Poison for the Fairies
Von Alex Klotz // 23. Juli 2011 // Tagged: Horror, Lateinamerika // 2 Kommentare
Da ihre Eltern aufs Land gezogen sind, kommt die zehnjährige Flavia in den frühen 60er Jahren auf eine neue Schule. Bald hat sie mit der hübschen Veronica eine neue Freundin gefunden. Diese lebt bei ihrer greisen Großmutter, wird von einem abergläubischen Kindermädchen aufgezogen und ist fest davon überzeugt, eine Hexe zu sein. Um das ihrer neuen Freundin zu beweisen, verflucht sie deren Klavierlehrerin. Als diese kurz darauf tatsächlich stirbt, hat Veronica Flavia fest in ihrer Hand…
Der letzte Film des international immer noch sträflich vernachlässigten Carlos Enrique Taboada könnte sehr wohl sein Meisterstück sein. Waren in seinen bereits äußerst bemerkenswerten früheren Werken wie Hasta el viente tiene miedo oder El libro de piedra noch deutliche Parallelen zu den europäischen Meistern des Horrorfilms wie Mario Bava auszumachen, liefert er hier einen Film ab, zu dem einem kaum Vergleichbares einfällt. Konsequent aus der Perspektive der Kinder erzählt (von den meisten Erwachsenen sehen wir nie das Gesicht, es sei denn, sie sind Greise oder tot) folgt der Film auch der kindlichen Logik seiner Protagonistinnen bis an ein bitteres, aber äußerst konsequentes Ende. Dabei wird nicht nur die lebhafte Fantasie, die man in diesem Alter hat, thematisiert, sondern auch die Unfähigkeit mancher Erwachsener, sich in diesen Zustand zurückzuversetzen: Kind gewesen ist ja schließlich jeder mal.
Ein Film, der gleichsam finster und wunderschön ist, wozu neben ausgeklügeltem Plot, Score und Kamera vor allem die beiden jungen Hauptdarstellerinnen beitragen, die es trotz des hier ausgestellten Potenzials als Erwachsene nur noch in irgendwelche Telenovelas geschafft haben. Erwachsen werden ist halt meistens ziemlich Scheiße.
Veneno para las hadas, Mexiko 1984, Regie: Carlos Enrique Taboada
2 Kommentare zu "Poison for the Fairies"
Hmm, ganz so steril und ausgewalzt habe ich MAS NEGRO QUE LA NOCHE nicht empfunden, aber ich habe auch ein persönliches Faible für Katzenhorror und gehe mit derlei Filmen dann nicht so streng ins Gericht. Von den Horrorfilmen Taboadas ist er aber definitiv der schwächste, stimmt, dabei hat er ja z.B. einige Jahre zuvor in EL LIBRO DE PIEDRA die Gothic-Klischees bereits geschickt umschifft, bzw. ins Gegenteil verkehrt. Ich bin unbedingt dafür, daß ihr dem Mann noch eine Chance gibt. :)
Vor einigen Wochen haben (ET-)Andreas und ich versucht, uns Taboadas unter Fans offenbar sehr anerkannten „Más negro que la noche“ anzusehen, haben aber nach 40 Minuten aus Lustlosigkeit abgebrochen (was wir uns nur aufgrund unsere Cinemenschen-Ehre nur alle Lichtjahre einmal erlauben), da uns die ausgewalzten, geschwätzigen Erklärungen offensichtlicher okkulter Vorgänge (bzw. vielmehr Gothic Horror-Klischees) und die sterile Inszenierung an den Rand der Ermattung trieben.
Dieser Film sieht allerdings etwas interessanter aus und wenn ich Taboada in Zukunft nochmal eine Chance gebe (diese kultische Verehrung bei mexikanischen Horrorfans muss doch irgendwoher kommen), dann diese.