Livid
Von Alex Klotz // 2. April 2012 // Tagged: Fantasy Filmfest, französischer Film, Horror // 1 Kommentar
Lucie macht ein Praktikum in der Altenpflege und begleitet dabei die resolute Madame Wilson auf ihrer Tour. Die letzte Patientin ist eine alte Dame, die in einem abgelegenem, halb zerfallenem Haus schon seit Jahren im Koma liegt. Es heißt, irgendwo im Haus wäre ein gewaltiger Schatz versteckt. Hier sehen Lucie, ihr Freund und dessen Bruder ihre Chance, aus dem verstocktem Leben im kleinen Fischerort entkommen zu können und brechen nachts in das Haus ein. Wie zu erwarten, finden sie aber keinen Schatz, sondern ganz andere geheimnisvolle Dinge vor…
Mag die Plotbeschreibung auch wie ein alter, oft getragener Hut klingen, die Bilder, die wir dabei zu sehen bekommen, kommen mit solch einer visuellen Wucht daher, daß der Zuschauer die Geschehnisse um Lucie (hochgradig niedlich: Chloé Coulloud) trotzdem gebannt verfolgt – und, wir sind ja auch erst am Anfang des Films. Nach dem äußerst derbem Terror-Ritt INSIDE, den die entsprechenden deutschen Behörden dem hiesigen Publikum gar nicht zumuten wollten und beschlagnahmten, schlägt das Regieduo Bustillo & Maury hier den Weg des klassischen Horrorfilms mit phantastischen Elementen ein. Dabei begegnet man durchaus bekannten Elementen: Vor allem die alte Ballettlehrerin erinnert sehr an selbige aus Dario Argentos SUSPIRIA, während bei den Außenaufnahmen der Geist Jean Rollins zu spüren ist. Auch Versatzstücke der klassischen unheimlichen Literatur von E.T.A. Hoffmann bis Henry James kommen vor, statt einer nach Schema F verlaufenden Spukhaus- oder Vampirgeschichte bekommt man hier mehrere eigenwillige Einfälle und Ideen geboten. Daraus resultiert aber wohl auch das einzige Problem des Films: Gerade wenn es zum Ende hin in Richtung Fantasy schwankt, ging die Kreativität ein wenig mit den Machern durch, hier wäre dann vielleicht doch etwas Zurückhaltung angemessen gewesen. Unbedingt sehenswert – vor allem für Freunde klassischer Phantastik – bleibt der Film aber dennoch, denn solch eine üppige Anhäufung betörend-verstörender Bilder gab es wohl zuletzt in Guillermo del Toros PANS LABYRINTH.
Livide / Livid: Das Blut der Ballerinas, Frankreich 2011, Regie: Alexandre Bustillo / Julien Maury
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Ein Kommentar zu "Livid"
Ich muss sagen, dass mir gerade der Fantasy Teil gegen Ende sehr, sehr gut gefällt. Der „konventionelle“ Anfang ist aber auch nicht von schlechten Eltern und jagte mir einen Schauer nach dem anderen den Rücken runter.