiligten Schauspieler unter die Lupe zu nehmen, noch die Qualität der DVD auch nur im mindesten einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Also bitte,… die ist vom Wühltisch und da soll sie gefühlt auch bleiben. Im Übrigen teile ich die Kritik (Artikel bei badmovies.de) in einigen, aber längst nicht in allen Punkten. Russian Roulette ist ein Kalter-Krieg-Thriller, der lediglich mit einer für das Genre ungewöhnlichen Location, nämlich Kanada, überraschen kann. Aber der Reiz liegt eben da. Wer dort, nämlich in Kanada, mit kleinem Budget und mittelmäßigem Personal unterwegs ist, der muss sich ganz den eher unspektakulären Gegebenheiten widmen und sich in vorgefundenen Exotismen ergehen, um sich im Vergleich nicht zu blamieren. Und das macht Russian Roulette in vielerlei Hinsicht sehr gut und behauptet damit stolz seinen Platz. Dafür muss man ihn einfach mögen. Wenn du ihn findest. Kauf ihn! // Eckhard Heck
The Texas Chainsaw Massacre // Tobe Hooper, 1974
TCM, wie er gerne abgekürzt wird, hat mich derartig beeindruckt und begeistert, dass ich mir bis dato Zeit mit einer ausführliche Besprechung des Rezensionsexemplars gelassen habe. Tatsächlich habe ich mich sogar vollkommen gesetzeskonform verhalten und ihn mir vor der Aufhebung der Indizierung niemals angesehen. Aufgrund meines nahezu biblischen Alters hätte ich zwar bis Anfang der 80er sogar legal die Möglichkeit dazu gehabt: Aber im Reich der Mythen war der Film irgendwie auch ganz gut aufgehoben. Die nun vorliegende Fassung von Turbine Medien (https://www.turbine.de) bietet schon von der Aufmachung und der Qualität her die volle Breitseite an Filmvergnügen. Die Bildqualität ist phänomenal und der mitgelieferte Audiokommentar von Regisseur Hooper, Kameramann Daniel Pearl und Leatherface Darsteller Gunnar Hansen, ist das Sahnehäubchen auf diesem Release, das schon alleine die Anschaffung rechtfertigen würde. Langtext zu TCM folgt demnächst in diesem Kino. // Eckhard Heck
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