Exorcism
Von Andreas Poletz // 12. November 2011 // Tagged: Horror, Independent // 1 Kommentar
The Goodness of Society has just been Invaded by Evil. behauptet das Poster. Gerade eben. Haben Sie es nicht bemerkt?
Ja, das ist Christian horror mit der zu erwartenden Fallhöhe, rührender Egozentrik (die Hausfrau klagt: „It seemed that every demon in hell was trying to stop me from getting baptized“ – die Verdammten machen währenddessen wohl Zigarettenpause), anheimelnden Altmodischkeiten (eine Figur wird schon im Vorspann als „Evil Nurse“ bezeichnet, and indeed she is) und lehrreichen Informationen (wir erfahren, dass es keinen Sinn macht, eine Exorzismusformel „In the name of God“ zu sprechen, man muss vielmehr „In the name of Jesus“ sagen, sonst wirkt es nicht! Und Obacht: Wenn man in bestimmten Situationen, z.B. wenn das Telefon klingelt, „Hello“ sagt, können die Dämonen ins Haus) sowie einer Nahtoderfahrung im erstaunlich kleinen Vorzimmer der Hölle. Katholizismus ist übrigens zu nichts nütze, der Teufel hört nur auf Evangelikale.
Das ist trotz einiger Holprigkeiten technisch sauberer (35 mm) und manchmal auch darstellerisch erträglicher als vergleichbare Hallelujah-Filme aus Afrika, aber in seiner Ernsthaftigkeit ebenso komisch-rührend. Ein Priester zum anderen angesichts einer Nachrichtensendung: „My lord, this is so senseless… the spirits are going wild.“ Ein Dämon klagt einen Kleinkriminellen an: „You don’t value life!“ Ein Bischof doziert: „Today the majority of crimes are committed by possessed people!“ Vor dem Exorzismus bittet ein Priester seinen Assistenten: „If for any reason this does not go well, please don’t allow the demon to possess you.“
Ähnlichkeiten mit THE EXORCIST wären natürlich rein zufällig; weder Blatty noch Friedkin hätten es gewagt, als letztendliche Ursache der Besessenheit des Familienvaters sein Abhängen und Indenflurstellen des Kitschgemäldes eines schwarzen Engels (keines Dämonen, sondern eines guten Engels, der halt farbig ist) zu zeigen. Dass WASP-Familien solche Bilder im Schlafzimmer hängen haben, vermag ich freilich schwer zu glauben; da hat der gleichfarbige Autor/Regisseur William A. Baker wohl wunschgeträumt. Der aber kämpft weiter für die gute Sache und plant schon eine Fortsetzung in 3D – diesmal hoffentlich mit Erbsensuppe.
USA 2003, Regie: William A. Baker
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