DVD: Sand Sharks
Von Oliver Nöding // 20. April 2012 // Tagged: Corin Nemec, Horror, Monsterfilm, Sharxploitation, Tierhorror, Trash // 1 Kommentar
Ein Motocross-Fahrer vergnügt sich mit seiner Maschine in den Dünen an irgendeinem US-amerikanischen Strand. Doch nach einem Sturz will der Ofen einfach nicht mehr anspringen. Versuche, ihn wieder zu starten, verpuffen genauso folgenlos, wie die Rufe nach seinem Kumpel ungehört verhallen. Dann hält der Fahrer inne: Hat er da nicht etwas gehört? Ein Geräusch aus der Düne vor ihm? Als ihm ein riesiger Hai aus dem Sand entgegenspringt, ist es schon zu spät: Mit Fahrer und Motorrad im Maul taucht das Tier wieder ab, zurück bleibt nur ein rotes Fähnchen, das aus dem Sand ragt.
Nachdem ich mich hier zuletzt mit riesenhaften Würmern, Krokodilen, Alligatoren, Riesenhaien und dem „Sharktopus“ beschäftigt habe, nun also die „Sandhaie“: Urzeitfische, die sich nicht davon unterkriegen lassen, wenn der appetitliche Schwimmer den anscheinend sicheren Strand erreicht, sondern einfach im Sand weitertauchen; Tiere, deren charakteristische Rückenflosse nun auch an Land zu sehen ist und Panik verursacht. Die Idee ist zwar bescheuert, aber eigentlich gar nicht so schlecht. Sie erinnert ein bisschen an den schäbigen Frühachtziger-Heuler „Blood Beach – Horror am Strand“, in dem Strandspaziergänger von einem geheimnisvollen Monster in den Sand gezogen und dort dann verspeist wurden. Im Boden zu versinken muss eine menschliche Urangst sein, ebenso wie die, von einem Raubtier gefressen und so an wenig dominanter Stelle in die Nahrungskette eingegliedert zu werden. „Sand Sharks“ verbindet diese beiden Urängste zu einem Film, dessen größtes Problem neben vielen kleinen und weniger kleinen sicherlich jenes ist, dass er seinen Zuschauern jegliche Ambition verbaut, irgendeine definitive Position zu ihm einzunehmen: Ob man „Sand Sharks“ nun lustig und damit gut oder aber einfach nur missraten und unzulänglich findet, ist letztlich herzlich egal. Irgendwie ist beides das Gleiche.
„Sand Sharks“ ist wie die meisten in den letzten zehn Jahren auf den Markt geworfenen Tierhorror- und Monsterfilme eine billige Direct-to-DVD-Produktion, deren kreativer Schöpfungsprozess mit der Erfindung eines zugkräftigen Monsters gleichzeitig begann und endete. Der Rest sind eilig zusammengeklaubtes Flickwerk und miese Effekte aus dem Computer: Auf einer nicht näher benannten Urlaubsinsel, auf der ein vom schmierigen Bürgermeistersohn Jimmy Green (Corin Nemec) organisiertes Festival vor Jahren in eine Katastrophe mündete, plant eben jener Jimmy sein Comeback. Am Strand soll eine riesige Spring-Break-Party steigen und die Touristen, die nach besagtem Unglück in Scharen ferngeblieben waren, zurück auf die Insel locken. Dummerweise machen just in jenem Moment die titelgebenden Sand Sharks den Strand unsicher. Die Gier nach dem großen Geld verbaut natürlich allen den klaren Blick und so gibt es bald ein ordentliches Massaker, bis der alte, bärbeißige Sand-Shark-Jäger, den vorher keiner ernst genommen hatte, im Verbund mit der hochintelligenten Biologin, dem tapferen, rechtschaffenen Polizisten und dem sein Gewissen wiederentdeckenden Jimmy Green den Kampf gegen die gefräßigen Bestien aufnehmen und den Tag retten.
Diese generische Storyline, in der gleich ganze Szenen aus Steven Spielbergs Klassiker „Der weiße Hai“ nahezu originalgetreu nachgespielt werden (die Versammlung im Polizeirevier, die vom Haijäger unterbrochen wird, die beiden Angler, die des Nachts Bekanntschaft mit dem Ungetüm machen, der nervös zwischen den Strandbesuchern durchguckende Sheriff, sogar der Spaßvogel mit der Pappmaché-Haifischflosse), wird mit den gewohnt hässlichen CGI, zotigen Witzen, schlechten Schauspielern und Tittenmodels angereichtert und erweckt nie auch nur für eine Sekunde den Eindruck, dass irgendeiner der Beteiligten wirklich an einem ordentlichen Endergebnis interessiert gewesen wäre. Warum auch? Niemand erwartet schließlich einen wirklich guten Film, wenn er sich „Sand Sharks“ ausleiht, sondern vor allem dümmlichen Trash. Das ist dann auch die Crux des Films: Für unfreiwilligen Humor ist er zu reflektiert (er bemüht mehrfach unproduktive Injokes, als seien die Neunzigerjahre nie vorbeigegangen), für echten Witz einfach zu vorhersehbar. Einziger Lichtblick ist Hauptdarsteller Corin Nemec, an dessen Serien-Kultfigur Parker Lewis sich mancher Leser sicherlich noch gern zurückerinnert: Als goldkettentragender, dubioser Geschäftemacher erinnert er ein wenig an Robert Patrick, sorgt für das dringend nötige schauspielerische Profil und vor allem jenen ehrlichen Spaß an der Sache, der diesem Film sonst vor lauter Schabernack seltsamerweise gänzlich abgeht. Man würde den Quark gern mögen und für den bierseligen Abend weiterempfehlen, hier und da erkennt man das Potenzial, aber irgendwie steht ihm sein Kalkül im Weg, mit dem er seine budgetären Limitierungen lediglich als Absicherung vor ernstgemeinter Kritik instrumentiert, anstatt sie offensiv zur Tugend umzudeuten. Ein sehr typisches Problem vieler Trashfilme: Bei aller herausgestellter Unfähigkeit sind sie doch nur biederer Durchschnitt. Der ultimative Sandhai-Film muss also noch gedreht werden. Ich warte.
Sand Sharks (Mark Atkins, USA 2011)
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