The Crazies – Fürchte deinen Nächsten

Unbescholtene Bürger einer Kleinstadt verwandeln sich in mordlüsterne Bestien – Schuld ist das Militär, genauer gesagt eine noch unerprobte Biowaffe. Funktionierte Romeros 73er-Original noch als doppelbödig-boshafte Parabel, wird vorliegendes Remake auf nackte Genremeschanismen herunter gebrochen. Der neue „Crazies“ ist also ein intellektuell vollständig entschlackter Horrorfilm, was ja nicht unbedingt ein Todesurteil bedeuten muss. Aus dem Gros der lieblos heruntergekurbelten Neuauflagen ragt er dennoch kaum heraus, fehlen ihm doch jene feisten Nackenschläge, die ein zwischenmenschlich derart unerbittlicher Stoff (die Infizierten schrecken nicht vor der Ermordung der eigenen Kinder zurück) bitter nötig gehabt hätte. Trotzdem lässt sich fest halten, das „Regisseur“ Breck Eisner („Sahara“) erstmals so etwas wie einen Film inszeniert hat, der sich ungeachtet der eher durchschnittlichen Effektarbeit bequem wegsnacken lässt.

Timothy Olyphant (bekannt aus der bahnbrechenden Westernserie „Deadwood“) macht das Beste aus seiner eher langweilig gezeichneten Heldenfigur, die sich kaum vom profillosen Actionhelden Hollywoods unterscheidet, eine wirkliche Identifikationsmöglichkeit bleibt weitgehend aus. Auch die Soldaten werden hier zu gefühllosen Killermaschinen stilisiert, während im Original gerade die allseitige Angst und Planlosigkeit ein glaubwürdiges Schreckens-Szenario bot. Wie so viele Remakes hinterlässt „The Crazies“ wohl kaum Spuren im Kopf des Zuschauers, auch wenn diesem die weggefeilten Kanten nicht weiter auffallen. Ich für meinen Teil würde mal gern wieder einen wirklich verstörenden Horrortrip im Kino genießen – bezeichnend, das es Rob Zombies unerbittlicher „Halloween II“ nicht auf deutsche Leinwände geschafft hat.

The Crazies / USA 2010 / Regie: Breck Eisner

erschienen in: Moviebeta 05/10

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