The Woman
Von Alex Klotz // 2. September 2011 // Tagged: Fantasy Filmfest, Horror // Keine Kommentare
Die Cleeks sind eine amerikanische Bilderbuch-Familie und leben in einem hübschen Haus nahe am Wald. Als Vater Chris – Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Erbschafts- und Immobilien-Angelegenheiten – eines morgens wie so oft zum Jagen in den Wald geht, kommt ihm ein seltenes Wild vor die Flinte: Eine Frau, die offenbar unbeeindruckt von jeglicher Zivilisation wie ein Tier im Wald lebt. Kurzerhand entschließt sich Chris, sie einzufangen und in der heimischen Scheune anzuketten. Sein Plan ist, dieses wilde Wesen zu zivilisieren. Während die jüngeren Kinder von diesem Vorhaben durchaus fasziniert sind, finden seine Frau und seine älteste Tochter es reichlich irritierend…
Obwohl der Film eine Fortsetzung von Andrew van den Houtens OFFSPRING (ebenfalls nach einer Vorlage von Jack Ketchum) ist, braucht man den – wesentlich schwächeren – Vorgängerfilm nicht unbedingt gesehen zu haben, um hier folgen zu können, denn der Film nutzt die Vorgeschichte nur als Basis, um eine vollkommen neue und eigenständige Story zu erzählen, bei der nur eine Figur die Schnittmenge bildet. THE WOMAN bekam kostenlose Publicity, als sich ein Zuschauer nach der Aufführung auf dem Sundance-Festival lauthals über die Frauenfeindlichkeit des Films beschwert hat und des Saals verwiesen werden mußte. Offensichtlich hatte der Herr extreme Rezeptionsdefizite, denn es ist schon ein Unterschied, ob ein Film frauenfeindlich ist oder einfach nur frauenfeindliche Taten darstellt – nach dieser Logik müßte man auch SCHINDLERS LISTE wegen Antisemitismus verdammen. Lucky McKees Film hat hingegen erfreulich viele Eier (oder sollte man, ähm, Eierstöcke sagen?) – im Gegensatz zu den momentan grassierenden Torture-Porns, die mit ihrem Zynismus nur versuchen, den Zuschauer möglichst hart in die Fresse zu hauen und einen Scheiß auf ihre Figuren geben, hat THE WOMAN trotz aller Härte durchaus etwas mitzuteilen, auch wenn vor allem im Finale der Gore scheinbar im Vordergrund zu stehen scheint. Das funktioniert einerseits durch den geschickten narrativen Aufbau – daß das wahre Monster nicht die Frau aus dem Wald ist, sondern der Patriarsch Chris Cleek, wird schon relativ früh angedeutet – andererseits durch die durchweg feinen Darstellerleistungen. Vor allem Polyanna McIntosh spielt sich hier so dermaßen die Seele aus dem Leib, daß sie einen bleibenden Eindruck hinterläßt. Ansonsten werden noch Wetten angenommen, ob der Film, der den amerikanischen Konservativismus wesentlich bissiger und effektiver aufs Korn nimmt als Kevin Smiths RED STATE, hierzulande ungeschnitten erscheinen darf.
USA 2011, Regie: Lucky McKee
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