Verbotene Liebe, 10: Sebastian

Von  //  28. April 2011  //  Tagged:  //  1 Kommentar

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Schon im Vorspann, der uns die wichtigsten Protagonisten entgegenzoomt, schwebt er nur halb zugewandt heran, nur halb lächelnd, uns aus kleinen, vorsichtigen Augen abschätzend. Als traute er es uns nicht zu, gute Menschen zu sein, d.h. ihn gern zu haben. Und Recht hat er, es fällt nicht leicht.

Seine Autoren und Regisseure schrieben ihn bisher ziemlich auf James Dean zu. Sie gaben ihm dessen coyotenhafte Geducktheit, das auf der Hut Sein, die aus einer Verletzung kommende, zur Verschlagenheit werdende Schwäche. Aber sie gaben ihm nicht Dean`s zerbrechlich-androgyne Hübschheit, die manchmal rührende Zerrissenheit, verzweifelte Vergeblichkeit. Wenn Dean einen Vater anklagt, dann jault und leidet er wie ein junger Hund. Sebastian hingegen hat mehr Verärgerung im Leib als Schmerz; er ist zu Daddy & Co. vor allem vorwurfsvoll. (Ist vorwurfsvoll sein deutsch sein?) Obwohl hochaggressiv, ist seine Ladung um einige Kaliber kleiner als die seines Cousins und Widersachers Ansgar. Ansgar spielt und taktiert mit seiner latenten Gewalttätigkeit souverän und genießerisch; man kann manchmal nicht umhin, seine robuste Dreistigkeit, zynische Ironie und coole Überheblichkeit beachtlich und erfrischend zu finden. Sebastian aber ist angespannt, gewurmt, verbissen, gehässig. Warum? Sein Vater Ludwig hat ihn nicht so lieb wie seinen ältesten Bruder Hagen. Und oft wird betont, dass sich Sebastian statt des verantwortungsscheuen Hagen um seine jüngeren Geschwister kümmern musste, als ihre Mutter starb (für die Ludwig lange unschuldig im Gefängnis saß). Diese Verantwortung habe den Juristen ernst, streng und bitter werden, nie richtig jung sein lassen. Wie der Cowboy in Morricones Song “Lonesome Billy”: Never friendly, never trusting, always looking to get even with the men who did him wrong. Aber mal sehen. Unter dem Einfluss seiner Kampfgenossin Tanja wird er gerade facettenreicher umgebaut.

Am nächsten Donnerstag an diesem Sendeplatz vielleicht mehr von Tanja. Sie ähnelt einer Frau in einem Roman von mir; da den bisher niemand wollte, konnte ich deshalb noch nicht verklagt werden. Das hat viel Schönes: Ich bleibe sicher hier in meiner selbstgestrickten Welt im Angesicht Verbotener Liebe.


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Über den Autor

Silvia Szymanski, geb. 1958 in Merkstein, war Sängerin/Songwriterin der Band "The Me-Janes" und veröffentlichte 1997 ihren Debutroman "Chemische Reinigung". Weitere Romane, Storys und Artikel folgten.

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Ein Kommentar zu "Verbotene Liebe, 10: Sebastian"

  1. Eckhard Heck 5. Mai 2011 um 09:47 Uhr · Antworten

    „Sebastian aber ist angespannt, gewurmt, verbissen, gehässig.“ Klingt irgendwie nach dem kleinen Bruder von Stuckrad-Barre :) Habe den kürzlich im TV gesehen. War der nicht zwischendurch mal als geheilt entlassen?

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