The Visitor
Von Andreas Poletz // 14. Februar 2012 // Tagged: featured, Horror, Sci-Fi // Keine Kommentare
Nach Chi sei und Tentacoli produzierte Ovidio Assonitis dies: Er nennt sich wieder »Oliver Hellman«, der Regisseur (»Michael J. Paradise«) heißt aber auch tatsächlich so ähnlich.
Eine brauchbare Kopie des Films muss wohl noch auftauchen: die US-Fassung ist um 10 Minuten gekürzt, während die deutsche Fassung, die alle heiligen Zeiten im Fernsehen auftaucht, aussieht, als wäre sie zu lange im Regen gelegen. Aber dennoch kann sich der Film, fragmentarisch und traumartig, als ein Stück Gebrauchssurrealismus sehen lassen.
In einem herrlichen Prolog in windgepeitschter Einöde, wo der Himmel wie zerfließende Wasserfarben aussieht, steht John Huston und erblickt ein kleines Mädchen.
Franco Nero (!) in Jesus Christus-Makeup erzählt auf einem anderen Planeten kahlköpfigen Kindern vom Ursprung des Bösen.
In Atlanta, Georgia, planen – nachdem wir geduldig einem Basketball-Match zugesehen haben, dessen Ball am Ende explodiert – Leute im Nadelstreif die Wiederkunft des Bösen in Gestalt des Mädchens.
John Huston steht in der Szenerie herum.
Glenn Ford ahnt nach einem Unfall, der die Mutter des Mädchens verkrüppelt hat, etwas.
Und wird getötet.
Eine unheilschwangere Szene in einem Eislaufpalast.
Shelley Winters taucht in der Shelley Winters-Rolle auf.
John Huston blickt sorgenvoll drein.
Sam Peckinpah schaut kurz als Abtreibungsarzt vorbei.
Die Mutter rollt im Rollstuhl herum.
Vögel, ein Leitmotiv des Films, fliegen und zerhacken die Bösen.
Am Ende wird das Mädchen zu Franco Nero gebracht, um vermutlich »geheilt« zu werden.
John Huston dreht The Dead (1986) und stirbt.
Offensichtlich hat The Visitor mit einem Horrorfilm wenig gemein. Wenn die Macher nicht unter Drogen waren, haben sie so getan, als ob, und obwohl der Film kein Klischee ausläßt, entsteht ein merkwürdig planloser (realistischer?) Eindruck, der vielleicht auf Improvisation während des location shooting zurückzuführen ist, eher aber auf die erneute Weigerung des Films, der Gut-Böse-Polarisierung bis zum Ende zu folgen. Nicht nur entpuppt sich die schäbige Haushälterin als »gut«; selbst das »böse« Mädchen überlebt die Geschichte, und auch die Idee, das Böse als big business-Umtrieb zu zeigen, wird nur als trendige Pointe eingeführt. Und wiederum senken all jene, die Kohärenz als Wertmaßstab anlegen, gramzerfurcht die Köpfe.
Stridulum, Italien/USA 1979, Regie: Giulio Paradisi
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The Visitor – Die Ausserirdischen