DVD: Erotibot
Von Marco Siedelman // 22. Juli 2011 // Tagged: Asien, Sci-Fi, Sexploitation, Trash // Keine Kommentare
Ein völlig durchgeknallter Wahnsinnstrip, auf den uns Naoyuki Tomomatsu mal wieder schickt. Der noch relativ junge Japaner lässt sich stilistisch ein wenig mit Takashi Miike in seinen verwegenen Digi-Werken (Visitor Q fällt einem ein) vergleichen und beliefert den Liebhaber des obskuren Asiatrashs seit fast fünfzehn Jahren regelmäßig mit drastischen Splatterfontänen als auch mit durchgeknallten Pornos, die es allerdings meist nicht auf den europäischen bzw. deutschen Markt schaffen. Kein Wunder, vermischen seine Grenzgänger doch häufig beide Elemente und verstören nicht selten mit expliziten Tabubrüchen. Seine bekanntesten Filme dürften bis heute die blutrünstigen, sich irgendwo zwischen Soap-Optik, experimentellem Neo-Cyberpunk und postpubertärer Albernheit einpendelnden Frühwerke Stacy und Eat the Schoolgirl sein, die die Marschrichtung für die weitere Karriere schon wenig dezent vorgegeben haben. Auch Erotibot spielt mit biomechanischen Utopien und Dystopien, fährt einen völlig aus dem Ruder gelaufenen, unverständlichen und enervierenden Plot auf und feuert aus allen Rohren auf sein Publikum ein. Da fließt gallonenweise Blut, was sich mit anhaltenden Sex-Szenarien, die hier allerdings nicht die Grenze zum Hardcore übertaumeln.
Wenngleich sich anmerken ließe, das Erotibot (der Film mit dem unausprechlichen Originaltitel) ziemlich frauenfeindlich ausgelegt werden kann und einen Sexismus kultiviert, der die ohnehin schon vollkommen fremdartige Kunstwelt des Films endgültig verzerrt. Die frühen Einsätze der Power Rangers sahen jedenfalls kaum schluderiger aus als das vorliegende Filmmaterial, das beinahe den Charakter eines Work-in-Progress-Films erhält – überhaupt scheint das ganze Projekt mit Spaß und Eifer umgesetzt, was trotz etlicher technischer Defizite unweigerlich anzieht. Gedreht wurde mit ordentlich overactenden japanischen Pornodarstellerinnen, unter ihnen die weltweit verehrte Maria Ozawa, die ihr süßes Püppchen-Image hier lustvoll aufs Korn nimmt. Hat man sich erst mit der gewöhnungsbedürftigen Plastik-Ästhetik angefreundet, kann Erotibot diebische Freude bereiten denn infantiler, aburder und surrealer als Tomomatsu inszeniert im Moment kaum einer.
Karei naru erogami-ke no ichizoku: Shinsô reijô wa denki shitsuji no yume o miru ka / Japan 2011 / R: Naoyuki Tomomatsu