DVD: Fish Tank – Das alte Coming-Of-Age Ding
Von Eckhard Heck // 6. April 2011 // Tagged: Britisches Kino // 1 Kommentar
Um es gleich vorweg zu nehmen, Fish Tank ist mir zu hysterisch, um wirklich zu überzeugen. Ich habe ganz stark den Eindruck, dass Andrea Arnold hier einfach zuviel auf einmal wollte. Abgesehen davon, sind „Die Schilderung der miserablen Lebensbedingungen von Englands Unterschicht [ ] für das europäische Gegenwartskino längst zu einer Art Gewohnheitsübung geworden“ wie es Manuel Schubert hier > filmanzeiger.blogspot.com | your-terrible-dancin-is-my-problm so treffend formuliert. Nichts Neues im Westen, also? Nicht wirklich. Solides, engagiertes Kino, aber die Rolle der Mia (Kathie Jarvis) ist zu überfrachtet. Sie ist Kind, Troublemaker, Tierschützerin, Lolita in einer Figur. Das wird irgendwann unübersichtlich.
Mia ist 15 und lebt in einer Sozialsiedlung im britischen Essex zusammen mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester, die beide „nerven“. Mia träumt von einer Karriere als Tänzerin. Stress hat sie so ziemlich mit jedem, die ihr über den Weg läuft. Als vorübergehender Ausweg aus der Adoleszenzkrise bietet sich eine ambivalente Beziehung zu Connor (Michael Fassbender) dem neuen Freud ihrer Mutter an, der sie in ihren Bemühungen um einen Job als Tänzerin unterstützt. Wie sich herausstellt, hat der aber bereits anderweitig familiäre Verpflichtungen und sowohl Mia, als auch ihre Mutter lediglich als billigen und willigen Zeitvertreib benutzt. Tragisch, aber wahr.
Kann schon sein, dass das alles realitätsnah ist. Zumindest präsentiert uns Arnold immerhin keinen Beautiful Loser á la Fame oder ähnliches, sondern eine leidlich mittelmässige Tanz-Performerin, deren Talent eher in deren Fantasie existiert als in realita. Und vermutlich pampen sich die Leute dort, wo sie im Film zuhause ist, wirklich so an. Aber mit wenigen Ausnahmen ballert mich der Film konstant mit „wichtigen“ Statements zu, die sich sehr schnell abnutzen. Ja, ich habe es gesehen, ich habe es gehört, ich möchte jetzt bitte etwas über das eigentliche Problem wissen!
Ich unterstelle mal, dass es Andrea Arnold nicht um die pure Oberfläche ging. Aber die präsentiert sie mir ohne Punkt und Komma und so bleibt der Film irgendwo zwischen den beiden Landmarken des britischen Kinos hängen, die gerne auf ihn angewendet werden – dem Kitchen Sink Kino eines Linsay Anderson und dem sozialen Realismus eines Ken Loach – wobei ich hier hängen bleiben eher als Kritik verstanden wissen will.
Einige Szenen isoliert als gelungen zu betrachten (was sie sind), ist eigentlich unsäglich. Bleibt also nur, diesen Film insgesamt als ansprechenden aber wenig beeindruckenden Versuch zu bewerten und sich auf Submarine zu freuen, der insgesamt und vor allem im Bezug auf the old Coming-Of-Age-Thing vielverprechender klingt. > moviewaffle.com | submarine-a-review/
Interessant, dass (sogar im Titel) eine ähnliche Metapher gewählt wurde. Das schreit nach einem Film-Clash, wenn ich den Streifen von Richard Ayoade gesehen habe und mit Wes Anderson’s Rushmore muss ich mich dann wohl auch mal zeitnah beschäftigen.
Fish Tank ist kürzlich auf DVD erschienen. Mit im Paket [bei der Original Criterion Collection DVD] sind auch die Kurzfilme von Andrea Arnold Milk (1998), Dog (2001) und Wasp (2003), die Gegenstand späterer Reviews sein werden.
Fish Tank (Andrea Arnold, GB 2009) OFDb
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Fish Tank
Ein Kommentar zu "DVD: Fish Tank – Das alte Coming-Of-Age Ding"
mir hat der Film sehr gut gefallen