If Footmen Tire You, What Will Horses Do?

Von  //  4. April 2011  //   //  1 Kommentar

Ron Ormond hatte schon einige Jahre als Exploitation-Filmer auf dem Buckel (sein The Exotic Ones (1968) verbindet prächtigen Monsterschlock mit einer historisch unbezahlbaren Bestandsaufnahme der damaligen Nachtclubszene von New Orleans, und zu Mesa of Lost Women (1953) gäbe es auch noch einiges zu sagen), als er einen Flugzeugabsturz überlebte und daraufhin mitsamt Familie gläubig wurde und die altvertrauten filmischen Mittel zum, eh, Guten einzusetzen begann.

If Footmen Tire You, What Will Horses Do teilt zu ominöser Archivmusik aus den 50ern zunächst stolz mit: „Entire Production Under the Supervision of THE ORMOND ORGANIZATION Nashville, Tenn., U.S.A.“ – deswegen hat die Mafia dort auch nie Fuß gefasst – , um dann einen real life-Prediger mit dem schönen Namen Estus W. Pirkle zu Worte kommen zu lassen, der uns mit irrem Glimmen in den Äuglein mitteilt, daß, wenn sich nichts Grundlegendes ändert, in den nächsten 24 Monaten die Commies kommen und dann geht’s uns schlecht, was wir dann in originalgetreuen Nachinszenierungen unter voice overs zu sehen kriegen.

Gottesfürchtige Amerikaner werden da reihenweise indoktriniert („… communism is good… communism is good… communism is good…”), zur Zwangsarbeit gezwungen (an 363 Tagen im Jahr, nur zwei Tage sind der Verehrung der Commie-Führer gewidmet), gefoltert (Heugabeln in die Erde gerammt) und getötet (Leichen); dazwischen predigt Pirkle weiter seiner lobotomisiert dreinblickenden Gemeinde und in einer Nebenhandlung bekommt ein junges Mädchen ein Erweckungserlebnis (Sarg).

Unter den vielen Highlights: der besoffene russische Soldat will die blonde Amerikanerin vögeln und ihr Mann fordert ihn auf, das mit ihm auszumachen, einem kleinen Jungen werden Bambusstäbe in die Ohren gerammt, damit er das Wort Gottes nimmer hören kann, Pirkle begleitet die Erleuchtung einer jungen Frau mit orgiastisch hervorgestoßenen „yes… yes…”, und der Kommissar beweist den Kindern, dass Jesus – im Gegensatz zu Fidel Castro – nicht existiert, denn „there is no candy!!”

Mehr als drei Jahrzehnte später belegt Ormonds Werk seine Wirkung: die Commies sind noch immer nicht da, der Film aber ist ein klarer Fall für den Schrein. Oder zum Schrei’n. Jedenfalls unüberhörbar.

USA 1971, Regie: Ron Ormond

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Über den Autor

Andreas Poletz (1185 bis 1231), aus Chorazin gebürtig, beschrieb seine Seele als »einen schrecklichen Sturm, umhüllt von ewiger Nacht«, und behauptete, dass er aus Verzweiflung begann, seine Hände und Arme zu zerfleischen und mit den Zähnen bis auf die Knochen zu zernagen (incipit manus et bracchia dilacerare et cum dentibus corrodere useque ad ossa). Ist aber nicht wahr.

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Ein Kommentar zu "If Footmen Tire You, What Will Horses Do?"

  1. Eckhard Heck 5. April 2011 um 10:47 Uhr · Antworten

    sa-gen-haft.

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