Montana Sacra, 28.5., Aachen

Von  //  23. Mai 2012  //   //  2 Kommentare

Im Rahmen unserer Alternative Movie-Reihe zeigen wir im Apollo-Kino am 28.5. um 22:30 Uhr Alejandro Jodorowskys bildgewaltigen MONTANA SACRA in der seltenen deutschen 35mm-Kinofassung, die aufgrund wunderlicher Lizenzforderungen der Rechteinhaber hierzulande wohl in absehbarer Zeit nicht als DVD oder BluRay erscheinen wird.

Jodorowsky drehte 1970 in Mexiko EL TOPO, eine äußerst surreale Hommage an den Italo-Western und der Film wäre wohl in die übergroße Truhe mit bizarren Filmschätzen, die kaum ein Mensch gesehen hat, gewandert, hätte nicht der Besitzer des New Yorker Elgin Theaters ihn zufällig bei einer privaten Vorführung im Museum of Modern Art (bei der die meisten Leute vorzeitig rausgegangen sind) gesehen, für äußerst faszinierend befunden und die Idee gehabt, den Film in einem zusätzlichem Slot um Mitternacht in seinem Kino zu zeigen. Hauptsächlich durch Mundpropaganda ergab es sich, daß der Film mehrere Monate lang täglich um Mitternacht vor ausverkauftem Hause lief und das Phänomen des „Midnight Movie“ geboren wurde. Mitten im Publikum auch die New Yorker Künstlerszene, die hier einen unkonventionellen und talentierten Regisseur entdeckte, den sie mit gemeinsamen Kräften unterstützen wollte – und so ergab es sich, daß für Jodorowskys nächsten Film ein riesiges Budget zur Verfügung stand, das unter anderem von den Konten illustrer Personen wie George Harrison, John Lennon oder Yoko Ono abgebucht wurde und es dem Regisseur erlaubte, mal so richtig auf die Kacke zu hauen. Und er tat’s.

MONTANA SACRA aka THE HOLY MOUNTAIN hat zwar irgendwie eine Story, die an ein Roman-Fragment des Para-Surrealisten René Daumal angelehnt ist und als Reflektion über die Weltreligionen interpretiert werden könnte, aber der Plot ist eigentlich egal. Der Film feuert ein solches Dauer-Bombardement unglaublicher Bilder und Sequenzen ab, daß man sich ständig die Augen reibt und den Mund nicht mehr zukriegt. Kurz: Sich MONTANA SACRA anzuschauen, kommt in etwa dem Gefühl nahe, sich mal eben sämtliche denkbaren Drogen gleichzeitig einzupfeifen, ohne gesundheitliche Schäden befürchten zu müssen. Wir übernehmen allerdings keine Garantie, daß der Film später nicht doch noch den ein oder anderen Flashback auslöst. [ak]

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2 Kommentare zu "Montana Sacra, 28.5., Aachen"

  1. Silvia Szymanski 8. Juni 2012 um 23:43 Uhr · Antworten

    Ich denke, „unnarrativ“ bedeutet hier, dass zig kleine Geschichten gleichzeitg und assoziativ ablaufen anstatt eine. So dass man nachher keine Handlung nacherzählen könnte, obwohl andauernd was passiert. Ich mag das aber an dem Film. Ich fand ihn bei aller Kunstanstrengung auch erstaunlich entspannt und lustig.

  2. Eckhard Heck 6. Juni 2012 um 20:42 Uhr · Antworten

    What a trip! Und gar nicht so un-narrativ, wie Alex in seiner Anmoderation hat anklingen lassen. Opulent halt.

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