Profane

Von  //  23. Oktober 2011  //  Tagged: , , ,  //  Keine Kommentare

2004 veröffentlichte der Niederländer Theo van Gogh den berüchtigten Kurzfilm Submission, in dem er eine muslimische Frau in traditioneller Kleidung und eindeutig sexualisierten Posen zeigte, ihren Körper mit Koranversen bedeckt, in denen es um Unzucht und deren Bestrafung geht. Die Protagonistin berichtete von ihrer gewalttätigen Ehe, von der Unterdrückung durch den Ehemann im Namen der Religion. Theo van Gogh wurde Opfer eines Attentats, der brutale Mord zog eine hitzige Debatte um Integrationspolitik und Islamisierung nach sich, die internationale Beachtung fand. Usama Alshaibis Profane begibt sich auf ähnlich dünnes Eis und stellt eine muslimische Domina in den Mittelpunkt, deren chaotisches und durchzechtes Leben bestimtm wird von den dunklen Schatten, die ihre Vergangenheit über sie wirft.

Die Jordanierin Muna (Manal Kara) hat sich abgekapselt von ihrer Familie und den tradierten Wertvorstellungen, mit denen sie aufgewachsen ist. In die USA gekommen um zu studieren, ging es steil bergab auf die Straße. Nach der Prostitution, die Muna sich selbst als emanzipatorisch (im Hinblick auf ihre Wurzeln) und angenehm (hinsichtlich ihres Spaßes am Sex) verkauft, ist sie zur Domina geworden und erfüllt ihren Kunden nun andere sexuelle Wünsche. Strap-On, Peitsche, Lack und Leder sind ihre Alltagsgegenstände, mit ihrer Dominanz über Männer sucht sie nach Kompensation. Muna steckt in einer stetig anschwellenden Krise, wird heimgesucht von Schuldgefühlen, in denen sie einen bösen Dschinn sieht. Ihre Freundin und Kollegin Mary (Molly Plunk) fördert ihr destruktives Verhalten, verhöhnt die Rudimente, die sich Muna aus ihrer Religion bewahrt hat, beschimpft den streng gläubigen und abstinenten Taxifahrer Ali (Dejan Mircea), auf den die beiden immer wieder zurückkommen wenn es zur nächsten Party oder zum zahlungswilligen Kunden geht.

Usama Alshaibi, der bislang lediglich auf Underground- und Special-Interest-Festivals in Erscheinung getreten ist – woran sich vorläufig auch nichts ändern wird -,  arbeitet fleißig eine ganze Reihe ikonoklastischer Bildarrangements ab, die er in einer hektischen Montage aneinander kleistert, ohne seine arg tendenziösen und überzeichneten Satire in eine entsprechende Form bringen zu können. Schnelle, mitunter hektische Schnitte zerfasern die im zittrigen Digi-Look ohnehin schon unruhigen Einstellungen. Der Film bemüht sich indes darum, diverse naheliegende Provokationen einzustreuen (die barbusige Muna beim Koranlesen könnte direkt aus Submission stammen) um die eigene Strukturlosigkeit zu übertünchen und hat zu seinem heiß aufgekochten Thema traurigerweise nichts bedenkenswertes zu sagen.

Im Soap-Opera-Gestus gespielte Kleinstepisoden, die weder in sich funktionieren noch als Ganzes ein dramaturgisches Gerüst errichten, lassen den Film ausgefranst und ideenlos erscheinen. Bemüht um eine relevante Stellungnahme, scheitert PROFANE vor allem weil: langweilig, überkommen und simplifizierend.

USA 2011 / Regie: Usama Alshaibi

Flattr this!

Über den Autor

Alle Artikel von

Schreibe einen Kommentar

comm comm comm