Demnächst im Handel: Marius Müller-Westernhagen – Film-Klassiker-Edition
Von Redaktion // 22. Februar 2012 // // 2 Kommentare
Das kleine Label Pidax Film, verlässlicher Entdecker halbvergessener Serienschätze und Fernsehfilme, spendiert im April eine besonders schmucke Kollektion, die sieben völlig verschütteten Filmen mit Rockstar Marius Müller-Westernhagen (immerhin einer der wenigen deutschen Musiker der zu einer echten Marke avancierte) beinhaltet.
Vielleicht weil es sich fast ausschließlich um TV-Produktionen handelt ist über die einzelnen Titel nur wenig in Erfahrung zu bringen. Einzig Aufforderung zum Tanz (1977), den Vorgängerfilm zum wesentlich erfolgreicheren Theo gegen den Rest der Welt besitze ich noch als alte TV-Aufnahme, die nun ihren Dienst abgeleistet hat und in den Ruhestand treten darf. Mindestens so gut wie sein Nachzieher war allein schon die Veröffentlichung dieses ersten Theo-Films längst überfällig, ganz zu schweigen von völlig vergessenen Werken wie Der Tote bin Ich (1977), eine der wenigen Arbeiten von Alexander von Eschwege oder auch Sladek oder die Schwarze Armee, in dem Westernhagen an der Seite von Vadim Glowna zu sehen ist. Überhaupt sollte man diese Gelegenheit nutzen, Westernhagen als Schauspieler neu zu entdecken, ist sein verschrobenes Gesicht doch wie geschaffen für den deutschen Film der Siebzigerjahre. Ein Jammer, dass er nicht mal von Fassbinder besetzt wurde und stattdessen in den stocksteifen Autorenfilmchen einer Margarethe von Trotta herumstakste.
Während die meisten Filme, in denen er zu sehen war, eher dem Neuen Deutschen Film zugehörig sind, so ist beispielsweise Der Gehilfe eine der letzten Arbeiten des Routiniers Ludwig Cremer, der eher noch aus Opas Kino stammte und überwiegend konventionelle Theateradaptionen schuf. Andererseits wiederum ist Geteilte Freude, der einzige Film der Auswahl, der von einer Frau gedreht wurde, erst die zweite Arbeit von Gabi Kubach, die unter den ersten Studenten überhaupt an der HFF München abschloss und nach einem kurzen Kino-Intermezzo wieder beim Fernsehen landete. Dort ist sie im übrigen bis heute aktiv. Über die einzelnen Filme, die allesamt ihre DVD-Premiere feiern, kann ich an dieser Stelle also nur spekulieren, der cine-historische Verdienst dieser Box dürfte aber klar auf der Hand liegen. Immerhin: Bei Der Unfall stand Jost Vacano hinter der Kamera, beim Gehilfen sogar Michael Ballhaus, die Musik für Mosch stammt von Fassbinder-Komponist Peer Raben, Geteilte Freude bietet den jungen Dominik Graf in einem seiner wenigen Auftritte als Schauspieler. Die gähnende Leere der unten verlinkten IMDB-Einträge spricht eine deutliche Sprache: Es gibt vermutlich viel zu entdecken in diesen sieben Filmen. [ms]
Die Titel im Einzelnen:
– Der Unfall (Peter Beauvais, 1968)
– Sladek oder die Schwarze Armee (Oswald Döpke, 1976)
– Aufforderung zum Tanz (Peter F. Bringmann, 1977)
– Der Gehilfe (Ludwig Cremer, 1978)
– Der Tote bin ich (Alexander von Eschwege, 1979)
– Mosch (Tankred Dorst, 1980)
– Geteilte Freude (Gabi Kubach, 1980)
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Theo gegen den Rest der Welt
2 Kommentare zu "Demnächst im Handel: Marius Müller-Westernhagen – Film-Klassiker-Edition"
Ja, sehr schön solche Veröffentlichungen. Habe gerade heute in ein paar alten Heftchen aus den 80ern zum deutschen Fernsehspiel des ZDF geblättert, und von den zahlreichen Filmen die dort vorgestellt werden scheint heute so gut wie nichts mehr bekannt, oder in größerem maße zugänglich. Ein Jammer. Auch, dass Fernsehfilme früher lange Zeit nicht als „richtige“ Filme galten.
Pidax ist wirklich nur zu danken.
oh ja, da hast du Recht.