The Hitler Gang
Von Andreas Poletz // 23. März 2011 // Tagged: Naziploitation // Keine Kommentare
Die oddity unter den Hitler-zu-Lebzeiten-Filmen: Produziert von Paramount, Regie von John Farrow, mit vielen alten Bekannten (Martin Kosleck mal wieder als Goebbels) und der erklärten Absicht historischer Korrektheit: Eine Spieldoku!
Freilich rutscht der Film mitunter aus und es gibt kleine Amüsements, die uns wachhalten: Röhm wird z.B. vorgestellt, indem er ein Bild mit halbnackten Ringern geraderückt und an Blumen schnüffelt. In einer key scene überlegt Hitler, wen man denn als Sündenbock nehmen könnte – hmmmm, Christenheit: nein; Bolschewiken: nein… ah, die Juden! Die Juden haben den Krieg angefangen und wollten den Frieden! Strasser wirft ein: „Please be logical! They cannot be responsible for both!“
Hitler: „I cannot work under these conditions!“
Other things we learn: Hess war unglücklich in Hitler verliebt (eine Theorie, die heute noch vertreten wird), Hitler hat sich im Wäscheschrank versteckt, um nicht nach Landsberg zu kommen, und was er mit Geli Raubal gemacht hat, nachdem die Tür zufiel, wollen wir uns gar nicht vorstellen: Wir hören keinen Schrei, aber schon nach wenigen Sekunden ein verzweifelt-stilles Schluchzen. Dramaturgisch funktioniert das durchaus, aber welche Perversion geht denn so schnell? Auch gibt es einen kuriosen Moment, wo Hitler nach einem politischen Erfolg einfach nur mal unschuldig happy ist und aussieht, als würde er gleich ein fröhliches Lied anstimmen.
Dem Filmtitel gemäß konzentriert sich die Story auf die Betrachtung der Nazi-Bosse als schlechtere Gangster und das Dritte Reich als eine von sexuell Devianten initiierte Mafiabande. Wozu man Hitler eigentlich in der NSDAP braucht, bleibt unklar: Er tritt als leicht minderbemittelter Frustbolzen auf, der von Himmler, Goebbels & Co. unauffällig durch die Ereignisse dirigiert wird. Höhepunkt des Films ist der Röhm-Putsch, und während Farrow hier ordentlich brutale Mißhandlungs- und Tötungsmomente hinkriegt, wird das Schicksal der Juden nur im Voice Over am Ende gestreift, und KZs kommen schon gar nicht vor.
Der Produzent, so geht die Sage, hat den Film initiiert, nachdem er OHM KRÜGER gesehen hatte und auch so effektive Propaganda machen wollte. Ergebnis: Die Zensur beschwerte sich über „an orgy of bestiality and brutality such as the civilized world has never witnessed“, die Kritiken waren durchwachsen und Thomas Mann fand den Film „öde“.
Whatever, jemand hat ihn bei youtube hochgeladen:
USA 1944, Regie: John Farrow