The Nanny
Von Alex Klotz // 19. September 2011 // Tagged: Britisches Kino, Thriller // 3 Kommentare
Nach ihrem Comeback in Whatever happened to Baby Jane (dessen „Nachfolger“ Hush, Hush, Sweet Charlotte aka Wiegenlied für eine Leiche ich ja sogar noch ein Stückerl besser finde) wurde Bette Davis auch für einen der besten Hammer-Psychothriller verpflichtet. Ihre stark betonten Augenbrauen lassen sie hier fast schon wie eine Karikatur ihrer selbst aussehen, was sich aber glücklicherweise nicht in ihrem Spiel äußert, denn das ist professionell wie gehabt. Die Show wird ihr allerdings vom jungen William Dix gestohlen, der den verzogenen Rotzbengel, der selbst vor vorgetäuschtem Selbstmord (als das Publikum ihn das erste Mal sieht, baumelt er an der Zimmerdecke) nicht zurückschreckt, um der verhaßten Welt der Erwachsenen – vor allem älteren Damen – eins auszuwischen, mehr als überzeugend rüberbringt. Britische Produktionen der frühen 60er hatten wohl die glaubwürdigsten diabolisch wirkenden Kinderdarsteller, hier sei noch Martin Stephens erwähnt, dessen Auftritte in Village of the Damned und dem Geisterfilm-Klassiker The Innocents keiner so schnell vergessen kann. Bei Letzterem war er übrigens neben der auch hier agierenden Pamela Franklin (deren kurze Karriere fast nur aus Horrorfilmen und Psychothrillern bestand) zu sehen.
Das letzte Drittel des Films ist purer Terror und bietet neben einem nervenstrapazierend in die Länge gezogenem Mord auch eine durch Kameraverkantungen geprägte Rückblende in ein von Armut und Verfall gezeichnetes Arbeiterviertel, die Erinnerungen an das sozialkritische Free Cinema der 50er wachruft. Wie das Mauerwerk dort zerbröckelt auch die Familie von innen heraus, was den verständnislosen Vater und Upper Class-Snob (brillant wie immer: James Villiers) aber nicht davon abhält, auch gegenüber seiner nervenkranken Frau das Aufrechterhalten einer respektablen Fassade für das Maß aller Dinge zu halten. The Nanny ist ein hervorragend fotografierter Psychothriller mit einem großartigen Ensemble, der seine Spannung aus der Ambivalenz der Figuren zieht: Eine von vielen Perlen, die die Hammer Studios abseits ihrer Dracula- und Frankenstein-Serien produziert haben.
War es wirklich Mord?, GB 1965, Regie: Seth Holt
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War es wirklich Mord?
3 Kommentare zu "The Nanny"
Sonst versuchst dus mit der männlichen Variante: „He’s got Burt Lancaster Eyebrows“. ;)
Habe ich doch geahnt, daß ich dich damit ködern kann. ;) Anschaffen solltest du ihn dir aber trotzdem, auch wenn ich ihn jetzt schon besprochen habe. Ich rufe derweil bei Kim Carnes an und frage, ob ein Song namens „Bette Davis Eyebrows“ in Ordnung geht.
Wunderschön, dass du an „The Nanny“ erinnerst! Ich habe mir gerade in den letzten Tagen Gedanken darüber gemacht, ob ich ihn mir im Hinblick auf eine Besprechung anschaffen soll (was sich nun ja erledigt hat). Splatter-Mutti zieht heute bekanntlich happigere Dinge vor, mochte sie auch einst für die grossen Hammer-Filme schwärmen.
Und unter uns: Ich habe es als Freund abgehackter Hände auch eher mit „Sweet Charlotte“. ;)