DVD: Caged / Captifs

Für die Ärztin Carole (Zoé Félix) und ihre beiden Kollegen endet ein dreimonatiger humanitärer Einsatz in Bosnien. Auf dem Rückweg nach Frankreich werden sie von einer Straßensperre aufgehalten, da die Gegend von Minen geräumt wird. Man entschließt sich kurzerhand auf einen Waldweg abzubiegen und die Stelle zu umfahren, schließlich müsse man ein paar Kilometer weiter wieder auf die Hauptstraße gelangen. Dass man hingegen auf eine Horde schwerbewaffneter Kapuzenmänner trifft, war nicht geplant. Die Franzosen werden mit vorgehaltener Waffe in einen Lastwagen gesperrt und zu einem Verlies in einem Bauernhof verschleppt, wo sie in Käfige gesperrt werden. Auch andere, mental bereits schwer derangierte Gefangene lassen allerschlimmste Vermutungen aufkommen…

Ein weiterer französischer Horrorfilm, der vor politischem Hintergrund mit einer Backwood-Thematik enggeführt wird, lässt zunächst wenig Vorfreude aufkommen. Hostel und La Meute und Frontière(s) in einem Film? Von cineastisch zweifelhaften Torture Porn-Exponaten aus Serbien ganz zu schweigen… Doch Caged, so der etwas plakative deutsche Verleihtitel, geht eigene Wege. Das Debut von Yann Gozlan besticht zunächst durch seine atmosphärische Stimmigkeit, die weder durch beknackte One-Liner, noch durch billige Schocks oder untalentiertes Overacting gestört würde. Nein, dieser in drei klassische Akte gegliederte Film ist ein ernstzunehmender Versuch, dem harten französischen Horrorfilm – und Caged ist übrigens weit weniger derb und goregesättigt als die oben genannten Genrevertreter – einen niveauvoll gemachten Terrorizer hinzuzufügen, und sich dabei zugleich auf aktuelle politische Ereignisse zu stützen.

Und genau darin liegt auch die Schwäche dieses Films, der sich als einen derjenigen ausgibt, die auf „realen Ereignissen“ basieren. Im Kern nämlich geht es um die serbische Organhandelsmafia, die, gleichwohl existent, hier im Genrefilm selbstredend als übelstes, vodkasaufendes Pack dargestellt wird, das vor überhaupt nichts zurückschreckt – natürlich weder vor Menschenraub, noch vor Vergewaltigung oder Mord. Dass diese Kerle aber alle die ganze Zeit schwitzen, Unterhemden tragen, mit schweren Stiefeln die Umwelt zertreten, schießend durch den Wald rennen und sich sowieso nur brüllend unterhalten können, ist bisweilen schwer erträglich. Hier unterlaufen ihm plakative und billige Simplifizierungen, die nicht nötig gewesen wären. Im Umkehrschluss freilich stößt man sich nun an der Attraktivität der Protagonistin, die in ein durchgeschwitztes Trägertop gekleidet ist, welches sich später selbstverständlich noch blutrot färben wird. Die Sympathielenkung also ist etwas überdeutlich primitiv ausgefallen. Ärgerlich zudem ist die psychologische Disposition der Heldin: ihr macht ein Trauma aus Jugendtagen zu schaffen, da eine Freundin von Schäferhunden totgebissen wurde. Dass sich die serbischen Gangster keine Pudel halten, dürfte jedem klar sein. Die psychologische Ausdifferenzierung der Figur am Beginn des Films ist demnach lediglich ein Vorwand, um eine spätere Actionszene zu konstruieren (das Vorbeischleichen im Haus), und um dann im Finale die Verfolgungsjagd spannender gestalten zu können.

Caged ist ein ordentlicher Spannungsfilm mit einigen konzeptuellen Schwächen und einer politisch problematischen Verortung, der aber durch seine strenge Reduktion auf die Perspektive der Opfer, einen gelungenen Spannungsbogen und durch sein reduziertes Sounddesign zu unterhalten weiß.

Frankreich 2010; Regie: Yann Gozlan

Der Film erscheint am 30. 9. 2011 bei Koch Media als DVD und Blu-ray und ist von allem unnützen Bonusmaterial-Ballast befreit.

CAPTIFS : BANDE-ANNONCE HD von baryla

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